Energie:Wie RWE seinen Gewinn verdoppelt

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Grün vor dreckig: ein Windpark vor dem RWE-Braunkohlekraftwerk Neurath in Nordrhein-Westfalen. Der Konzern verdient prima am Umstieg auf Ökostrom. (Foto: Rupert Oberhäuser/Imago)

Der Essener Stromversorger profitiert von Investitionen in Solar- und Windparks und von seinen Gaskraftwerken. Von diesen werden bald mehr gebraucht - aber da gibt es eine Hürde.

Von Björn Finke, Düsseldorf

Weniger Elektrizität produziert, aber den Gewinn fast verdoppelt: Die ersten neun Monate des Jahres waren für den Essener Stromkonzern RWE äußerst lukrativ. "Unsere starke Investitionstätigkeit zahlt sich aus", sagte Michael Müller, der Finanzvorstand des Dax-Unternehmens, am Dienstag bei der Vorstellung der Quartalszahlen. Investiert hat die Firma in Ökostrom - mehr als zehn Milliarden Euro flossen seit Jahresanfang in grüne Energien. Etwa in den Kauf eines US-Solarparkbetreibers, eines britischen Solarparkentwicklers oder in eigene Wind- und Solaranlagen in Europa und den Vereinigten Staaten.

Für viele Klima- und Umweltschützer oder Kernkraftgegner ist RWE so etwas wie ein dreckiger Dinosaurier. Erst zu Jahresbeginn war Deutschlands größter Stromerzeuger wieder wegen der Räumung eines verlassenen Dorfs am Braunkohletagebau Garzweiler in den Schlagzeilen. Doch der Dino wird immer grüner - und das zahlt sich finanziell aus, wie die Neun-Monats-Zahlen von Dienstag zeigen. Insgesamt produzierte das Unternehmen mit seinen fast 19 000 Beschäftigten ein Sechstel weniger Strom. Schließlich wurde im April RWEs letztes Atomkraftwerk abgeschaltet, und auch die deutschen Braunkohlemeiler schickten ein Drittel weniger Elektrizität ins Netz, als Folge von Wartungsarbeiten. Zugleich stieg aber die Produktion von Ökostrom um ein Viertel, dank der Zukäufe und Investitionen.

Diese Anlagen stehen nun für ein Drittel des RWE-Strommixes und stellten mehr Energie her als die klimaschädlichen Braunkohlekraftwerke. Praktischerweise bleibt bei Wind- und Solarparks von jedem Euro Umsatz viel mehr Gewinn hängen als bei fossilen Kraftwerken. Entsprechend legten bei den grünen Sparten des Konzerns die Profite im Vergleich zum Vorjahr zu, während sie bei den Kohle- und Kernkraftwerken sanken. Insgesamt verdiente das Unternehmen vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen 6,2 Milliarden Euro, 82 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Unter dem Strich standen 3,4 Milliarden Euro Gewinn.

Die Gewinne der Wind- und Solaranlagen hätten noch höher ausfallen können, wenn nicht die Preise gesunken wären, die RWE kassieren konnte. Bei Windparks auf hoher See, also Offshore-Anlagen, profitierte das Unternehmen allerdings davon, dass es einen Teil der Produktion schon im voraus zu hohen Preisen verkauft hatte.

Die Briten zahlen viel für RWEs Strom

Einen großen Beitrag zu RWEs steilem Gewinnanstieg leisteten auch die britischen Gaskraftwerke des Konzerns. In dem Land gebe es eine "zunehmende Knappheit" bei Kraftwerken, die einspringen können, wenn Wind- und Solarparks zu wenig abwerfen, sagte Finanzvorstand Müller. RWEs Gaskraftwerke konnten diese Rolle erfüllen, sie wurden in solchen Stunden kurzfristig hochgefahren - und verdienten prächtig daran.

In Deutschland wird RWE seine klimaschädlichen Braunkohlekraftwerke bis 2030 abschalten - wobei Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) gerade Zweifel am Kohleausstieg in diesem Jahr gesät hat. Bis dahin möchten die Essener Gaskraftwerke bauen, die genau wie in Großbritannien einspringen, wenn zu wenig Wind weht und zu wenig Sonne scheint. Diese Kraftwerke sollen auch klimafreundlich hergestellten Wasserstoff anstelle von Erdgas verfeuern können. Allerdings sollen diese Anlagen ja nur wenige Stunden laufen. Damit sich die hohen Investitionen in die Stabilität der Versorgung trotzdem lohnen, muss der Staat diese Projekte fördern. Die Bundesregierung hat dafür aber immer noch kein Konzept präsentiert. "Da muss nun zügig etwas kommen", sagte Müller, damit RWE Planungssicherheit habe und im kommenden Jahr die Investitionen anschieben könne.

Insgesamt plant RWE, bis 2030 mehr als 50 Milliarden Euro in grüne Energien und Gaskraftwerke zu investieren, davon bis zu 15 Milliarden Euro in Deutschland. In zwei Wochen will das Unternehmen aber eine Aktualisierung dieser Strategie präsentieren. Müller nannte keine Details, sagte jedoch: "Wir haben viel vor."

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