Der Tod tritt aller bisherigen Erfahrung nach ja überall mal ein und auf. Aber weil das meistens eher grausig als gnädig klingt, soll der höchstpersönliche Tod auf Bairisch manchmal doch lieber Boandlkramer heißen. Und dieser Boandlkramer ist auch in diesem Sommer wieder kaum heruntergekommen von Bayerns Bühnen, sei es jetzt bei den Paradiesspielen in Pfaffenhofen an der Ilm, im Passionstheater in Oberammergau, auf der Luisenburg in Wunsiedel oder bei noch etlichen anderen Freilicht-, Freiluft-, Laien- und Bauernbühnen. Ein gewisser Kaspar Brandner bekam es dort regelmäßig mit ihm zu tun, aber der Brandner Kaspar ist halt auch unsterblich - Handlung hin, Boandlkramer her.
Ein Dauerbrenner ist er jedenfalls, obwohl der Brandner am Ende ja gar nicht auf ewig in der Hölle brutzeln muss, sondern doch in den Himmel darf. Dass es dort droben offenbar irgendwie ausschaut wie daheim am Tegernsee, das stellt sich bei der finalen Reise mit dem Boandlkramer heraus, die zumindest vom Brandner eigentlich nur als Tagesausflug geplant war. Aber dann ist es halt doch recht schön im Himmel, wo es im Gegensatz zum Tegernsee aber wahrscheinlich nur wenige Zweitwohnungen und Drittvillen mit heruntergelassenen Jalousien gibt. Sonst fände einer wie der Brandner wahrscheinlich vor lauter Münchnern im Himmel kaum mehr eine Wohnung.
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"Der Brandner Kaspar schaut ins Paradies", heißt die erste Bühnenfassung von Joseph Maria Lutz, die nun in dessen Heimatstadt Pfaffenhofen auf die Bühne kam, und er hat "das ewig' Leben", gemäß dem Titel der zweiten Fassung von Kurt Wilhelm, die erst im Münchner Residenztheater und seit 2005 im Volkstheater praktisch in Dauerschleife läuft. Inzwischen kehrt der Brandner Kaspar sogar nochmal zurück, wie in jener Fortsetzung, die zuletzt an der Luisenburg gegeben wurde.
Aber warum kommt er denn immer wieder, der Brandner Kaspar? Vielleicht hat sein Erfinder Franz von Kobell 1871 ja selber den Boandlkramer mit Kerschgeist abgefüllt und ihm dann beim Karteln das ewige Leben abgeluchst für seine Figuren. Denn das ist ja das Schöne am jährlichen Sommertheater um den Brandner Kaspar: Dass der Tod mit sich handeln lässt und sich ein bisschen bescheißen, und am Ende ist es doch ganz gut jenseits des Tegernsees. Nächstes Jahr sind sie aber ohne Zweifel zurück. Und der Sommer auch.