Die britische Notenbank hält ungeachtet der nachlassenden Inflation vorerst an ihrer Hochzinspolitik fest, signalisiert aber zugleich eine nahende Zinswende. Die Bank of England beließ den Leitzins am Donnerstag erwartungsgemäß mit 5,25 Prozent auf dem höchsten Stand seit 2008. Die Entscheidung im geldpolitischen Ausschuss fiel mit sieben zu zwei Stimmen. Notenbankchef Andrew Bailey zeigte sich "optimistisch, dass sich die Dinge in die richtige Richtung bewegen".
Die britische Inflationsrate ist im März auf 3,2 Prozent gefallen - den tiefsten Stand seit zweieinhalb Jahren. Die Währungshüter streben einen Wert von zwei Prozent an. Die Zentralbanker fügten ihrer Erklärung nach der geldpolitischen Sitzung hinzu, dass sie die nächsten Wirtschaftsdaten aufmerksam beobachten werden. "Wir müssen mehr Beweise dafür sehen, dass die Inflation niedrig bleibt, bevor wir die Zinsen senken können", sagte Bailey.
Die Notenbanker rechnen für April mit einer Teuerungsrate von etwa zwei Prozent. Sie sorgen sich, dass das anhaltend starke Lohnwachstum und deutliche Preissteigerungen bei den Dienstleistern die Inflation danach wieder nach oben treiben könnten. An den Terminmärkten wurde zuletzt der 1. August als wahrscheinlicher Zeitpunkt für eine erste Senkung angesehen, nachdem zuvor eher auf die September-Sitzung spekuliert worden war. Es wäre die erste Lockerung seit März 2020, als die Corona-Pandemie die Währungshüter zu einer Zinssenkung veranlasste.
Billigeres Geld könnte die Konjunktur auf der Insel anschieben. Die Währungshüter rechnen jetzt mit einem Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent im laufenden Jahr, nachdem sie um Februar nur ein halb so großes Plus erwartet hatten. Zuletzt haben etwa die Schweizer und die schwedische Notenbank ihren Leitzins gesenkt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat für Juni einen ersten Schritt nach unten signalisiert.