Technik:Wo KI jetzt schon die Arbeit erleichtert

Lesezeit: 2 min

Chatbots könnten bald eine Art Sparringspartner für uns werden. (Foto: Andrey Popov/imago images/Panthermedia)

Es wird noch Jahre dauern, bis Chat-GPT und Co. ihr volles Potenzial erreicht haben werden. Wie uns die Tools aber jetzt schon helfen - und was die Zukunft bringt.

Von Simon Hurtz

Es ist das Jahr des grenzenlosen Hypes. Das Potenzial der neuen Technologie erscheint riesig, mahnende Stimmen gehen unter. Die Rede ist, natürlich, von NFTs. NF-was? 2021 war dies das angeblich nächste große Ding, digitale Medien auf einer Blockchain einzutragen. Im Rückblick erscheint das lächerlich, doch damals erinnerte die Glorifizierung an die aktuelle Debatte über KI.

Doch anders als damals sind Sprachmodelle und neuronale Netze keine Spekulationsblase. Die Technologie hat Substanz, ihr Nutzen ist real. Trotzdem hilft der Vergleich, um die Aufregung einzuordnen, den Chat-GPT vor einem Jahr auslöste. Die Marktforscher von Gartner sehen generative KI gerade auf dem Gipfel des sogenannten Hype Cycle. Das bedeutet: Bei fast allen Technologien folgt auf überzogene Erwartungen das Tal der Desillusionierung, bis schließlich das Plateau der Produktivität erreicht wird.

Die Desillusionierung hat begonnen

Doch davon ist generative KI weit entfernt. Nur ein Bruchteil der mehr als 100 Millionen Nutzerinnen und Nutzer, die Chat-GPT in den Anfangsmonaten ausprobierten, haben es fest in ihr Berufsleben integriert. Die meisten Menschen, die im vergangenen Jahr mit Googles Bard, Microsofts Copilot oder anderen Chatbots herumspielten, sind noch nicht sicher, wie ihnen die Technologie im Alltag oder bei der Arbeit helfen kann.

Als Rechercheassistenten fabrizieren die Sprachmodelle zu häufig Unsinn. Wenn es auf Fakten ankommt, muss man die Antworten doch wieder selbst prüfen - da kann man auch gleich die Suchmaschine der Wahl fragen. Auch originelle oder kreative Texte liefern die derzeitigen Chatbots nicht. Sie imitieren und reproduzieren das Material, mit dem sie trainiert wurden. Wer Wert darauf legt, dass das Ergebnis nicht klingt, als hätte es ein Textautomat ausgespuckt, muss sich wohl oder übel selbst anstrengen.

Ein Sparringspartner

Am ehesten kann man sich den Chatbot als eine Art Sparringspartner vorstellen. Fast nie entspricht die erste Antwort den Erwartungen. Gemeinsam feilt man am Ergebnis, macht Verbesserungsvorschläge, bittet um lockere Formulierungen oder einen seriösen Ton, fordert zum Kürzen auf und probiert immer wieder neue Prompts aus. Die KI nimmt einem das Denken nicht ab, aber sie kann stilles Grübeln in einen dialogischen Prozess verwandeln. Manchen Menschen hilft das.

Auch beim Redigieren eigener oder dem Zusammenfassen fremder Texte können die Chatbots nützlich sein. Wer etwa eine berufliche Mail in einer Fremdsprache schreibt, mit einem Bewerbungstext nicht ganz zufrieden ist oder ein wissenschaftliches Paper auf Stichpunkte komprimieren möchte, kann den Assistenten um Rat fragen. Je präziser man die Anweisungen formuliert und je mehr Kontext man mitliefert, desto eher lässt sich mit dem Ergebnis etwas anfangen.

"Wir neigen dazu, die Auswirkungen einer Technologie auf kurze Sicht zu überschätzen und auf lange Sicht zu unterschätzen", sagte der Zukunftsforscher Roy Amara vor mehr als einem halben Jahrhundert. Vieles spricht dafür, dass es bei generativer KI genauso laufen wird. Google und Microsoft beginnen gerade erst, die Technologie in ihre Produkte einzuarbeiten. Niemand weiß, wie Menschen in fünf Jahren mit KI-Unterstützung arbeiten werden.

KI-Hilfe schon heute

Obwohl das Plateau der Produktivität noch lange nicht erreicht ist, gibt es KI-Werkzeuge, die schon heute helfen können. Zwei davon kommen aus Deutschland und haben sich seit Jahren bewährt. Lange bevor Chat-GPT veröffentlicht wurde und den aktuellen Boom auslöste, setzten ihre Entwickler auf KI, um Menschen bei lästigen Aufgaben zu unterstützen: Übersetzen und Überarbeiten.

Technik
:So benutzen Sie Chatbots richtig

Dienste wie Chat-GPT oder Bard sollen angeblich unser Leben verändern. Wie kann man sie sinnvoll nutzen? Eine Kurzanleitung in vier Schritten.

Von Simon Hurtz

DeepL lässt Google alt aussehen, wenn es darum geht, einigermaßen unfallfrei in einer Fremdsprache zu schreiben oder zusammenhängende Texte auf Deutsch zu übersetzen. Gegen Language Tool wirkt die Rechtschreibkorrektur von Microsoft Word aus der Zeit gefallen. Der Schreibassistent findet nicht nur zuverlässig Tipp- und Grammatikfehler, sondern verbessert Sprache und Stil.

Beide Programme kosten mit vollem Funktionsumfang Geld, doch selbst die Gratisversionen sind praktischer als alle aktuellen Chatbots.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMittleres Management
:Beförderung? Rette sich, wer kann!

Irgendwann im Arbeitsleben trifft es viele Menschen: Sie werden Teamleiter, Abteilungs- oder Werksleiterin - und landen in der Hölle des mittleren Managements.

Von Kathrin Werner

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: