Demografie im Landkreis Ebersberg:Nur hereinspaziert

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Ohne große Umwege geht es für viele Menschen in den kommenden Jahren nach Ebersberg. Der Landkreis wächst so schnell wie kaum ein anderer. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Bis Ende des kommenden Jahrzehnts werden im Landkreis Ebersberg mehr als 162 000 Menschen wohnen, das ist ein Wachstum um 12,2 Prozent. Nur in zwei Kreisen in Bayern fällt die Bevölkerungszunahme noch höher aus.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Man kennt das ja vom Sport, manchmal entscheiden Hundertstel über einen Platz auf dem Treppchen. So ist es auch dem Landkreis Ebersberg in der Kategorie Bevölkerungswachstum ergangen: Nur zwei Prozentpunkte mehr, und es hätte zum Oberbayern-Meister und zum zweiten Platz im Freistaat-Ranking gereicht: 12,2 Prozent mehr Menschen als derzeit werden im Jahr 2041 zwischen Anzing und Aßling leben. In Oberbayern ist das Wachstum im gleichen Zeitraum nur im Landkreis Pfaffenhofen höher (12,4 Prozent). Bayernweit reicht es für Ebersberg immerhin für den dritten Platz, Spitzenreiter beim Wachstum ist hier der Landkreis Landshut mit 13,2 Prozent.

Zu Beginn des vergangenen Jahres - der bislang letzte Stand der Bevölkerungsstatistik - lebten im Landkreis Ebersberg 144 600 Menschen. Aktuell, so die Prognose, dürften es um die 147 400 Personen sein. In den kommenden zwei Jahrzehnten soll, so die Vorausberechnung des Landesamtes für Statistik, die Einwohnerzahl im Landkreis Ebersberg auf 162 100 steigen. Was zwar eine hohe Wachstumsrate bedeutet - allerdings eine weniger hohe, als in den 20 Jahren zuvor. So waren 2001 im Landkreis noch 120 400 Personen zuhause, bis zum letzten erfassten Stand im Jahr 2021 waren es dann bereits 24 200 mehr. In den zwei Jahrzehnten bis Ende 2041 erwarten die Statistiker dagegen lediglich eine Bevölkerungszunahme um 17 500 Personen.

Bei einer Altersgruppe erwarten die Statistiker überdurchschnittlichen Zuwachs

Eine Erklärung für das etwas schwächere Wachstum ergibt sich aus der erwarteten Altersverteilung: So waren Ende 2021 insgesamt 28600 Personen unter 18 Jahre alt, Ende 2041 sollen es dann 31 400 sein, ein Plus von 9,7 Prozent, was ein gutes Stück unter dem Gesamtwachstum liegt. Am anderen Ende der Alterspyramide, bei den Über-60-Jährigen, lag der Anteil 2021 noch bei 37 000 Personen, 48 700 sollen es zwei Jahrzehnte später sein, ein Zuwachs von 31,6 Prozent, also mehr als doppelt so hoch wie der Landkreisschnitt. Bei den mittleren Altersgruppen, jene zwischen 19 und 59 Jahren, wurden Ende 2021 insgesamt 79 000 Personen gezählt, Anfang des übernächsten Jahrzehnts sollen es 83 800 sein. Das sind gerade einmal fünf Prozent mehr und entspricht weniger als der Hälfte der Wachstumsrate des Landkreises insgesamt.

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Dies entspricht dem Trend der vergangenen 20 Jahre, in diesem Zeitraum ist der Anteil der Älteren wesentlich stärker gewachsen als jener der anderen Altersgruppen. Eine Entwicklung, die vor allem auf einen etwas schwächeren Zuzug zurückzuführen ist. Denn den Zuwachs in den jüngeren Altersgruppen macht hauptsächlich der Zuzug von Familien mit Kindern aus - daraus ergibt sich dann logischerweise mit etwas Zeitverzug jener in der Gruppe der älteren Menschen. Nun scheint in den vergangenen Jahren - und nach Meinung der Statistiker auch in den kommenden - der Zuzug in die Gruppe der Jüngeren die Vergreisung nicht mehr komplett kompensieren zu können, so dass insgesamt der Altersdurchschnitt steigt.

Der demografische Trend zeigt sich besonders gut in den großen Kommunen

Diese Entwicklung zeigt sich besonders in den Landkreiskommunen mit dem stärksten Bevölkerungswachstum, das sind vor allem die drei S-Bahn-Gemeinden im Norden und Westen: Vaterstetten, Poing und Markt Schwaben. Die Datengrundlage der Kommunen unterscheidet sich zwar etwas von jener des Landkreises - hier wird der Zeitraum von 2019 bis 2039 betrachtet und es gibt lediglich drei Altersgruppen: unter 18 Jahre, 19 bis 64 Jahre und ab 65 Jahre - trotzdem ist der Trend derselbe.

