Noch bist Du ja nicht tot, noch verbleiben ein paar kostbare Stunden, um mit Dir in den nächsten Bus, den nächsten Zug zu springen und eine Reise ins Unbekannte zu wagen. Drei Monate lang warst Du bei uns, doch am 1. September bist Du, liebes Neun-Euro-Ticket, Geschichte. Verloschen, Fahrkarte ungültig, bitte aussteigen. Und danke fürs Mitfahren.
Du warst, das ist nicht übertrieben, ein Abenteuer für dieses Land. Hast uns bewegt, mal schneller, mal langsamer. Du warst der Beweis, dass Politik den Mut zu radikalen Entscheidungen haben kann. Jede Fahrt mit Dir im Regionalzug konnte eine Reise ins Ungewisse werden, nicht immer freiwillig. Und doch hast Du viele Freunde gewonnen: Kollege H. fand dich so toll, dass er die neun Euro mehrmals zahlte - obwohl er gar nicht Zug fuhr. Bevor nun das Tarif- und Zonenchaos zurückkehrt, gedenken wir der gemeinsamen Zeit.

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Lebhaft ist eine Fahrt mit Dir von München nach Regensburg in Erinnerung. Im Zug, schon 15 Minuten vor Abfahrt rappelvoll, blieb als einzige Sitzgelegenheit der klebrige Boden an der Tür. Wer Luxus will, soll Mercedes fahren - Du bist schließlich für alle da. Doch ausgerechnet Deine riesige Beliebtheit geriet zum größten Makel: Schon beim ersten Halt quetschten sich so viele weitere Passagiere hinein, dass der Lokführer wegen Überfüllung mit einer Räumung durch die Bundespolizei drohte. Ein paar Deiner Fans blieben enttäuscht am Bahnsteig zurück.
Bei der verspäteten Weiterfahrt blockierte einer Deiner Anhänger schließlich bei jedem Halt die Tür. Was den Schaffner so ärgerte, dass er per Lautsprecher verkündete, dies sei nicht irgendein Zug in Indien, der mit offenen Türen verkehre. "Wir sind hier in Deutschland, wir fahren sauber." Eine Station später dann der Eklat: "So, der Lokführer kommt hinter. Für dich ist jetzt Feierabend."
Auch für Dich, liebes Neun-Euro-Ticket, ist nun Schluss. Doch so ganz wirst Du wohl nicht verschwinden: Berlin hat als erstes Bundesland angekündigt, Dir treu zu bleiben, die SPD im Bund will ein 49-Euro-Ticket einführen. Und Bayern? Da interessiert sich die Regierung mehr für Deinen missratenen Zwillingsbruder. Finanzminister Albert Füracker (CSU) forderte: Der "Tankrabatt muss bleiben!"
Du wirst trotzdem fehlen - ein bisschen.