Raumfahrt:Ein Raketenstartplatz wird gefördert

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Die German Offshore Spaceport Alliance plant einen Startplatz für kleine Raketen in der Nordsee. (Foto: Harren & Partner Group (Simulation))

Bundesregierung will Infrastruktur für eine Schiffsplattform für kleine Trägerraketen mit zwei Millionen Euro unterstützen. Raumfahrtbranche kommt damit einem Startplatz in der Nordsee näher.

Von Dieter Sürig

Seit vier Jahren diskutiert die deutsche Raumfahrtbranche über einen Startplatz für Kleinraketen in der Nordsee, auch um dafür einen unabhängigen Zugang für Satelliten zum All schaffen zu können. Nun will die Bundesregierung den Bau bis 2025 mit insgesamt zwei Millionen Euro fördern. Die Rede ist von einer "Infrastruktur für den Start einer Trägerrakete von einem Schiff im deutschen Hoheitsgebiet".

Die Koalitionspartner waren sich bisher im Grunde uneinig über einen solchen Startplatz. Während SPD und FDP dafür sind, haben sich die Grünen bisher eher zögerlich verhalten. Sie argumentieren damit, dass bereits diverse Startplätze für kleinere Raketen in Skandinavien und Großbritannien geplant seien. Auch in der gerade verabschiedeten Raumfahrtstrategie, die federführend aus dem Bundeswirtschaftsministerium von Robert Habeck (Grüne) kommt, findet ein eigener deutscher Startplatz keine Erwähnung.

Die drei deutschen Microlauncher-Start-ups Hyimpulse, Isar Aerospace und Rocket Factory Augsburg (RFA), planen die Erststarts ihrer Kleinraketen für kommendes Jahr in Skandinavien oder Schottland. Doch haben Hyimpulse und RFA bereits 2021 auch Kooperationsverträge mit der German Offshore Spaceport Alliance (Gosa) in Bremen abgeschlossen. Das Konsortium plant eine Raketenstartplattform auf einem Nordseeschiff.

Die Initiative für die Förderung kommt nun von der FDP-Bundestagsfraktion. "Wir schließen so an Hochtechnologieländer wie den USA, Südkorea oder Israel an", so Haushaltspolitiker Frank Schäffler. Der geplante Start einer solchen Rakete mit entsprechenden Nutzlasten sei ein überaus positives Signal für den Wirtschafts- und Forschungsstandort Deutschland, so Schäffler weiter.

Nach früheren Angaben der Gosa sind mit einer Startplattform bis zu 25 Starts pro Jahr möglich, bis zum Erststart müssten etwa 27 Millionen Euro investiert werden. Dabei geht es nicht um große Trägerraketen wie die Ariane mit einer Nutzlastkapazität von zehn Tonnen und mehr, sondern um so genannte Microlauncher, die etwa eine Tonne ins All bringen können.

Zum Gosa-Konsortium gehören das Raumfahrtunternehmen OHB, die Firmen Tractebel Doc Offshore, BLG Logistics und Media-Mobil, die Reederei Harren & Partner sowie der Versicherer Lampe & Schwartze. "Wir freuen uns natürlich riesig, weil wir das vor allem als Bekenntnis der Bundesrepublik Deutschland zum Startplatz für kleine Trägerraketen in der Nordsee interpretieren", sagt Sabine von der Recke, Vorstand bei OHB. Die Förderung sei "ein sehr positives Zeichen für den Spaceport, die Microlauncher und natürlich auch die gesamte Wertschöpfungskette, die an Kleinsatelliten hängt."

BDI-Raumfahrtexperte Matthias Wachter begrüßt die Entscheidung des Bundes. "Eine schwimmende Startplattform für kleine Trägerraketen in der deutschen Nordsee stärkt Europas souveränen Zugang ins All zu einem kritischen Zeitpunkt" kommentiert er. "Dank kurzer Wege werden die Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit des gesamten Raumfahrt-Ökosystems profitieren."

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