Von den großen Gemeinden wird Poing demnach am stärksten wachsen, von 16 122 Einwohnern im Jahr 2019 auf 18 6000 zwei Jahrzehnte später. Das entspricht einem Zuwachst um 15,3 Prozent, also deutlich über dem Landkreisschnitt. Allerdings fällt dieses Wachstum sehr zugunsten der Älteren aus: Die Gruppe der Über-65-Jährigen misst dann 3500 Personen, das sind 61,2 Prozent mehr als 2019. Zum Vergleich: Bei den Unter-18-Jährigen beträgt der Zuwachs 10,1, in der Gruppe zwischen Jugend- und Seniorenalter nur 6,6 Prozent.

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Ähnlich sieht das in den beiden Nachbargemeinden aus, die mit 12,2 Prozent in Markt Schwaben und 10,2 Prozent in Vaterstetten ebenfalls zweistellige Wachstumsraten aufweisen. Erstere wird im Jahr 2039 damit 15 500 Menschen beherbergen, zweitere 26 900. In Markt Schwaben wird der Zuwachs in der Gruppe der Senioren 56,8 Prozent betragen, in Vaterstetten liegt der Wert bei 21,9 Prozent. In der Großgemeinde scheint zudem der Vergreisungsfaktor etwas schwächer auszufallen: Um 20,1 Prozent soll hier der Zuwachs bei den Jugendlichen bis 2039 ausfallen, in Markt Schwaben dagegen nur um 5,8 Prozent. Allerdings wird der Prognose zufolge auch in Vaterstetten der Bevölkerungsanteil im erwerbsfähigen Alter nur um 2,9 Prozent zunehmen, in Markt Schwaben ist es mit 2,2 Prozent nur unerheblich weniger.

In der Mitte und im Süden des Landkreises fällt der Bevölkerungszuwachs meist schwächer aus

Die übrigen S-Bahn-Anlieger wachsen laut den Prognosen lediglich im einstelligen Bereich. Am größten soll der Zuwachs noch in den beiden Städten ausfallen, für Grafing erwarten die Statistiker 2039 eine Einwohnerzahl von 14 700, für Ebersberg von 13 000, was einem Plus von 6,7 beziehungsweise 6,6 Prozent entspricht. Zorneding wird demnach auch bis Ende des kommenden Jahrzehnts die 10 000er Marke nicht knacken, 9900 Einwohner sollen es 2039 sein, 5,6 Prozent mehr als 2019. In Kirchseeon erwarten die Statistiker im gleichen Zeitraum einen Zuwachs um 5,2 Prozent auf dann 11 200 Personen. Und auch in diesen vier Kommunen wird der Anteil der Alten überproportional steigen: In Zorneding um 30,7, in Grafing um 31,9, in Kirchseeon um 33,4 und in Ebersberg um 34 Prozent.

Die Kommune im Landkreis, der die Demografen die höchste Wachstumsrate voraussagen, liegt indes nicht an der Bahn, es ist die Gemeinde Glonn. Von 5337 im Jahr 2019 auf 6300 im Jahr 2039 soll die Zahl der Einwohner steigen, das wäre ein Zuwachs um ganze 18 Prozent. Allerdings wächst auch hier die Gruppe der Senioren überproportional: von 1016 auf 1800 Personen, was 77,2 Prozent entspricht. Die Gruppe der Erwachsenen unter 65 Jahre nimmt dagegen laut Prognose nur um 136 auf dann 3400 Personen zu, das entspricht 4,2 Prozent. Die Gruppe der Kinder und Jugendlichen wächst um 13,5 Prozent auf dann 1200.

In Baiern und in Emmering werden die geringsten Wachstumsraten erwartet

Den zweithöchsten Zuwachs bei der älteren Bevölkerung gibt es in Pliening: Die Bevölkerungszahl soll bis 2039 insgesamt um 8,9 Prozent auf dann 6200 Personen wachsen, bei den Senioren beträgt die Rate 61,5 Prozent. Hier wird außerdem ein Rückgang in der Altersgruppe der 18- bis 64-Jährigen erwartet, um 2,5 Prozent auf dann 3600 Personen. Bei den unter 18-Jährigen gibt es dagegen wieder einen leichten Zuwachs um 6,3 Prozent auf dann 1200.

Bei den kleineren Gemeinden sieht der Trend ähnlich aus, allerdings sind hier die Prognosen nur bis 2033 berechnet. Zweistellige Wachstumsraten werden für Oberpframmern mit 11,7 und für Egmating mit 11,3 Prozent vorausgesagt. In Bruck sollen es 9,5 und in Anzing 9,2 Prozent sein, eng zusammen mit 7,5 sowie 7,2 und genau sieben Prozent liegen Forstinning, Frauenneuharting und Hohenlinden, dicht gefolgt von Moosach mit 6,8 Prozent. Noch etwas weniger soll es in Aßling mit 6,4 und Steinhöring mit 6,2 Prozent sein, den geringsten Zuwachs erwarten die Statistiker in Baiern mit 5,2 und in Emmering mit 4,8 Prozent.

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