Landtagswahl in Bayern:Martin Hagen will FDP-Spitzenkandidat werden

Landtagswahl in Bayern: Martin Hagen, 36, steht für die jüngere Generation in der bayerischen FDP.

Martin Hagen, 36, steht für die jüngere Generation in der bayerischen FDP.

(Foto: Max Murauer/oh)
  • Martin Hagen will als Spitzenkandidat für die FDP in Bayern in den Landtagswahlkampf ziehen. Der frühere Hauptgeschäftsführer fordert den ehemaligen Landeschef Albert Duin heraus.
  • Interesse an einer Kandidatur soll auch die Münchner Stadträtin Gabriele Neff haben.
  • Die Entscheidung soll von den Mitgliedern in einer Urwahl getroffen werden.

Von Lisa Schnell

Martin Hagen, der frühere Hauptgeschäftsführer der FDP, will die Liberalen in den Landtagswahlkampf führen. Er fordert den ehemaligen Landeschef Albert Duin, 64, heraus, der schon lange sein Interesse an einer Spitzenkandidatur erklärt hat. Entscheiden werden am Ende die Mitglieder in einer Urwahl, im ersten Wahlgang braucht es eine absolute Mehrheit, es wird daher wohl zu einer Stichwahl kommen. Interesse an einer Kandidatur wird auch der Münchner Stadträtin Gabriele Neff, 60, nachgesagt, der ehemalige Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch, 71, scheint dagegen von einer Bewerbung abzusehen.

Duin schätze er sehr, sagt Hagen, es gebe aber große Unterschiede zwischen ihnen: "Er ist ein Bauchmensch, ich bin ein Kopfmensch." Duin wird in der Partei auf der einen Seite für seine zupackende Art geschätzt, andere fürchten seinen Hang zu unüberlegten, provokanten Äußerungen. Für den Wahlkampf müssten die individuellen Stärken aller gebündelt werden, sagt Hagen. Er selbst steche aus den möglichen Bewerbern schon durch sein Alter heraus. "Ich bin der einzige Kandidat unter 60 Jahren", sagt Hagen, 36.

Den neuen Slogan der FDP "Eine neue Generation Bayern" könne er damit sehr glaubwürdig verkörpern. Auch bei der Bundestagswahl sei die FDP mit einer modernen Kampagne und einem jungen Spitzenkandidaten erfolgreich gewesen. Das beste Ergebnis habe die FDP bei den unter Dreißigjährigen erzielt. Inhaltlich sieht Hagen keinen großen Unterschied zu Duin oder Neff. Als Vertreter der jungen Generation seien ihm Zukunftsthemen besonders wichtig, wie mehr Chancengleichheit in der Bildung, ein flächendeckendes, schnelles Internet und ein liberales gesellschaftliches Klima in Bayern.

Die von einigen in der CSU angestrebte Klage gegen die Ehe für alle gehört für ihn nicht zu einem weltoffenen Bayern. In der Flüchtlingspolitik fordert er einen starken Rechtsstaat ein und kritisiert den unkontrollierten Zuzug von Zuwanderern, eine in Teilen fremdenfeindliche Rhetorik wie sie mancher CSU-Vertreter an den Tag gelegt habe, lehnt er ab. In Bayern aber brauche es keine 180-Grad-Wende. Bayern sei ja kein "Sanierungsfall".

Albert Duin reagiert auf die Herausforderung optimistisch. In den vergangenen vier Jahren als Landeschef habe er bewiesen, dass er eine politische Rolle übernehmen und auch ausfüllen könne. "Ich halte meine Versprechen, und mein Versprechen wird sein, dass ich die FDP wieder in den Landtag zurückbringe", sagt er. Seine Zielmarke sind zwischen acht und zehn Prozent. Derzeit liegt die FDP in Bayern in Umfragen bei fünf Prozent und würde es damit gerade so ins Maximilianeum schaffen. Zweifel, dass er mit 64 Jahren noch für eine "neue Generation Bayern" stehen kann, hat er nicht.

"Alter macht sich nicht am Geburtsjahr fest, sondern an Lebenseinstellungen und Stil", sagt Duin. Außerdem solle im Landtag ja ein Querschnitt der Bevölkerung sitzen und im Parlament gehöre er "zu den Jüngeren der alten Generation". Als Unternehmer sei er nah an den Problemen der Menschen. Im Wahlkampf will Duin wie Hagen auf Bildung und Digitalisierung setzen. Er tritt etwa für eine Aufhebung des Sponsoring-Verbots an Schulen ein, um es Unternehmen zu ermöglichen, diese mit Computern auszustatten.

Neff ist in München und Oberbayern bekannt, im Rest Bayerns kaum

Ob Duin und Hagen noch eine Konkurrentin bekommen, ist noch nicht klar. "Ich bin noch nicht so weit", sagt Gabriele Neff, die von mehreren in der Partei zu einer Kandidatur aufgefordert worden sei. "Selbst wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen", sagt sie. Wolfgang Heubisch dagegen dachte wohl sehr intensiv über eine Bewerbung nach, vor allem, als Duin noch der einzige Kandidat war. Jetzt aber klingt der ehemalige Minister nicht mehr allzu motiviert. "Ich freue mich sehr, dass sich junge Leute melden", sagt er.

Neff ist in München und Oberbayern bekannt, im Rest Bayerns kaum. Hagen, der auch Vorsitzender der Jungen Liberalen war, ist bayernweit vernetzt, vor allem weiß er um die internen Strukturen. Duin war von 2013 bis 2017 Landesvorsitzender. Nachdem der Druck in der Partei zu groß geworden war, verzichtete er auf eine weitere Kandidatur und machte Platz für den Bundestagsabgeordneten Daniel Föst. Duin wird zwar hoch angerechnet, die FDP wieder aufgebaut zu haben.

Viele aber attestieren ihm fehlende Professionalität. Der Landtagswahlkampf könnte für die FDP härter werden als gedacht, seitdem die CSU in den Liberalen nicht mehr ihren Wunschpartner für eine Koalition sieht. Sie müssen sich darauf einstellen, dass CSU-Spitzenkandidat Markus Söder auch einen Anti-FDP-Wahlkampf führen wird, um sie aus dem Landtag herauszuhalten. Bei der FDP allerdings reagiert man gelassen. Die CSU sei ja für ihre Kehrtwenden bekannt, sagt Heubisch. Duin erhofft sich, dass die FDP durch Söders Ablehnung nur interessanter wird, und Hagen sagt: "Wir buhlen nicht um die CSU, aber wenn Söder nach der Wahl einen Partner sucht, kann er sich melden."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: