Elektromobilität:Mercedes baut eigenes Ladenetz

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Der Erfolg der Elektromobilität hängt daran, wie gut das Laden funktioniert. Das betont Mercedes-Chef Ola Källenius immer wieder. (Foto: Peter Hartenfelser/imago images)

Der Autobauer investiert Milliarden in eigene Schnellladesäulen. Warum macht Mercedes ausgerechnet jetzt das, was Tesla schon seit vielen Jahren tut?

Von Christina Kunkel

Die Dimension des Projekts ist gewaltig, kein anderer Autohersteller wagt momentan eine derart große Investition in Sachen Ladeinfrastruktur: 10 000 Schnellladesäulen will Mercedes weltweit bis zum Ende dieses Jahrzehnts bauen, los geht es in Nordamerika, wo bis 2027 allein 400 Ladeparks mit mehr als 2500 Ladeplätzen entstehen sollen. Dort hat Mercedes bereits Partner gefunden. Zum einen MN8 Energie, einer der größten Eigentümer und Betreiber von Solarenergie- und Batteriespeichern in den USA. Die beiden Unternehmen teilen sich die Kosten jeweils zur Hälfte: Mit einer Milliarde Euro rechnet man allein für den Ausbau in Nordamerika. Zum anderen arbeitet Mercedes mit Chargepoint zusammen, einem führenden Ladeinfrastruktur-Anbieter.

Für Europa und China ist Mercedes laut Vorstandschef Ola Källenius noch auf Partnersuche. Denn auch dort sollen in den nächsten Jahren eigene Mercedes-Ladeparks entstehen - und zwar unabhängig davon, ob es dafür neue Subventionen seitens einzelner Länder oder der EU geben wird. Insgesamt wird der Autobauer laut Källenius einen "niedrigen einstelligen Milliardenbetrag" in sein eigenes Schnellladenetz investieren. Dazu ist Mercedes bereits an Ionity beteiligt, einem Lade-Joint-Venture mit anderen Autoherstellern. Solche Gemeinschaftsprojekte soll es neben dem eigenen Ladenetz auch weiterhin geben, betont Källenius.

Vereinfacht gesagt macht jetzt Mercedes etwas, worauf Tesla schon von Anfang an setzte: Eine Ladeinfrastruktur aufbauen, die die eigenen Kunden ohne extra Apps oder Karten nutzen können. Nur dass die Säulen der Schwaben auch für andere Marken zugänglich sein sollen, was bei Tesla erst seit Kurzem an manchen Standorten möglich ist. Wer einen Mercedes fährt, hat aber immerhin den Vorteil, sich im neuen Netzwerk seinen Ladeplatz reservieren zu können.

Källenius drängt schon lange auf mehr Ladesäulen

Der Mercedes-Chef ist schon lange für sein vehementes Drängen auf mehr und schnellere Ladesäulen bekannt. Nur so kann der Umstieg auf Elektroautos gelingen, ist Källenius überzeugt. Immer wieder mahnte er die Politik, den Ausbau der Ladeinfrastruktur voranzutreiben. Im eigenen Konzern ist das Ziel klar abgesteckt: Bis 2030 will Mercedes in der Lage sein, nur noch Elektroautos zu verkaufen. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist aber laut Källenius, dass es überall die passenden Rahmenbedingungen dafür gibt - also vor allem Zugang zu genügend und schnellen Ladesäulen.

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Warum nimmt Mercedes die Lösung dieses Problems ausgerechnet jetzt selbst in die Hand? "Warum nicht?", kontert Källenius. Vielleicht ist es der Erkenntnis geschuldet, dass sich Menschen, die sich Luxus-Elektroautos für mehr als 100 000 Euro kaufen, auch dementsprechenden Luxus beim Laden wünschen. Denn so groß die Begeisterung für die elektrischen Mercedeswagen auch sein mag - wenn es beim Laden hakt, wird es mittel- und langfristig schwierig für den deutschen Autobauer, seine hochpreisigen Modelle zu verkaufen, gerade in Märkten wie den USA, wo die Distanzen lang sind, der Sprit billig ist - und wo deshalb immer noch viele Menschen auf den guten alten Verbrenner schwören.

Die Mercedes-Ladesäulen werden nicht in "Hinterhöfen neben den Mülltonnen" stehen, betont Entwicklungs-Chef Markus Schäfer. Man wähle genau aus, wo das Ambiente passt für die neuen Ladeparks. Sie sollen in der Regel überdacht sein, Zugang zu Essen, Trinken und Sanitärräumen bieten - und kameraüberwacht werden. Auch die Ladegeschwindigkeit soll enorm hoch sein: 350 kW Ladeleistung sollen die Säulen schaffen. Damit ließe sich in rund drei Minuten eine Reichweite von 100 Kilometern nachladen. Allerdings ist das noch Zukunftsmusik, denn momentan schafft ein elektrischer Mercedes nur 200 kW Ladeleistung in der Spitze.

Der geladene Strom soll grün sein, was aber nicht heißt, dass Mercedes ihn auch komplett selbst erzeugt. Stattdessen werde "vorzugsweise über Ökostrom-Lieferverträge" sowie Zertifikate für erneuerbare Energien sichergestellt, dass die Klimabilanz beim Laden an den Mercedes-Säulen gut ausfällt.

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