Dividenden:Deutsche Unternehmen schütten so viel aus wie nie

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Der Mercedes-Stern: Der Stuttgarter Autobauer zahlt so viel wie kein anderer an die Aktionäre, dabei laufen die Geschäfte nicht gut. (Foto: KIRILL KUDRYAVTSEV/AFP)

Die Gewinne der Dax-Konzerne sinken, die Wirtschaftslage ist schlecht. Trotzdem erreichen die Dividenden Rekordhöhe. Davon profitieren die Aktionäre, aber nicht die Mitarbeiter.

Von Caspar Busse

Ganz oben auf der Liste steht Mercedes-Benz. Der Autobauer aus Stuttgart, dessen Geschäfte mit Elektroautos gerade nicht so gut laufen, schüttet für das Geschäftsjahr 2023 rund 5,5 Milliarden Euro an seine Aktionäre als Dividende aus. Auf Platz zwei folgt die Allianz mit 5,4 Milliarden Euro, dann Volkswagen, Deutsche Telekom, BMW und Siemens.

Es ist ein äußerst gutes Jahr für die Aktionäre. Denn für 2023 zahlen alleine die 40 Dax-Unternehmen insgesamt Dividenden von 53,8 Milliarden Euro. Das ist so viel wie noch nie seit der ersten Analyse im Jahr 2012, hat das Beratungsunternehmen EY errechnet. Gezahlt wird die Dividende immer zur Hauptversammlung für das abgelaufene Geschäftsjahr. Alleine 23 der 40 Dax-Konzerne erhöhten für 2023 die Ausschüttungssumme. Die Ausschüttung steigt damit auch um 2,4 Prozent gegenüber 2022 - schon damals konnten sich Aktionäre über Rekordausschüttungen freuen. Die in absoluten Zahlen höchste Dividende zahlt der Versicherer Munich Re mit 15 Euro je Aktie.

Die Entwicklung überrascht, sind die Gewinne der Dax-Konzerne doch im vergangenen Jahr insgesamt zurückgegangen, und zwar zusammengerechnet um sechs Prozent auf 120,9 Milliarden Euro. Dazu kommt: Die wirtschaftliche Lage ist angespannt. In Deutschland wächst das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr praktisch nicht. Weltweit gibt es Krisen, die Kriege in der Ukraine und in Israel lasten auf der Weltwirtschaft, es gibt Konflikte mit China. Einige Länder schotten sich ab, der Welthandel ist in Gefahr. All das ist nicht gut für die sehr exportorientierte deutsche Wirtschaft. "Die konjunkturelle Lage ist düster, sowohl die wirtschaftlichen als auch die politischen Risiken werden eher größer als kleiner", stellt EY-Partner Mathieu Meyer fest.

Beim Sportwagenbauer Porsche profitieren vor allem die Familien

Immer mehr Dax-Konzerne kündigten angesichts sinkender Quartalsgewinne auch harte Sparprogramme an, dazu gehört oft auch ein Stellenabbau. Wenn sich also auf der einen Seite die Aktionäre und die Investoren freuen, ist das bitter für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hohe Dividenden sind immer auch gut für den Aktienkurs, Sparprogramme werden manchmal auch honoriert. "Sollte der Druck auf die Gewinne in diesem Jahr anhalten, werden wohl auch die Dividendenausschüttungen auf den Prüfstand gestellt werden", erwartet Meyer.

Alleine die drei großen deutschen Autohersteller BMW, VW und Mercedes schütten für 2023 fast 31 Milliarden Euro an die Aktionäre aus. Dabei sind alle drei derzeit in einer schwierigen Situation: Der Markt wandelt sich gerade grundlegend, weg vom Verbrenner, hin zu Elektrofahrzeugen. Doch die deutschen Produzenten haben derzeit massive Absatzprobleme. Hersteller aus China oder aus Frankreich haben gerade günstigere Angebote, um den Massenmarkt zu bedienen. Besonders schlecht sieht es übrigens gerade bei Mercedes aus, also bei dem Dax-Konzern, der am meisten an die Aktionäre ausschüttet. Möglicherweise wäre es auch hier besser, das Geld in die Zukunft zu investieren.

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Auch die Aktionäre der Porsche AG können sich übrigens auf eine besonders deutliche Erhöhung freuen: Laut EY steigert der Stuttgarter Sportwagenbauer seine Ausschüttung um ganze 129 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro. Profitieren werden davon vor allem die Familien Porsche und Piëch, die große Aktionäre von Porsche sind.

Es gibt aber auch Dax-Unternehmen, die angesichts der schwierigen Lage nichts ausschütten können oder ihr Geld lieber zusammenhalten: Das sind Covestro, Fresenius, Qiagen, Siemens Energy und Zalando. Der Wohnungskonzern Vonovia zahlt eine Dividende, obwohl er sehr hohe Verluste erwirtschaftet, auch Bayer zahlt bei Milliardenminus etwas an seine Aktionäre.

Alle 160 Unternehmen von Dax, MDax, und SDax schütten geschätzt 62,5 Milliarden Euro aus. Das hat die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in Kooperation mit dem Institute for Strategic Finance an der FOM-Hochschule in München berechnet. "Das ist der dritte Dividenden-Rekord in Folge", sagt Studienautor Christian Röhl. Die Bestmarke resultiere auch aus der Stärke des weltweiten Geschäftes der Dax-Konzerne. Die Ausschüttungsquote - also der Anteil der Dividendenzahlungen am gesamten Gewinn - liegt im Durchschnitt derzeit bei 44,5 Prozent.

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