Umstrittener Liedtext:Erste Stadt verbietet das Donaulied

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Das Donaulied ist auf Volksfesten nicht nur in Bayern beliebt. (Foto: Stephan Rumpf)

Weil darin eine Vergewaltigung beschrieben wird, fordert eine Initiative aus Passau, dass der Song auf Volksfesten nicht mehr erklingen darf. Genau das hat nun der Stadtrat von Montabaur beschlossen.

In einer Version des "Donauliedes" wird von der Vergewaltigung eines schlafenden Mädchens gesungen: Eine Passauer Initiative gegen das Lied zieht Kreise. Die Stadt Montabaur im Westerwaldkreis in Rheinland-Pfalz beispielsweise will das Singen des umstrittenen Liedes in Bierzelten künftig verhindern, wie Bürgermeisterin Gabriele Wieland (CDU) mitteilte. Passaus Oberbürgermeister Jürgen Dupper (SPD) hatte der Gruppe um die Studentin Corinna Schütz bereits Anfang Juni seine Unterstützung zugesagt.

Er will mit den örtlichen Festwirten das Gespräch suchen, da diese für die Verpflichtung der Bands zuständig seien. Er wolle bis zur Dult 2021 "eine gute Lösung" zum Donaulied finden. "Ich bin zuversichtlich, dass wir bei gutem Willen aller Beteiligter in Zukunft die Passauer Dulten ohne dieses Lied feiern können."

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Das Donaulied wird schon seit Generationen bei Feiern gegrölt, kaum jemanden hat es gestört, dass darin die Vergewaltigung einer schlafenden Frau besungen wird. Jetzt hat eine Studentin eine Petition dagegen gestartet.

Von Hans Kratzer

Eine Stadträtin aus Montabaur nahm die Online-Petition aus Niederbayern zum Anlass, selbst aktiv zu werden, und regte eine Abschaffung des Liedes auf dem dortigen Volksfest an. Montabaurs Bürgermeisterin sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Auf Initiative eines Stadtratsmitglieds haben wir beschlossen, dass wir bei Vertragsabschluss mit Bands vereinbaren, dass sie das Donaulied nicht spielen." Sie gehe davon aus, dass sich die Bands daran halten.

Etwa 35 000 Menschen aus ganz Deutschland hatten bis Dienstag eine Online-Petition, nach der das Donaulied auf Volksfesten in Passau nicht mehr gespielt werden soll, unterzeichnet. In Regensburg haben Unterstützer eine "Schwester-Petition" gestartet, die sich ebenfalls gegen das Lied ausspricht. Das verstünden sie als Auftrag, sich weiterhin gegen Sexismus auf Volksfesten zu engagieren, sagte Schütz.

Das Donaulied beschreibt die Vergewaltigung eines schlafenden Mädchens und wird oft in Bierzelten gespielt. In dem Text heißt es unter anderem: "Ich machte mich über die Schlafende her, Ohohoholalala, Sie hörte das Rauschen der Donau nicht mehr, Ohohoholalala" oder "Mein Mädchen, mein Mädchen, was regst du dich auf, Ohohoholalala, Für mich war es schön und für dich sicher auch, Ohohoholalala".

Zuspruch für ihre Petition hatte Schütz von Vertretern verschiedener Parteien bekommen. Die Gruppe versteht sich als überparteilich und will alle gesellschaftlichen Gruppen ansprechen. Auch die bayerische Sozialministerin Carolina Trautner (CSU) meldete sich zwischenzeitlich zu Wort: "Unsere Gesellschaft darf Gewalt, egal in welcher Form, nicht bagatellisieren oder verharmlosen - auch nicht in unserer Sprache." Mädchen und Frauen müssten es sich nicht gefallen lassen oder schweigen, wenn sie sich belästigt fühlen. "Schon Worte können verletzen. Da hört für mich der Spaß auf", sagte Trautner.

Allerdings erntete die Passauer Gruppe auch Spott, Beleidigungen und Kritik, nach dem Motto - das Lied sei nicht so schlimm und schließlich nicht ernst gemeint. Einige Verfechter des Donauliedes initiierten im Internet eine Gegen-Petition, die bislang fast 5500 Unterzeichner fand.

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