Die Woche in Bayern:Söders Inszenierungen, kleine CSU-Asylwende, Streit um Familiengeld

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Markus Söder in der Wallfahrtskirche in Ziemetshausen. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Was war los in der bayerischen Politik? Ein Rückblick.

Von Katja Auer

Diese Woche haben wir Ihnen in der gedruckten Zeitung etwas vorenthalten: Ein Foto des Ministerpräsidenten. Genau genommen haben wir es Ihnen sogar wegen des Ministerpräsidenten vorenthalten, weil Markus Söder auf den Bildern gar so andächtig guckt.

Am Mittwoch tagte das Kabinett in Schwaben, es wurde beschlossen, die Inklusion voranzutreiben, Wohnraum für Menschen mit Behinderung stärker zu fördern und öffentliche Verkehrsmittel behindertengerecht auszustatten. Sinnvolle Dinge. Da wurde nicht sehr viel fotografiert.

Zuvor allerdings hatte Söder die Wallfahrtskirche Maria Vesperbild besucht und dort die Bayernhymne gesungen und eine Kerze angezündet. Das Ganze hat nicht sehr lange gedauert, unser Korrespondent Christian Rost war dabei, aber lange genug, damit die Fotografen ein paar schöne Bilder vom betenden Ministerpräsidenten machen konnten. Zumindest auf Papier wollten wir Ihnen diese Inszenierung ersparen. Im Internet entkommt man Söder schon allein deshalb nicht, weil er selbst ja auch noch für einen beständigen Strom an wundersamen Bildern sorgt. Das jüngste Beispiel ist das Welpenfoto, das er getwittert hat - und das bei uns, wie Sie unten lesen können, auch einige Fragen aufgeworfen hat.

Auf besagtem Kirchenbild jedenfalls soll Söder für Bayern gebetet haben, das ist nett von ihm, aber dann hat ihm mal wieder Berlin reingefunkt. Das Familiengeld, das er eigens für den Wahlkampf erfunden hat, soll auf Hartz IV angerechnet werden, ließ das Bundessozialministerium wissen, damit wird das schöne Geld eine Sozialleistung für Besserverdiener. Die CSU reagiert gewohnt rebellisch, sie will es trotzdem allen auszahlen. Der Streit ist noch nicht ausgestanden, wir werden Sie auf dem Laufenden halten.

Genauso wie über die Asylpolitik, die in den vergangenen Wochen ja ein arg dominantes Thema war. Und mit ihren scharfen Tönen gar nicht so erfolgreich für die CSU, wie die Umfragen zeigen. Deshalb hat Innenminister Joachim Herrmann unserer Landtagskorrespondentin Lisa Schnell nun erzählt, dass die Lage eigentlich gar nicht so schlecht ist. Die Zahl der Asylbewerber ist auf dem niedrigsten Stand seit drei Jahren und überhaupt funktioniere vieles ganz gut. Ganz neue Töne.

Das wiederum lässt sich von der SPD nicht behaupten, bei den Genossen hört man immer die gleiche Klage. Schlechte Werte, schlechte Stimmung. So richtig will sich die Motivation für den Wahlkampf deswegen nicht einstellen. In der Stadt zumindest, auf dem Land wiederum scheinen die SPD-Mitglieder leidensfähiger zu sein. Dort lassen sie sich von den miserablen Umfragewerten nicht einschüchtern.

Noch ist ja Ferienzeit und der Wahlkampf gar nicht richtig losgegangen. Selbst das Kabinett macht jetzt eine kleine Sommerpause.Wir bleiben da und unterhalten Sie hoffentlich mit unserer neuen Serie "Bayern-Inventar". Darin stellen wir Ihnen Stücke vor, die mal im Museum der Bayerischen Geschichte gezeigt werden sollen und erzählen ihre Geschichte. Zum Beispiel die vom Trikot von Speerwurf-Olympiasieger von 1972, Klaus Wolfermann.

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Glosse von Elisa Britzelmeier

Diese Woche steht er endlich im Kalender, der 18.8.18 - diese Schnapszahl soll, wie allenthalben vermeldet, ja zu regelrechten Erstürmungen der Standesämter führen. Dass das Datum beliebt bei vermählungswilligen Paaren ist, liegt auf der Hand. Ein vergessener Hochzeitstag gilt manchen Leuten schließlich als Scheidungsgrund, mit der Eselsbrücke aber ist man fast auf der sicheren Seite. Ganz gut passt das besondere Datum auch zur grassierenden "Eventisierung" von Hochzeiten, wie sie Experten als Trend ausmachen.

Doch nun das: Im Freistaat soll das Interesse an dem Hochzeitstermin geringer sein als gedacht - das ermittelte die Deutsche Presse-Agentur bei Standesämtern im Freistaat. Zwar seien die Termine mittlerweile ausgebucht, das hat demnach aber in Regensburg, Augsburg, Nürnberg und München erstaunlich lange gedauert.

Zahlen für Straubing gab es nicht, dort wird aber anderweitig gefeiert. Das Gäubodenfest hat begonnen, das zweitgrößte Volksfest Bayerns dauert bis zum 20. August, mehr als eine Million Gäste werden erwartet

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