Man hüte sich davor, im Beisein von Löwen-Fans Witzchen über das Dasein in der dritten Liga zu machen. Schnell bekommt man da ein Gegenargument geliefert, das sich nicht abstreiten lässt: "Wir sind schließlich Deutscher Fußballmeister!" Auch wenn das im Fall vom TSV 1860 München schon eine Weile her ist, man muss ins Jahr 1966 gehen.
Ähnlich verhält es sich bei Gesprächen über den 1. FC Nürnberg. Dessen Anhänger betonen allzu gern, dass man mit neun Titeln Vize-Rekordmeister ist; und erst in den Achtzigern als Primus von Bayern München abgelöst wurde. Auch hier fand der letzte Triumph nicht gerade neulich statt, sondern 1968. "Die Tat ist alles, nichts der Ruhm", legt Goethe seinem Faust in den Mund. Doch lassen wir den Sechzgern und Clubberern ihre Freude.
Europawahl:An Maria Noichl erinnert man sich
Mit ihrer manchmal derben bayerischen Art galt die Spitzenkandidatin für die Europawahl früher als provinziell - doch sie überzeugte viele Kritiker.
Doch nun zur Bayernpartei im Europawahlkampf. Mangels Fünf-Prozent-Hürde wittert sie wie andere kleine Parteien Chancen - zumal sie zusammen mit der ÖDP (die bereits ein EU-Mandat hat) in Bayern traditionell als größere Kleine gilt. "Hol dir dein Europa zurück!" heißt einer ihrer Slogans im Kampf gegen ein zentralistisches Brüssel. Das freilich erinnert an die AfD und deren Spruch "Hol dir dein Land zurück!" So entspinnen sich gerade auf Facebook häufig Debatten zwischen Sympathisanten von AfD und Bayernpartei. Ob man nicht besser gleich die AfD wählen solle, fragte da ein User.
Die Antwort eines bajuwarischen Parteigängers lässt staunen: Da kam nichts zur AfD oder deren teildurchlässigen Membran zum rechtsradikalen Lager, nichts zu Vorfällen wie dem, als man kürzlich die erste Strophe der Nationalhymne absang. Sondern es kam das Argument: Anders als die AfD habe die Bayernpartei bewiesen, dass sie regieren kann. Da muss man gleichwohl Geschichtsbücher bemühen, um die Regierungsjahre zu finden: die waren von 1954 bis 1957 sowie von 1962 bis 1966. Just, als die Löwen Meister wurden.
Zu den Kleineren im aktuellen Wahlkampf im Freistaat gehören übrigens neben Tierschützern, Feministen, Humanisten oder Kommunisten auch Freie Wähler und FDP. Beide liegen in der jüngsten Bayerntrend-Umfrage bei drei, vier Prozent. Vielleicht sollten sie auf der Zielgeraden noch die Strategie ändern und mit Regierungserfahrung werben - was ja eindeutig kein Ausflug in die Historie wäre.