Merkels Ministerliste:Mit diesen Christdemokraten will die Kanzlerin regieren

Mitglieder eines neuen Groko-Kabinetts wären: ein notorisch gut gelaunter Hesse, eine Winzertochter, Merkels schärfster Kritiker, zwei alte Hasen und eine absolute Überraschungskandidatin.

Von SZ-Autoren

Die CDU-Minister im Überblick

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(Foto: SZ)

Die Liste mit fünf Ministern der Kanzlerin steht fest, auch eine Staatsministerin ist schon bekannt. Angela Merkel will drei der sechs Posten an Frauen vergeben. Neben Ursula von der Leyen und Julia Klöckner ist eine absolute Überraschungskandidatin aufgetaucht. Außerdem im Kabinett: Merkels schärfster Kritiker, ein notorisch gut gelaunter Hesse und einer, der Ämter als "Tierchen" sammelt. Ob Merkels aus Merkels Wunschkandidaten wirklich Minister werden, entscheiden die Delegierten beim CDU-Parteitag - und die SPD-Mitglieder, die über eine neue große Koalition abstimmen.

Jens Spahn wird Gesundheitsminister

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(Foto: dpa)

Der 37-jährige Jens Spahn hat sich zum profiliertesten Kritiker der Kanzlerin in der CDU entwickelt. Er zählt zu den wenigen, die sich trauen in wichtigen Fragen gegen Angela Merkels Politik offen Stellung zu beziehen, gerade auch in der Flüchtlingspolitik. Nun bindet die Parteichefin den jungen Konservativen aus dem Münsterland als Gesundheitsminister in ihr Kabinett ein. Er hat Expertise auf diesem Gebiet. So war er bis 2015 sechs Jahre lang gesundheitspolitischer Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag. Dem Parlament gehört der gelernte Bankkaufmann und Politikwissenschaftler seit 2002 an, er wurde stets direkt gewählt, zuletzt mit 51,3 Prozent. Seit 2015 ist er Parlamentarischer Staatssekretär im Finanzministerium. Spahn gilt als wertkonservativer Katholik, der die Zukunft der CDU nach der Ära der Kanzlerin Merkel entscheidend prägen könnte.

Peter Altmaier wird Wirtschaftsminister

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(Foto: Kay Nietfeld/dpa)

Er besitzt die seltene Eigenschaft, sich friedlich mit verschiedensten Ämtern arrangieren zu können. Er betrachte jedes Amt wie ein Tierchen, sagte Peter Altmaier kürzlich: "Das schaue ich mir an und frage: Was bist du für eins?" Die Frage hat der 59-jährige Jurist unter Angela Merkels Ägide schon öfter gestellt: als parlamentarischer Geschäftsführer der Unionsfraktion, als Innenstaatssekretär, Umweltminister, Chef des Kanzleramts und Minister für besondere Aufgaben sowie als geschäftsführender Finanzminister. In diesem Amt wäre der vielsprachige, für die Bundespolitik beurlaubte EU-Beamte gern geblieben, auch, weil er mehr mit Europapolitik zu tun gehabt hätte. Stattdessen wird der Saarländer ein neues Tierchen begutachten: das Amt des Ministers für Wirtschaft und Energie.

Ursula von der Leyen bleibt Verteidigungsministerin

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(Foto: Adam Berry/Getty Images)

Die Frau, die Angela Merkel 2005 als Familienministerin nach Berlin geholt hat, gilt als hart im Nehmen. In der Nacht, als SPD und Union den Koalitionsvertrag verhandelten und Ressorts aufteilten, soll Ursula von der Leyen sich zum Schlafen auf den harten Boden in der CDU-Parteizentrale gelegt haben. Als die 59-Jährige aufwachte, standen die Chancen gut, dass sie im Amt bleiben kann. Von der Leyen kann politisch jederzeit den großen Aufschlag hinlegen. Ob Einführung des Elterngeldes oder Krippenausbau - an Merkels Modernisierungskurs hat sie maßgeblich mitgewirkt. Als potenzielle Merkel-Erbin und mögliche Bundespräsidentin wurde sie schon gehandelt, nur gerade jetzt wird sie das nicht. 2013 hat Merkel ihr aufgetragen, die Truppe flottzumachen - ein Projekt, das Ausdauer braucht.

