Coronavirus im Landkreis Starnberg:Gesundheitsamt muss Kontaktpersonen "ganz rasch" ermitteln

Lesezeit: 2 min

  • Das Gesundheitsamts Starnberg ermittelt, wer mit dem Webasto-Mitarbeiter und seiner chinesischen Referentin Kontakt hatte, die beide mit dem Coronavirus infiziert sind.
  • Dabei drückt der Leiter, Lorenz Schröfl, aufs Tempo. Es werden Vorbereitungen für eine zügige Diagnose getroffen.
  • Das Gesundheitsamt, Krankenhäuser und Ärzte informieren die Öffentlichkeit fortlaufend über das Virus und über Vorsichtsmaßnahmen, um Ansteckungen zu verhindern.

Von Michael Berzl und Christine Setzwein, Starnberg

Seit Montagabend kommt Lorenz Schröfl, Leiter des Starnberger Gesundheitsamts, nicht mehr zur Ruhe. Der Mediziner ist derzeit bis spät in die Nacht in Sachen Coronavirus unterwegs. Schröfls wichtigste Aufgabe ist es herauszufinden, mit wem der 33-jährige Webasto-Mitarbeiter aus dem Landkreis Landsberg und eine Referentin aus Shanghai, an der dieser sich infiziert hatte, in Kontakt waren. Am Dienstagnachmittag hat er sich deshalb mit der Unternehmensleitung in Stockdorf getroffen. Zuvor hatte er schon sämtliche Ärzte im Landkreis per Rundschreiben informiert, wie sie sich bei Verdachtsfällen verhalten sollen. Dazu steht Schröfl ständig in Kontakt mit Vertretern von Gesundheitsministerium in München und Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Erlangen. Schröfl ist federführend in einem Fall, der Aufsehen erregt; schließlich ist es die erste Coronavirus-Infektion in Deutschland, die in seinen Zuständigkeitsbereich fällt.

Derzeit würden 40 enge Kontaktpersonen in Firma und Familie überprüft, sagte der Leiter der "Task-Force Infektiologie" des LGL, Martin Hoch. Das müsse "ganz rasch" geschehen, die Zahl könne noch steigen. Unter Beobachtung steht auch ein Kindergarten, den das Kind des Erkrankten besucht. Als enger Kontakt gilt eine "Face to Face"-Begegnung mit einem Abstand unter zwei Metern, die mindestens 15 Minuten gedauert hat, erläuterte Landratsamtssprecherin Barbara Beck.

Coronavirus-Newsblog für Bayern
:Personen-Obergrenze für private Partys: Wie viele dürfen noch feiern?

Bayern schließt angesichts steigender Corona-Infektionen neue Auflagen nicht aus. Schon wieder gibt es Probleme bei den Tests an den Autobahnen. Alle Entwicklungen im Newsblog.

Damit Praxen und Kliniken Vorgaben haben, wie sie mit Verdachtsfällen umgehen sollen, hat Gesundheitsamtsleiter Schröfl ein Rundschreiben mit genauen Anweisungen verschickt. Spezielle Untersuchungen auf das gefürchtete Virus sind demnach nur nötig, wenn bestimmte Atembeschwerden nachgewiesen sind und ein Patient bis höchstens zwei Wochen vor der Erkrankung in China war oder Kontakt zu einem Infizierten hatte. Für die Diagnose ist ein Abstrich im Rachen notwendig, teilt Schröfl mit. Für einen schnellen Transport dieser Proben steht ein eigener Kurierdienst des Landratsamtes bereit.

Um Verunsicherungen vorzubeugen, setzt auch das Starnberger Krankenhaus auf Information. "Unser Hygieneteam erstellt eine Handlungsanweisung für den Fall der Fälle", berichtete Kliniksprecher Stefan Berger. Dieses Schreiben solle an alle Stationen, die Notaufnahme und am Empfang verteilt werden. Wie sehr der erste nachgewiesene Fall einer Infizierung mit dem Coronavirus in unmittelbarer Umgebung verunsichern kann, haben die Behörden zu spüren bekommen. Schon am Vormittag hätten sich im Landratsamt zahlreiche Anrufer gemeldet, berichtet Sprecherin Beck. Neun Mitarbeiter des Gesundheitsamts seien bis Mittag damit beschäftigt gewesen, Fragen zu beantworten.

Das muss auch Alexander Bürger. Der Weßlinger Internist berichtete am Dienstag von einer besorgten Patientin, die in die Praxis kam, um sich zu untersuchen lassen. Zwei Chinesinnen, die in der Region arbeiten, habe er beraten. Ansonsten "hält sich die Hysterie in Grenzen", sagte Bürger.

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen hat am Dienstag alle 1800 Mitarbeiter in Oberpfaffenhofen "auf Basis des Robert-Koch-Instituts informiert", sagte Sprecherin Bernadette Jung. Jede Reise nach China werde geprüft, ob sie wirklich nötig sei. Für Kollegen, die nach China müssen oder von dort kommen, gebe es ein Notfall- und Krisenmanagement.

© SZ vom 29.01.2020 / rzl, csn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Erster Fall in Deutschland
:Kontakt mit Coronavirus-Patienten: 40 weitere Personen ermittelt

Ein 33-Jähriger aus dem Landkreis Landsberg hat sich mit dem neuen Virus infiziert und liegt nun in einem Münchner Krankenhaus. Dem Patienten geht es gut. Doch für die Behörden beginnt nun die Arbeit, auch einen Kindergarten haben sie im Blick.

Von Kassian Stroh

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: