Industrie:IG Metall greift Thyssenkrupp-Chef an

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Thyssenkrupps Stahlwerk in Duisburg: Die IG Metall fordert Klarheit über die Zukunft der Sparte. (Foto: Olaf Döring/imago images)

Miguel López missachte die Arbeitnehmervertreter, klagt die Gewerkschaft vor der Hauptversammlung. Für Ärger sorgt auch, dass der Konzern trotz Verlusts eine Dividende zahlt.

Von Björn Finke, Bochum

Vor der Hauptversammlung von Thyssenkrupp kritisiert die IG Metall Vorstandschef Miguel López scharf - die mächtige Gewerkschaft wirft ihm intransparentes Verhalten und die Missachtung der Arbeitnehmervertreter vor. López führt den kriselnden Industriekonzern seit Juni; er hat dem Unternehmen mit fast 100 000 Beschäftigten ehrgeizige Ziele gesetzt und sucht zudem Partner oder Käufer für die Stahl- und Werftensparte.

An diesem Freitag sollen bis zu 1400 Teilnehmer zur Hauptversammlung in ein Bochumer Kongresszentrum kommen. Die IG Metall wird davor demonstrieren und Flugblätter verteilen. Diese prangern an, dass "in fast allen Konzernbereichen Chaos" herrsche. López wolle die Firma wieder auf Kurs bringen, doch dabei "mit dem Kopf durch die Wand. Er lässt die Mitbestimmung links liegen". Die Gewerkschafter klagen etwa, sie seien zu spät eingeweiht worden, dass Thyssenkrupp mit dem tschechischen Milliardär Daniel Křetínský über einen Einstieg bei der Stahlsparte verhandele. Zudem habe López den Vorstand gegen den Willen der Gewerkschaft mitten in Krise vergrößert.

Der stellvertretende IG-Metall-Vorsitzende Jürgen Kerner sagte am Donnerstag, dass der vorzeitige Abgang von López' Vorgängerin Martina Merz "notwendig" gewesen sei. Der Neuanfang mit López tue dem Konzern gut, weil der Manager aufrüttele, ergänzte Kerner, der auch Vize-Chef des Aufsichtsrats von Thyssenkrupp ist. Aber die Gewerkschaft erwarte, dass López die Kultur der Mitbestimmung annehme und nicht alles einreiße.

Außerdem beklagte Kerner, dass der neue Chef einen großen Fokus auf die Interessen der Aktionäre lege. So zahlt Thyssenkrupp für das abgelaufene Geschäftsjahr eine Dividende, trotz eines Milliardenverlusts. Die Fondsgesellschaft Deka hat bereits angekündigt, auf der Hauptversammlung gegen die Ausschüttung zu stimmen.

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