Populismus:Die Deppen da oben

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Die Eliten-versus-Bürger-Erzählung speist sich aus einer tief verwurzelten Abneigung gegen den Staat: Hubert Aiwanger, der als stellvertretender bayerischer Ministerpräsident auch derbe Töne beherrscht. (Foto: Peter Kneffel/picture alliance/dpa)

Mit brachialen Parolen peitscht Hubert Aiwanger die "normalen Leute" auf. Ist er der neue bayerische Volksheld, der es den Eliten mal wieder so richtig gibt? Oder einer, der die Demokratie vergiftet?

Von Sebastian Beck

Bevor es jetzt gleich um Hubert Aiwanger und den Volkszorn in Erding geht, erst einmal ein Exkurs ins vergangene Jahrhundert. In der Nachbarstadt Dorfen zündete am Sonntag, 5. Juni 1910, ein Mob zwei Wirtshäuser an. Das Feuer griff auf fünf weitere Anwesen über und legte auch sie in Schutt und Asche. "Macht's, dass heimgehts, gscherte Bauernrammel", befahl ein Gendarm der Menge, die daraufhin erst recht in Rage geriet und die Brauerei Bachmayer stürmte. Im ersten Stock hatte sich die Familie des Besitzers verbarrikadiert und fürchtete um ihr Leben. Schließlich wagte sich Ökonomierat Josef Bachmayer todesmutig nach unten in die Wirtsstube, wo er auf einen Tisch stieg und verkündete, dass er die Erhöhung des Bierpreises zurücknehme. Die Feindseligkeit, so heißt es, schlug sogleich in Hochrufe um.

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:Aiwangers Werk und Söders Beitrag

Nachdem der bayerische Ministerpräsident vor ein paar Tagen in Erding ausgebuht wurde, versucht er jetzt, die Glutnester auszutreten, die sein Vize Hubert Aiwanger und schon auch er selbst gelegt haben.

Von Andreas Glas

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