Das Gesundheitsamt Rosenheim hat einen Aufnahme-Stopp für Patienten in der Fachklinik für geriatrische Rehabilitation in Bruckmühl verhängt. Nachdem die Behörde bei einer Prüfung Mängel etwa bei Infektionshygiene und Patientenversorgung festgestellt hatte, kam es zu dieser Maßnahme, die bis "mindestens" zum 25. August gilt. Das bestätigte ein Sprecher des Landratsamts Rosenheim am Mittwoch auf Nachfrage. Zuvor hatte das Oberbayerische Volksblatt darüber berichtet. Der Aufnahme-Stopp erfolgte nach einer amtlichen Begehung am vergangenen Freitag.
Nach Informationen der SZ gab es danach, am Dienstag, eine weitere Kontrolle, bei der zusätzliche Experten involviert waren. Über mögliche Missstände in der Klinik war schon seit einigen Tagen in der Region spekuliert worden - wegen der Beschwerde einer Patientenangehörigen über eine aus ihrer Sicht "skandalöse" Unterbesetzung beim Pflegepersonal. Sowie vor dem Hintergrund, dass dort derselbe Geschäftsführer fungiert wie an der Reha-Klinik Lenggries. Für diese Einrichtung ist Ende Juli die Schließung angeordnet und die Betriebserlaubnis widerrufen worden. Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei ermitteln im Fall Lenggries gegen drei Personen wegen Verdachts auf pflegerische Missstände und vorsätzliche Körperverletzung; hier geht es um mutmaßliche falsche Insulin-Abgabe.
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Die erste Kontrolle in Bruckmühl erfolgte laut Landratsamt unangekündigt, geprüft wurden etwa baulicher Zustand, Organisation und vor allem die pflegerische und ärztliche Versorgung. Die "Mängel bei Infektionshygiene, Patientenversorgung und Dokumentation" seien mit der Klinikleitung ausführlich besprochen worden, hieß es, unter Erteilung von Auflagen. Nach Abschluss des Aufnahme-Stopps solle dann eine erneute Begutachtung stattfinden. Insider aus der Gesundheitsszene berichteten der SZ, dass zwei Kontrollen binnen so kurzer Zeit ungewöhnlich seien; das mache niemand, wenn er nicht noch weitere Missstände erwarte. Zudem sei bei der zweiten Aktion der Medizinische Dienst (MD) Bayern - die Gutachter für mehr als als zehn Millionen gesetzlich kranken- und pflegeversicherten Bürger - im Zuge eines Amtshilfeverfahrens hinzugezogen wurde. Der für Reha-Kliniken eigentlich nicht zuständige MD habe in der Szene den Ruf einer "Feuerwehr".
Der Geschäftsführer der beiden Reha-Kliniken Nikolaus N., gegen den im Fall Lenggries ermittelt wird, ist nach eigenen Angaben Minderheitsgesellschafter einer Holding, deren Töchter die zwei unterschiedlichen Betreiber der beiden Kliniken seien. Hauptinhaber sei eine niederländisch-deutsche Investmentgesellschaft. N. sagte der SZ über Bruckmühl: "Es war zu keiner Zeit die direkte Versorgung am Patienten betroffen." Es gehe einerseits um Versäumnisse bei der Digitalisierung, Pflegekräfte hätten einzelne Schritte beim Versorgen und bei Medikamenten nicht ausreichend dokumentiert. Andererseits habe es in der Klinik einen großen Wasserschaden gegeben, wegen der anstehenden Sanierung gingen Räumlichkeiten verloren; in der Folge sei teils die Lagerung auch von Medikamenten "nicht einwandfrei" gewesen. Den Mängeln werde man binnen zwei Wochen nachkommen, erste "Bemühungen" seien am Dienstag positiv bei den Kontrolleuren angekommen.