Folgen der Benko-Pleite:Der Fortbestand von Galeria ist in Gefahr

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Blick auf den Eingang des Kaufhauses Galerie Karstadt Kaufhof in Berlin. (Foto: Jörg Carstensen/dpa)

Eine Woche vor Ende der Bieterfrist läuft es bei der insolventen Warenhauskette auf den Investor Droege hinaus. Doch selbst wenn der, wie zu hören ist, gut 60 der 92 Filialen übernimmt, dürften viele Beschäftigte entlassen werden.

Von Michael Kläsgen und Uwe Ritzer

Die Stimmung in Essen in der riesigen Zentrale von Galeria ist merkwürdigerweise ziemlich gut, erfährt man von Mitarbeitenden. Merkwürdig ist das, weil bei der insolventen Warenhauskette der drohende Stellenabbau immer konkreter zu werden scheint. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung aus involvierten Kreisen sind noch vier ernsthafte Übernahmeinteressenten im Bieterrennen um Galeria Karstadt Kaufhof, der Handelskette, die nur noch etwa 2,5 Milliarden Euro Umsatz im Jahr macht. 2019 waren es noch etwa 4,5 Milliarden Euro.

Die potenziellen Investoren lassen sich derzeit von Galeria-Managern von Filiale zu Filiale fahren und sollen sogar einen gewissen Optimismus verbreiten. Auch das gehört zum Bieterprozess, der kommende Woche endet.

Alle Interessenten wollen jedoch nach Informationen der SZ lediglich etwa 60 der momentan noch 92 Filialen übernehmen. Es droht ein harter Stellenabbau. Das wäre ein weiterer Schlag für die Warenhauskette, die im Zuge der Krise des Mutterkonzerns Signa und dessen wichtigster Figur René Benko ins Rutschen geraten ist. "60+", das ist die Zahl, die Galeria-Chef Olivier van den Bossche selber mehrmals öffentlich nannte, nachdem die Handelskette Anfang Januar zum dritten Mal in gut drei Jahren einen Insolvenzantrag gestellt hatte. Der Belgier meinte damit allerdings: Gut 60 Filialen seien profitabel.

Doch warum sollten Investoren unprofitable Geschäftseinheiten übernehmen? Manche Kaufhäuser sind zwar in Paketen gebündelt, die profitable und unprofitable Standorte umfassen. Bisher waren sie nur im Paket zu kaufen. Aber inzwischen, heißt es, würden diese "Master-Lease"-Verträge aufgebrochen.

20 bis 30 Filialen stehen damit zur Disposition. Was bedeuten würde, dass allein in diesen Häusern eine stattliche vierstellige Zahl an Jobs wegfallen würde. Hinzu kämen Stellen in übergeordneten Einheiten. Dass Galeria nicht in der überdimensionierten, etwa 100 000 Quadratmeter großen Firmenzentrale in Essen bleiben wird, ist ein offenes Geheimnis. Das Gebäude gehört der Signa-Gruppe. Galeria zahlt dafür im Jahr etwa vier Millionen Euro Miete. Auch in Essen könnten Stellen in größerer Zahl wegfallen.

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"Wir müssen schwer aufpassen, dass es bei Galeria Karstadt Kaufhof nicht ähnlich kommt."

Insgesamt beschäftigt das Unternehmen derzeit etwa 15 500 Menschen, was 12 000 Vollzeitstellen entspricht. Der vorläufige Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus teilt über einen Sprecher mit, der Bieterprozess befinde sich derzeit "auf der Zielgeraden", verbindliche Angebote seien bis zum 22. März "erbeten". In der derzeitigen Phase könne man zum Stand des Verfahrens keine Angaben machen.

Aus mehreren Quellen erfuhr die SZ jedoch, dass von zwischenzeitlich sechs ernsthaften Kaufinteressenten nur noch vier übrig sind. Drei davon sind bisher bekannt: Der US-amerikanische Parfüm- und Kosmetik-Konzern Coty; für ihn verhandelt Bernd Beetz, der ehemalige Aufsichtsratschef von Kaufhof. Der Investmentarm des französischen Kaufhauskonzerns Galeries Lafayette, dem allerdings wenig ernsthaftes Interesse unterstellt wird. Und der Düsseldorfer Finanzinvestor Droege Group, der noch zu Jahresbeginn Übernahmeambitionen bestritt, inzwischen aber als Favorit gilt. Eine SZ-Anfrage dazu ließ das Unternehmen unbeantwortet. Eine Sprecherin erklärte nur allgemein: "Marktgerüchte und Spekulationen kommentieren wir grundsätzlich nicht."

Informationen aus Gläubigerkreisen zufolge soll Droege im Verlauf der Verhandlungen zeitweise lediglich ein Interesse an den 20 erfolgreichsten Galeria-Filialen geäußert haben. Was im Umkehrschluss bedeuten würde, dass etwa 70 Handelshäuser geschlossen würden, mit entsprechenden Jobverlusten. Inzwischen sei man aber davon abgerückt, heißt es. "Egal, wer am Ende wie viel von der Galeria übernimmt - er braucht eine Mindestgröße und eine Mindestanzahl an Filialen, um gegenüber den Lieferanten selbstbewusst auftreten zu können und vernünftige Einkaufspreise auszuhandeln", sagt eine in die Vorgänge involvierte Person. Deswegen sei angeblich auch Droege nun an einer größeren Zahl von Filialen interessiert.

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Vor allem in Arbeitnehmerkreisen wird der Düsseldorfer Investor kritisch gesehen. Man verweist dort auf Weltbild. Im Sommer 2014 erhielt Droege den Zuschlag für die damals angeschlagene Verlagskette. Kaum war die im Besitz von Droege, fielen weitere Jobs weg. "Wir müssen schwer aufpassen, dass es bei Galeria Karstadt Kaufhof nicht ähnlich kommt", sagte ein Arbeitnehmervertreter, "und zwar egal, ob bei Droege, oder einem anderen Investor". Die Einflussmöglichkeiten von Betriebsräten und Gewerkschaftern seien jedoch begrenzt. "Am Ende entscheiden in einem Insolvenzverfahren die Gläubiger und der Insolvenzverwalter."

An einem Interessenausgleich und Sozialplan werde bereits gearbeitet, heißt es. Denn drei Monate nach Insolvenzanmeldung beginnt normalerweise das reguläre Insolvenzverfahren. Bis Anfang April soll auch der Investor feststehen. Eine öffentlichkeitswirksame Warnung vor einem Job-Kahlschlag sei bereits in Arbeit gewesen. Tatsächlich ist einem Insider zufolge Galeria im Wesentlichen für Investoren interessant, weil dort noch viele Kosten eingespart werden können. Damit seien aber nicht die Beschäftigten gemeint, sondern die hohen Kosten für die Mieten.

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