Flugbegleiter-Streik:Germanwings sagt am ersten Streiktag 60 Flüge ab

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Bei einem Streik drohen viele Flugausfälle, Reisende haben aber weitreichende Rechte und Absicherungen. (Foto: dpa-tmn)
  • Die Flugbegleiter der Lufthansa-Tochter Germanwings haben in der Nacht zum Montag ihren dreitägigen Streik begonnen.
  • Bundesweit fallen 180 Flüge aus, besonders betroffen sind die Flughäfen Köln-Bonn, München, Hamburg und Berlin-Tegel.
  • Bei den Stornierungen handelt es sich vor allem um innerdeutsche Verbindungen, aber auch einige Flüge nach Österreich und in die Schweiz wurden gecancelt.

Bei der Lufthansa-Tochter Germanwings streiken seit Mitternacht die Flugbegleiter. Der Ausstand, zu dem die Gewerkschaft UFO aufgerufen hat, soll bis zum Neujahrstag um 24.00 Uhr dauern. Die größere Konzernschwester Eurowings, in deren Auftrag Germanwings fliegt, hat einen Sonderflugplan angekündigt. Insgesamt fielen an den drei Streiktagen voraussichtlich 180 Flüge aus, sagte eine Lufthansa-Sprecherin am Montag. Bei den Stornierungen handelt es sich vor allem um innerdeutsche Verbindungen, aber auch einige Flüge nach Österreich und in die Schweiz wurden gecancelt. Betroffen sind vor allem die Flughäfen Köln-Bonn, München, Hamburg und Berlin-Tegel.

15 Prozent der Flüge bei Eurowings seien vom Streik betroffen. Von 1200 Flügen der Konzern-Tochter fänden mehr als 1000 statt. UFO-Sprecher Nicoley Baublies sagte am Flughafen Köln-Bonn, die Auswirkungen des Streiks seien "nicht so groß". Allerdings hat UFO bereits angekündigt, den Streik am Jahresende auf andere Lufthansa-Töchter auszuweiten, sollte sich der Konzern nicht bewegen. Baublies unterstrich zugleich, die Belegschaft sei sehr geschlossen. "Erst wurden 35 Flüge gestrichen, dann 54, jetzt 170. Das heißt, die Germanwings wird heute gerade einmal sieben Prozent ihres ursprünglichen Flugbetriebs hinbekommen." Das sei ein Zeichen für Lufthansa als Konzern. Von dem Ausstand zwischen den Feiertagen seien weniger Geschäftsleute, dafür aber Urlauber betroffen. Deshalb habe es auch eine so lange Ankündigungszeit gegeben, damit die Passagiere auf die Bahn oder andere Eurowings-Flüge ausweichen könnten.

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Für Eurowings springen andere Fluglinien des Lufthansa-Konzerns ein. Unter anderem Austrian Airlines und Lufthansa flögen für Eurowings, sagte Eurowings-Sprecher Matthias Eberle. "Jeder Streik und jede Verspätung ist eine zuviel, und insofern bedauern wir es, dass es dazu kommen muss." Zwischen den Jahren sei das "emotional noch etwas anderes". Ein Streik rund um die Feiertage sei den Kunden extrem schwer zu vermitteln. Eberle zeigte sich enttäuscht, dass "auf den Rücken der Kunden und unserer Mitarbeiter ein Tarifkonflikt ausgetragen wird, den man am Tariftisch lösen muss und nicht draußen über Arbeitskämpfe".

Nach gescheiterten Vorgesprächen zu einer Schlichtung hatte die Ufo am Freitag die Flugbegleiter von Germanwings zum Streik aufgerufen. Übers Wochenende sparten Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite nicht mit gegenseitigen Vorwürfen. Auch ein Einlenken der Germanwings am Samstag führte nicht zu einer Absage des Streiks. "Ganz im Gegenteil fürchten wir, bei der Kommunikation des Managements, dass drei Tage noch lange nicht genug sein werden", warnte Ufo in einem Schreiben an ihre Mitglieder.

In dem festgefahrenen Tarifstreit für die 22.000 Kabinenmitarbeiter geht es unter anderem um Zulagen und Arbeitsbedingungen. UFO und Lufthansa haben sich aber auch einen heftigen Streit über die Tariffähigkeit der Gewerkschaft geliefert. Lufthansa-Chef Carsten Spohr erklärte sich letztlich zu einer Schlichtung bereit. Für die Gewerkschaft ist der frühere SPD-Chef und ehemalige Ministerpräsident von Brandenburg, Matthias Platzeck, Schlichter. Für Lufthansa hat die Rolle Frank-Jürgen Weise übernommen, der frühere Chef der Bundesagentur für Arbeit. Bei früheren UFO-Streiks fielen mehr als Tausend Flüge aus, etwa 200.000 Passagiere waren betroffen. UFO hat bereits angekündigt, den Streik am Jahresende auf andere Lufthansa-Töchter auszuweiten, sollte sich der Konzern nicht bewegen. Die Schlichter hatten nach UFO-Angaben bis zuletzt nach einer Lösung in dem Tarifstreit gesucht, allerdings ohne Ergebnis.

© SZ.de/dpa/reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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