Medizinischer Dienst:Gutachter attestieren fast 800 Behandlungsfehler in Bayern

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Ein Arzt operiert während einer Operation in der Neurochirurgie am offenen Schädel eines Patienten. Der Medizinische Dienst hat am Donnerstag seine Jahresstatistik 2022 zur Begutachtung von Behandlungsfehlern vorgestellt. (Foto: Marijan Murat/dpa)

Bei knapp einem Drittel der Verdachtsfälle hat der Medizinische Dienst Bayern einen Fehler festgestellt - das sind umgerechnet etwa zwei bestätigte Fälle pro Tag. Die Zahlen sollen aber "keine allgemeingültigen Rückschlüsse auf die Sicherheit in Krankenhäusern und Arztpraxen" erlauben.

Von Johann Osel

Fast 800 Behandlungsfehler sind im vergangenen Jahr im Freistaat gutachterlich festgestellt worden. Dies geht aus Daten des Medizinischen Dienstes (MD) Bayern hervor, die auf einer am Donnerstag bundesweit veröffentlichten Behandlungsfehler-Statistik fußen. Der MD ist der unabhängige Begutachtungsdienst für mehr als zehn Millionen gesetzlich kranken- und pflegeversicherte Bürgerinnen und Bürgern im Bundesland. Demnach wurden 2022 insgesamt 2704 Gutachten zu vermuteten Behandlungsfehlern erstellt. In 28,3 Prozent der Verdachtsfälle wurde vom MD Bayern ein Fehler festgestellt; das entspricht 766 Fällen, umgerechnet etwa zwei bestätigten Behandlungsfehlern pro Tag.

Deutschlandweit haben die Medizinischen Dienste 13 059 Gutachten zu Vorwürfen angefertigt (bei knapp 2700 bestätigten Fällen). "Mit der Jahresstatistik zur Behandlungsfehlerbegutachtung leisten wir einen wesentlichen Beitrag zu mehr Patientensicherheit", teilte Christine Adolph, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des MD Bayern mit. Die Zahlen zeigten aber nur einen Ausschnitt an Behandlungsfehlern, da es keine zentrale Erfassung gebe und viele der Fälle von den Versicherten nicht als möglicher Behandlungsfehler erkannt würden - und damit ungeprüft bleiben. Die festgestellten Fehler betreffen die unterschiedlichsten Erkrankungen und die verschiedensten Behandlungen; auch Pflegefehler gehen in die Zählung ein.

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Die Zahlen erlaubten "keine allgemeingültigen Rückschlüsse auf die Sicherheit in Krankenhäusern und Arztpraxen", erklärte Adolph. Im Interesse der Patientinnen und Patienten plädieren die Medizinischen Dienste indes seit Jahren für mehr Transparenz und eine neue Sicherheitskultur, bei der Behandlungsfehler offengelegt, systematisch erfasst und ausgewertet werden. Das gelte insbesondere für die sogenannten Never Events - Fehler, die oft schwere Folgen haben, aber sicher zu vermeiden wären. So könnten zum Beispiel Checklisten oder Markierungen helfen, folgenschwere Seitenverwechslungen bei Operationen zu verhindern. Im Jahr 2022 hat der MD Bayern insgesamt mehr als 1,1 Millionen Gutachten, Empfehlungen und Einzelfallprüfungen im medizinischen und pflegerischen Bereich vollzogen.

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