Julia Klöckner wird Agrarministerin

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(Foto: Andreas Arnold/dpa)

Die große Enttäuschung ist noch nicht lange her für Julia Klöckner. Die Landtagswahl in Rheinland-Pfalz im März 2016 galt für die Spitzenkandidatin der CDU als quasi sichere Sache, doch am Ende war die SPD Malu Dreyers stärker. Dabei sollte das Spitzenamt in Mainz Klöckner auch als Sprungbrett nach Berlin dienen, sie gilt als eine der größeren Hoffnungen in der Union. Nun führt der Weg nach Berlin über ein Ministeramt. Ihr Verhältnis zu Angela Merkel ist nicht unbelastet. Im Wahlkampf 2016 setzte sie sich von deren Flüchtlingspolitik ab, wenngleich ohne den erhofften Erfolg. Unter den Stellvertretern Merkels im Parteivorstand erzielte sie aber wiederholt das beste Ergebnis. Das Agrarministerium passt nicht schlecht zu der 45-Jährigen: Klöckner stammt aus einer Winzerfamilie.

Helge Braun wird Kanzleramtschef

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(Foto: Carsten Koall/Getty Images)

Wenn die Kanzlerin wichtige Positionen besetzt, bevorzugt Angela Merkel besonnene Typen, die im Stillen Probleme lösen können. Den 45-jährigen Helge Braun aus Gießen fördert sie seit Längerem, ihm werden diese Eigenschaften zugeschrieben. Jetzt soll der Christdemokrat Chef des Bundeskanzleramts werden. Braun arbeitet dort bereits seit 2013. Er war in den vergangenen vier Jahren Staatsminister für die Bund-Länder-Beziehungen. Er bewährte sich als umsichtiger Krisenmanager, als 2015 die Ankunft von Hunderttausenden Flüchtlingen koordiniert werden musste. Der notorisch gut gelaunte Hesse ist Arzt. Er hat einige Jahre als Anästhesist in der Klinik seiner Heimatstadt gearbeitet und ist der Medizin auch als Bundestagsabgeordneter als Hochschuldozent verbunden geblieben.

Anja Karliczek wird Bildungsministerin

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(Foto: imago/Metodi Popow)

Bildungsministerin soll die wenig bekannte Anja Karliczek werden. Die 46-jährige Mutter dreier Kinder hat sich für ihr künftiges Ressort erst wenig profiliert. In ihrer Heimat im Tecklenburger Land, wo die Westfälin im Dorf Brochterbeck aufwuchs, engagierte sie sich einst als Schulpflegschaftsvorsitzende eines Gymnasiums. Praktische Erfahrung bringt die Tochter einer Hotelierfamilie bei der beruflichen Bildung mit. Karliczek leitete mit ihren Brüdern ein Vier-Sterne-Haus, zugleich absolvierte sie an der Fernuni Hagen ein Studium der Betriebswirtschaft. Im Bundestag saß die Bank- und Hotelkauffrau im Finanz- und Haushaltsausschuss. Vor einem Jahr wurde die Katholikin, die gegen die "Ehe für alle" votierte, von der CDU/CSU-Fraktion zur parlamentarischen Geschäftsführerin gewählt.

Annette Widmann-Mauz wird Staatsministerin für Integration

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(Foto: Uwe Zucchi/dpa)

Lange wurde Annette Widmann-Mauz, 51, als neue Gesundheitsministerin gehandelt. Schließlich ist die Baden-Württembergerin bereits seit dem Jahr 2009 parlamentarische Staatssekretärin in diesem Ressort, zuvor war die Christdemokratin sieben Jahre lang gesundheitspolitische Sprecherin ihrer Fraktion. Nun könnte sie aber stattdessen ins Kanzleramt wechseln, als Staatsministerin für Integration. Widmann-Mauz ist seit drei Jahren die Bundesvorsitzende der Frauen-Union, in der sie sich für Gleichstellung einsetzt, aber auch konservative Positionen vertritt. So befürwortet sie zum Beispiel das umstrittene Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche. In den Koalitionsgesprächen verhandelte Widmann-Mauz die Familienthemen mit der SPD. Sie gilt als durchsetzungsstark.

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