Mit dem Sommer ist es ja so eine Sache: Wenn er endlich da ist, fällt einem wieder ein, dass er gar nicht so großartig ist, wie die Vorfreude auf ihn. In der Vorstellung läuft ein Sommer in etwa so ab: Morgens wird man von Vogelgezwitscher und Bienengebrummel geweckt, weil die CSU die Natur erfunden hat und für deren freie Entfaltung in Bayern sorgt.
Anschließend wirft man sich irgendwas Luftiges aus ungefärbtem Leinen über, das man in den drei anderen Jahreszeiten nicht mal zum Putzen verwenden würde. In der Mittagspause ernährt man sich von Affogato, weil Bayern halt das nördlichste Dings von Italien ist. Und abends sitzt man im Biergarten am Wasser.
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Seit man im bayerischen Klima auch Mangos anbauen kann, gestaltet sich der Sommer aber eher so: Morgens wird man von der nächsten Waldbrandmeldung geweckt, anschließend kleistert man sich mit Sonnencreme zu. Hubert Aiwanger würde dazu eventuell staatlich verordnetes Anti-Hautkrebs-Gaga sagen.
In der Mittagspause trinkt man lauwarme Apfelschorle, um den Magen zu schonen. Und abends sitzt man im Biergarten am Wasser und wird zerstochen. Nicht von heimischen Bienen, sondern inzwischen ansässigen tropischen Tigermücken. Für die würde sich vermutlich nicht mal Markus Söder einsetzen, selbst wenn es um sein politisches Überleben ginge.
In Deggendorf wurden die Mücken einfach weggesaugt
Trotz dieser erdrückenden Beweislage ist der soziale und kulturelle Kalender im Sommer voll. Neulich zum Beispiel war Donaufest in Deggendorf, auch "All you can eat" für Mücken genannt. Dort hat man sich aber zumindest mit den neuen Begebenheiten beschäftigt und die Mücken einfach weggesaugt. Das muss so gut funktioniert haben, dass sogar Gerhard Polt, der dort einen Auftritt hatte, ganz begeistert gewesen sein soll und gleich selber einen Sauger haben wollte, schreibt die Passauer Neue Presse.
Bayerische Politiker sollten bei so was ganz genau zuhören. Denn wenn - wie eine alte bayerische Bauernweisheit besagt - der Beachbody im Frühling gemacht wird, dann wird folgerichtig der Landtagswahlsieger im Sommer gemacht. Von Hubert Aiwanger konnte man zudem lernen, dass nichts wichtiger ist, als am Puls der "normalen Leute" zu sein.
Damit diese ganzen Normalos, also alle, die Mücken hassen, nicht von juckenden Stichen in den Irrsinn getrieben werden, sollte der Freistaat schnellstens flächendeckend mit Mücken-Saugern versorgt werden. Anschließend - wenn sich alle nicht mehr ständig kratzen müssen - kann wieder in Ruhe über Wärmepumpen und das Gendern diskutiert werden.