Mitten in Rosenheim:Das Blaue vom Himmel

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Die Gewitterzelle vom August war auch für die Rosenheimer Hagelflieger ein außergewöhnlicher Anblick. (Foto: Landratsamt Rosenheim)

Die Rosenheimer Hagelflieger zeigen sich überzeugt, das verheerende Unwetter vom August für die südöstlichen Teile Oberbayerns entschärft zu haben. Ob das stimmt, wird wohl eine Glaubensfrage bleiben.

Glosse von Matthias Köpf, Rosenheim

Blaise Pascal war ein gläubiger Mann und zugleich Mathematiker und Physiker, was er im 17. Jahrhundert gut vereinbaren konnte. Was er als Wissenschaftler davon gehalten hätte, mit Motorflugzeugen in Gewitterwolken zu fliegen und dort Silberiodid zu versprühen, damit die Feuchtigkeit nicht als Hagel, sondern nur als Regen niedergeht, ist offen. Diese Hagelfliegerei, wie sie ein Verein in Rosenheim seit Jahrzehnten praktiziert, wird zwar wissenschaftlich begleitet. Der Nachweis, dass sie wirklich etwas bringt, ist bisher aber nicht gelungen. Das Ganze bleibt also eine Glaubensfrage, ungefähr im Sinne der Pascalschen Wette.

Mit der wollte Pascal zeigen, dass es besser sei, wenigstens vorsorglich an Gott zu glauben. Denn wenn dieser wirklich existierte, würde er den Glauben im Jenseits belohnen und Unglauben bestrafen - und wenn er nicht existierte, dann halt nicht. Für die Hagelfliegerei ist das vielleicht ein bisschen kompliziert, zumal sie wohl nur im Diesseits stattfindet. Für sie lässt sich das auf eine Formel kürzen, die sich mindestens so bewährt hat wie die Hagelfliegerei: Hilft's nix, schadt's nix. Und groß geschadet wird sie auch heuer schon nicht haben.

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Dabei war schon von Schäden die Rede bei der Jahresversammlung des Hagelfliegervereins, der in Rosenheim mit seinen rund 8000 Gläubigen der größte Verein rundum ist. Denn inzwischen beziffert die Versicherungskammer Bayern den Sachschaden durch den Hagelsturm, der am 26. August unter anderem Bad Bayersoien und Benediktbeuern verwüstet hat, auf 230 Millionen Euro. Die Zerstörungsgewalt war demnach "absolut einzigartig".

Einzigartig war das Ereignis auch für die Hagelflieger - denn ansonsten hatten sie heuer so gut wie nichts zu tun. So geht es aus dem Jahresbericht hervor, den das Landratsamt Rosenheim als amtliche Heimat der Hagelflieger nun verschickt hat. Dort in Rosenheim hat jenes Unwetter den Auftakt des Herbstfests nicht verhagelt, sondern die Festwiese in Form von Starkregen unter Wasser gesetzt. Denn die Hagelpiloten hätten die Superzelle ein gutes Stück weiter westlich erreicht, wo ihnen "eine starke Verringerung der Hagelkörner" gelungen sei. Ob das stimmt, bleibt Glaubenssache. Aber falls nicht: Verglichen mit jenen 230 Millionen Euro werden die Kosten für die Hagelflieger in diesem Jahr jedenfalls kein ganz großer Schaden gewesen sein.

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