Unter Bayern:Es wird Zeit, meine Herren!

Lesezeit: 1 min

Bessere Zeiten: Armin Laschet und Markus Söder 2019 in Münster, als sie noch eher Parteifreunde waren. (Foto: Guido Kirchner/dpa)

Von der Zukunft weiß man nichts. Umso mehr Vergnügen kann es machen zu spekulieren: über passende Marmelade, rasierte Mähnen, die Wahl des Hintergrunds oder eine Kanzlerkandidatur.

Glosse von Katja Auer

Ein, zwei Wochen, drei höchstens, länger wird es wohl nicht mehr gehen das hemmungslose Spekulieren. Hat die Union erst ihren Kanzlerkandidaten bestimmt, macht das wilde Zusammenreimen, wer was werden könnte und warum, nur noch halb so viel Spaß. Bis dahin los, wer nicht über Inzidenzzahlen grübeln will oder darüber, ob der Baumarkt nächste Woche Klopapier verkauft und die Buchhändler in den Wechselunterricht müssen.

Will Markus Söder also Kanzler werden, weil er neulich eine Bodensee-Kulisse als Hintergrund wählte für die Schalte zu Markus Lanz anstelle der Nürnberger Kaiserburg? Hat ihn schon jemand Currywurst essen sehen statt Drei im Weckla? Bekommt er Tipps von Edmund Stoiber? 19 Jahre ist es her, dass er mit Angela Merkel in Wolfratshausen beim Frühstück saß und hernach als Kanzlerkandidat vom Tisch aufstand. Welche ist überhaupt die passende Marmelade für solche Anlässe? Schwarze Johannisbeere?

Newsletter abonnieren
:Mei Bayern-Newsletter

Alles Wichtige zur Landespolitik und Geschichten aus dem Freistaat - direkt in Ihrem Postfach. Kostenlos anmelden.

Und wenn Söder Kanzler wird, bekommt Bayern dann eine Chefin? Wird Ilse Aigner Ministerpräsidentin und rasiert den Löwen in Bayerns Wappen erst mal die Mähnen ab? Oder wird's Finanzminister Albert Füracker, damit alles so läuft, wie es der Chef in Berlin wünscht? Und muss dann der Erwin Huber noch mal den Finanzminister machen?

Was soll überhaupt aus Hubert Aiwanger werden ohne Markus Söder? Will der am Ende mit nach Berlin? In Bayern könnte es für ihn vorbei sein mit der Kabinettskarriere, folgt man der Gesetzmäßigkeit, dass jedes Mal, wenn die CSU einen Kanzlerkandidaten stellte, die Bundestagswahl zwar verloren ging, aber eine absolute Mehrheit für die CSU bei der Landtagswahl nach sich zog. Käme Söder also ruhmreich zurück im Fall einer verlorenen Wahl und bliebe bis ans Ende seiner Tage Ministerpräsident? Bis Katharina Schulze von den Grünen übernimmt, weil aus der CSU niemand mehr mitmachen will, wenn nebenher keine lukrativen Geschäfte gemacht werden dürfen?

Erlebt am Ende gar die Bayern-SPD eine Renaissance? Regiert mit in einem grün-roten Kabinett im Freistaat? Nun gut, jetzt geht es zu weit mit der Spekulation, jetzt wird's wirr. Herr Söder, Herr Laschet, Sie sehen, es wird Zeit für eine Entscheidung.

© SZ vom 10.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMeinungKanzlerkandidatur
:Markus, der Starke

Ja, Söder will Kanzler werden, aber mehr mit dem Bauch als mit dem Kopf. Noch hält der CSU-Chef sich zurück. Nur eines ist schon klar: Jetzt wird's schmutzig.

Kommentar von Roman Deininger

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: