Bevölkerungsprognose:Bayern wächst weiter - aber längst nicht überall

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Bayerns Bevölkerung wird auch weiterhin wachsen. Nach einer Prognose werden im Jahr 2042 knapp 14 Millionen Menschen im Freistaat leben. (Foto: Matthias Balk/dpa)

Nach Berechnungen des Landesamts für Statistik wird der Freistaat im Jahr 2042 an der Marke von 14 Millionen Einwohnern kratzen. Doch nicht alle Regionen sind im Aufwind, die Staatsregierung will das Wachstum weg von überhitzten Ballungsräumen lenken.

Von Johann Osel, München/Fürth

Der Freistaat Bayern ist hinsichtlich seiner Bevölkerung weiterhin auf Wachstumskurs, in gut zwei Jahrzehnten werden im Bundesland 14 Millionen Menschen leben - und damit gut 600 000 mehr als derzeit. Das geht aus der regionalisierten Bevölkerungsprognose des Landesamts für Statistik hervor, die Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Montag bei der Behörde in Fürth vorstellte. Die Vorausberechnung sieht für das Jahr 2042 einen Einwohnerstand von 13,98 Millionen vor; der aktuelle amtliche Stand betrug zuletzt 13,37 Millionen Menschen. Die Bevölkerungsentwicklung verläuft allerdings regional stark unterschiedlich: Manche Landkreise werden in Zukunft schrumpfen, andere teils deutlich anwachsen.

Zugleich wird sich Bayerns Altersstruktur zukünftig deutlich verändern. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung steigt laut der Prognose in den kommenden zwei Jahrzehnten von 44 auf 45,4 Jahre. Die Altersgruppe 67 plus wird bayernweit auf 3,2 Millionen Menschen anwachsen, ein Zuwachs im Vergleich zu heute von etwa 26 Prozent. Der ländliche Raum wird dabei insgesamt stärker von der alternden Gesellschaft betroffen sein.

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Die Zahl der Geburten wird wohl langfristig fast überall im Freistaat unterhalb der Zahl der Sterbefälle bleiben. Die Basis von Bevölkerungszuwachs ist also Migration. Innenminister Herrmann teilte dazu am Montag mit: "Gerade mit Blick auf die künftige Altersstruktur ist offensichtlich, dass wir auf die gezielte und passgenaue Zuwanderung von ausländischen Fachkräften aus der EU und Drittstaaten angewiesen sind." Mit einer "illegalen und unkontrollierten Migration, wie wir sie gerade erleben", werde man indes die "Nachwuchsprobleme" nicht lösen können, sondern schaffe neue Probleme, überfordere die Sozialsysteme und die Integrationsfähigkeit des Landes.

Ein Allheilmittel gegen die demografische Alterung sei aber auch eine gesteuerte Migration nicht: "Wir stoßen vielerorts an die Grenzen des Wachstums - etwa beim Flächenverbrauch oder beim Wohnungsbau, insbesondere in den großen Städten. Unser Ziel muss deshalb auch sein, das Wachstum in alle Räume Bayerns zu lenken, weg von überhitzten Ballungsräumen." Dazu müsse man in allen Regionen verlässliche Rahmenbedingungen schaffen. Viele Räume außerhalb der großen Städte seien in den vergangenen Jahrzehnten für junge Menschen attraktiver geworden. Regionen, denen früher noch erhebliche Verluste vorausberechnet wurden, könnten inzwischen mit stabilen oder allenfalls moderat rückläufigen Bevölkerungszahlen rechnen.

Die größte Zunahme der Bevölkerung 2042 wird der Landkreis Landshut haben, bis dato schon eine der stärksten Boom-Regionen im Freistaat. Dort ist dann von 12,3 Prozent mehr Einwohnern auszugehen. Der massivste Rückgang droht dem Landkreis Kronach in Oberfranken, minus 9,6 Prozent. Der bayernweite Saldo bis zu dem Termin in 18 Jahren wird mit plus 4,6 Prozent beziffert. Deutliche prognostizierte Verluste bei der Bevölkerung haben die Regierungsbezirke Ober- und Unterfranken: dort die Landkreise Main-Spessart, Rhön-Grabfeld, Lichtenfels, Kulmbach, Hof und Wunsiedel; sowie in der benachbarten Oberpfalz Tirschenreuth. Allerdings gibt es auch wachsende Landkreise in dieser Nord-Region, etwa Kitzingen oder Schwandorf, nicht wenige Landkreise sind zudem stabil bewertet.

Starke Zuwächse erwartet werden zum Beispiel in den oberbayerischen Landkreisen Pfaffenhofen an der Ilm, Ebersberg und Dachau, in Niederbayern neben Kreis und Stadt Landshut auch in Dingolfing-Landau und Kelheim. In Mittelfranken sind die Stadt Fürth sowie die Kreise Erlangen-Höchstadt und Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim im Aufwind.

Unterfranken (minus 0,5 Prozent) und Oberfranken (minus 2,0 Prozent) insgesamt weisen in der Prognose eine rückläufige Einwohnerzahl auf. Spitzenreiter unter den Regierungsbezirken ist zum zweiten Mal in Folge Schwaben: Dort nimmt die Bevölkerung bis 2042 voraussichtlich um 7,9 Prozent zu; am stärksten übrigens im Landkreis Unterallgäu mit einem Plus von 11,9 Prozent. Auf Schwaben folgt auf Platz zwei Oberbayern mit einem Plus von 6,6 Prozent, dann Niederbayern (plus 6,2 Prozent). Die Oberpfalz (plus 3,4 Prozent) und Mittelfranken (plus 2,8 Prozent) verzeichnen ebenfalls Zuwächse.

Methodisch wertete das Landesamt für seine Prognose nicht nur Informationen über die jetzige Bevölkerung, das Geburtenverhalten und die Sterblichkeit aus, sondern auch die Struktur der Zu- und Abwanderung - international, innerhalb Deutschlands sowie die Binnenwanderungsströme zwischen allen 96 kreisfreien Städten und Landkreisen im Freistaat. Die Daten der Prognose sind nicht in Stein gemeißelt - zuletzt hatten die Corona-Pandemie oder der Zustrom von Menschen aus der Ukraine zumindest kleinere Verschiebungen ausgelöst.

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