Gleichberechtigung:Zu wenige Frauen, zu geringe Verdienste

Lesezeit: 2 Min.

Zum Weltfrauentag fordert Verdi die soziale und politische Gleichberechtigung der Geschlechter. Auch der "Gender Pay Gap" ist in Bayern größer als im Bund.

Von Maximilian Gerl, München

Die Gewerkschaft Verdi Bayern fordert anlässlich des Weltfrauentags am 8. März die soziale und politische Gleichberechtigung der Geschlechter. Dazu brauche es dringend mehr Frauen in der Politik - und in der Staatsregierung: "Mit 13 Männern und fünf Frauen ist man von einer Parität meilenweit entfernt", sagte Verdi-Frauensekretärin Bettina Messinger am Montag. "Hier wurden die Zeichen der Zeit eindeutig nicht erkannt." Erst im Februar hatte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) das Kabinett umgebildet, seitdem sitzt dort eine Frau weniger. Verdi spricht sich außerdem für eine Aufwertung der Sorgearbeit aus, von der Frauen täglich durchschnittlich 1,5 Stunden mehr als Männer leisteten. Frauen verdienten dadurch weniger und seien häufiger von Altersarmut bedroht. Unter Sorgearbeit fallen die Kinderbetreuung und die Pflege von Angehörigen.

Auch die Regionaldirektion der Agentur für Arbeit verwies am Montag darauf, dass "Frauen oftmals unterhalb ihrer Qualifizierung, in Teilzeit oder in Minijobs beschäftigt" seien, um Beruf und Familie vereinbaren zu können. Demnach arbeiten im Freistaat mehr als 778 000 Frauen in Minijobs, mehr als die Hälfte von ihnen sogar ausschließlich in einem Minijob. "Die Pandemie hat gezeigt, dass gerade diese Beschäftigungsform nicht krisenfest ist", warnte die Regionaldirektion. In gut bezahlten Jobs und Führungspositionen hingegen sind anteilsmäßig immer noch zu wenige Frauen tätig. Angesichts der demografischen Entwicklung "muss es uns gelingen, Frauen entsprechend ihrer Qualifikation und den Bedürfnissen besser auf dem Arbeitsmarkt zu positionieren", sagte der Vorsitzende der Regionaldirektion Ralf Holtzwart. "Alles andere können wir uns nicht leisten." Ähnlich äußerten sich die bayerischen Metall- und Elektroarbeitgeberverbände: Zur Standortsicherung brauche es hochqualifizierte Fachkräfte in den Betrieben.

Der Tag vor dem Weltfrauentag, der 7. März, war in diesem Jahr "Equal Pay Day" in Deutschland: Bis zu diesem Tag arbeiteten Frauen im Vergleich zu Männern rein rechnerisch ohne Vergütung. Nach Angaben des Statistischen Landesamts müsste der Tag aber in Bayern auf den 21. März verschoben werden. Denn durchschnittlich müssen Frauen hierzulande zwei Wochen länger arbeiten, um die geschlechterspezifische Gehaltslücke zu den Männern zu schließen. Während diese im vergangenen Jahr bundesweit bei 18 Prozent lag, verdienten Frauen im Freistaat 21 Prozent weniger als Männer. Vereinfacht ausgedrückt berücksichtigt dieser "unbereinigte Gender Pay Gap" keine Verdienstunterschiede, die sich aus Berufswahl, Bildungsstand oder Berufserfahrung ergeben. Die Berechnung des "bereinigten Gender Pay Gaps" erfolgt aber laut Landesamt nur alle vier Jahre. Die jüngsten Daten stammen aus dem Jahr 2018, damals betrug er sieben Prozent.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: