Stadtbibliothek:Samstags an die Bücher-Tankstelle

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Zusätzlich zur Gasteig-Zentrale haben nun auch sechs Stadtteilbüchereien nicht mehr nur unter der Woche geöffnet. Kulturreferent Küppers rechnet mit hohem Zuspruch und will diesen Service auf andere Häuser ausweiten

Von Tom Soyer

Was würden Autofahrer sagen, wenn sie in München übers Wochenende keinen Sprit tanken könnten? Undenkbar, natürlich. Kulturreferent Hans-Georg Küppers (SPD) ist an diesem Samstag daher richtig glücklich, dass "unsere geistigen Tankstellen" jetzt wenigstens teilweise auch besser übers Wochenende helfen: An sechs der insgesamt 21 Stadtteilbibliotheken gibt es eine Samstagsöffnung, von jeweils 10 bis 15 Uhr. Zum Auftakt in der Neuhauser Stadtbibliothek hat Küppers dazu symbolisch ein rotes Band durchschnitten, vor allem aber den Stadtrat zu diesem Beschluss und die Bürger zu ihrer Leselust beglückwünscht.

In der großen Zentralbibliothek am Gasteig gab es so eine Samstagsöffnung schon lange, dort jeweils von 11 bis 16 Uhr. Neu ist, dass es Berufstätige und Familienensembles nun leichter haben, wenn sie zum Schmökern ausrücken wollen: Die Büchereien in Giesing (Deisenhofener Straße 20), im Hasenbergl (Blodigstraße 4), in Neuhausen (Nymphenburger Straße 171a), in Neuperlach (Charles-de-Gaulle-Straße 2a), in Pasing (Bäckerstraße 9) und in Sendling (Albert-Roßhaupter-Straße 8) sind nun von Dienstag bis Freitag jeweils von 10 bis 19 Uhr und am Samstag von 10 bis 15 Uhr geöffnet. An Montagen haben jene sechs Häuser zwar offiziell geschlossen. Arne Ackermann, Chef der Münchner Stadtbibliotheken, verspricht aber auch an Montagen "viel Leben hinter unseren Vorhängen": Da kümmere sich das Personal um Schulklassen und Kindergärten, für die seine Bibliotheken immerhin 2000 von jährlich insgesamt 6000 Veranstaltungen vorhalten. Deshalb habe der Stadtrat auch eigens sechs neue Bibliothekskräfte und einen Fahrer eingestellt.

Die Stadtteil-Bibliotheken in Giesing, Hasenbergl, Neuhausen (im Bild), Neuperlach, Pasing und Sendling haben ab sofort auch samstags von 10 bis 15 Uhr geöffnet. Dort ist dafür montags nun kein Publikumsverkehr mehr. (Foto: Stephan Rumpf)

Jene sechs Anlaufstellen mit Samstagsöffnung "werden nicht die letzten sein", sagt Kulturreferent Küppers. Er sei sicher, dass die Zahl der Ausleihungen mit diesem neuen Service nach oben gehe, weil am Wochenende einfach mehr Menschen Zeit hätten, um sich ein Buch, eine DVD oder auch elektronische Medien auszuleihen. Oder eine der mehr als 5000 Zeitungen und Zeitschriften in mehr als 50 Sprachen. Nach einem Jahr werde evaluiert, ob sich die neue Samstagsöffnung bewährt - dann könnten weitere Büchereien hinzukommen.

Ob das auch an Sonntagen gehe, will ein Neuhauser Besucher wissen. "Mit mir nicht", antwortet Küppers sofort. Er weiß, dass für den "Meilenstein" der Samstagsöffnung ein Springer-Dienst installiert wurde, für den Kolleginnen aus Büchereien ohne Samstagsöffnung herangezogen werden. Der Service ist ein Kraftakt seiner Belegschaft - er gönnt ihr den Ruhetag.

Auf seine Leihbibliotheken könne München stolz sein. Die Zentrale im Gasteig-Kulturzentrum zähle jeden Samstag 3000 Besucher, und auch die 2010 eröffnete Stadtteilbücherei Neuhausen, nah am Rot-Kreuz-Platz, sei "ein Renner": 2000 Neuanmeldungen habe es 2016 gegeben und mehr als 750 000 Ausleihen. "Jetzt haben wir ein zweites Wohnzimmer hier auch am Samstag - zum Fortbilden, Wohlfühlen, Schmökern." Die Bibliotheken seien mit ihren mehr als fünf Millionen Besuchen im Jahr "die beliebteste Kultureinrichtung der Landeshauptstadt", ergänzt deren Chef Ackermann. Noch mehr freut ihn, dass sein Metier keine Sache von Eliten sei, sondern ein Dienst für alle. "60 bis 70 Prozent der Münchner Schüler sind beispielsweise unsere Kunden", eine gute Zahl.

Kulturreferent Hans-Georg Küppers (li.) und Bücherei-Chef Arne Ackermann beim Auftakt der Samstagsöffnung in der Neuhauser Stadtbibliothek. (Foto: Stephan Rumpf)

Sorgen hat Ackermann schon auch, aber die haben mehr mit der Gasteig-Sanierung ab 2020 zu tun. Dann benötigt er für seine Zentralbibliothek auf vier Etagen und rund 9000 Quadratmetern ein Ausweichquartier. Und anders als bei den Münchner Philharmonikern, die womöglich in der Messestadt Riem einen Interimskonzertsaal bekommen sollen, könne sein Bücher-Ausweichquartier nicht irgendwo liegen, wo man "in 15 Minuten mit der U-Bahn hinkommt" - es müsse tatsächlich eine zentrale Lage für die Zentralbibliothek sein in München. Sollte also jemand in der Innenstadt gerade so um die 6000 Quadratmeter am Stück frei haben bis 2020, darf er sich gerne mit einem günstigen Angebot an Arne Ackermann und Hans-Georg Küppers wenden.

© SZ vom 08.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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