Das Coronavirus hat sich innerhalb weniger Tage nach Bekanntwerden des ersten deutschen Falls weiter ausgebreitet. Wie das bayerische Gesundheitsministerium am Dienstagabend mitteilte, haben sich drei weitere Menschen mit dem neuartigen Virus infiziert. Die vier Fälle stehen in Zusammenhang. Alle Infizierten arbeiten bei der Firma Webasto im Landkreis Starnberg.
Das Virus, das erstmals zur Zeit des Jahreswechsels in der chinesischen Millionenmetropole Wuhan aufgetreten war, gelangte vermutlich in der vergangenen Woche nach Deutschland. Bei einer Fortbildungsveranstaltung des international tätigen Automobilzulieferers Webasto am Dienstag vergangener Woche hatte eine chinesische Kollegin teilgenommen, die die Krankheit nach Bayern gebracht haben könnte. Die Frau war erst bei ihrer Rückkehr nach China positiv auf das Virus getestet worden.
Unklar ist nach Angaben eines Ministeriumssprechers bislang, ob sich auch die neuen Patienten direkt bei der chinesischen Kollegin angesteckt haben - oder ob das Virus von dem deutschen Kollegen übertragen wurde.
Wie bereits der erste Fall, sollen auch die weiteren Patienten im Münchner Klinikum Schwabing stationär aufgenommen und dort medizinisch überwacht und isoliert werden. Bei einigen weiteren Kontaktpersonen läuft derzeit ein Test, ob auch hier eine Infizierung mit dem Coronavirus vorliegt.
Webasto schließt Firmenzentrale vorübergehend
Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml erklärte am Dienstagabend in einem Statement, dass etwa 40 Mitarbeiter der Firma ermittelt worden seien, die als enge Kontaktpersonen in Frage kommen würden. Die Betroffenen sollen am Mittwoch vorsichtshalber getestet werden. "Außerdem werden sie von der 'Task Force Infektiologie' des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit eingehend befragt", betonte Huml.
Das Unternehmen Webasto erklärte in einer Mitteilung, dass es in engem Austausch mit den zuständigen Behörden stehe und sich an den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts orientiere. Am Dienstagabend teilte die Firmengruppe mit, dass der Standort Stockdorf bis zum 2. Februar vorübergehend geschlossen werde. Während dieses Zeitraums sollen Mitarbeiter der Firmenzentrale auch keine Dienstreisen vornehmen. Reisen an Firmanstandorte in China würden darüber hinaus für die kommenden zwei Wochen ausgesetzt.
Fast 6000 Menschen sollen sich in China bereits mit dem Coronavirus infiziert haben. In der Provinz Hubei, zu der auch Wuhan gehört, sollen 130 Menschen an der Krankheit gestorben sein.