Automesse Shanghai:Wie sich Volkswagen in China präsentiert

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Dicht umdrängt war auf der Automesse in Shanghai die neue Elektrolimousine ID7 von Volkswagen bei ihrer Weltpremiere. (Foto: Ng Han Guan/dpa)

Bei E-Fahrzeugen müssen die deutschen Hersteller in der Volksrepublik noch aufholen. Auf der Automesse in Shanghai zeigen auch BMW und Mercedes vor allem ihre Luxusmodelle.

Von Christina Kunkel und Florian Müller, Shanghai

Dieser Abend bot keine Bühne für den ranghöchsten Manager im Konzern. VW-Chef Oliver Blume gesellt sich erst zu den 22 anderen Männern (ja, es ist tatsächlich keine einzige Frau dabei) und Autos ins Scheinwerferlicht, als die große Show schon vorbei ist. In Shanghai war es anderen überlassen, das neue Top-Modell der elektrischen Volkswagen-Familie vorzustellen: Die Limousine ID7. Allen voran die Manager der chinesischen VW-Partnerfirmen SAIC und FAW durften mehreren Hundert Journalisten, der Großteil davon aus China, das neue Batterieauto zeigen.

"In China, for China", so lautet das Credo, das der Konzern an diesem Abend immer wiederholte. Aus gutem Grund: Im chinesischen Elektroautomarkt sind die deutschen Hersteller gerade in der ungewohnten Rolle eines Außenseiters, so auch Volkswagen. Nur fünf Prozent Marktanteil hatten die Wolfsburger im vergangenen Jahr bei den verkauften Elektrofahrzeugen in China, bei Verbrennern ist VW dreimal so stark. Doch die Zukunft in China sind eben keine Autos mit Diesel- oder Benzinmotor, sondern die mit Batterieantrieb. Um diese Entwicklung zu sehen, reicht ein Blick auf die Straßen, vor allem in den großen Metropolen. Elektroautos sind dort leicht zu erkennen anhand ihrer grünen Nummernschilder, in Shanghai etwa wird wohl schon in diesem Jahr etwa jedes zweite Auto einen Batterieantrieb haben.

Am Dienstag beginnt die Autoshow in Shanghai, zunächst für Presse- und Fachpublikum, von Samstag an auch für alle anderen Besucher. Nachdem die großen Automessen in China in den vergangenen drei Jahren wegen der Corona-Restriktionen nur im nationalen Rahmen stattfanden, sind nun wieder internationale Gäste in Shanghai vertreten. Auch deshalb gilt die Ausstellung als besonders wichtiger Ausblick, mit welchen Modellen die Hersteller im größten Automarkt der Welt in den kommenden Jahren bestehen wollen.

Bei VW soll neuer Schwung auch über den ID7 kommen, der zeitgleich auch in Berlin und weiteren Städten gezeigt wurde. Er erhält die bisher größte Batterie aller Modelle der Hauptsparte, bis zu 700 Kilometer Reichweite soll er schaffen. Die Europa- und Nordamerika-Varianten des ID7 baut VW ab der zweiten Jahreshälfte im Werk Emden. Die China-Version entsteht in der Volksrepublik selbst. Anders als in Europa, sind neben den SUVs auch Limousinen in China noch ein großes Thema. Deshalb widmet VW dem ID7 die ganz große Show, am Vorabend der Automesse. Das neue Elektromodell bewegt sich in seiner Form und Größe zwischen dem Passat und der einstigen Luxuslimousine Phaeton. Der Einstiegspreis des ID7 soll unter 60 000 Euro liegen.

"Was in China funktioniert, funktioniert überall auf der Welt."

Doch nicht nur VW setzt in Shanghai auf hochpreisige Modelle: Mercedes hat schon seit einiger Zeit seinen Fokus auf besonders teure Elektrowagen gelegt. Die Stuttgarter greifen am Vorabend der Autoshow gleich ins oberste Preisregal. Dort zeigt Mercedes zum ersten Mal einen elektrischen Maybach - natürlich in SUV-Form, basierend auf der Luxuslimousine EQS.

Und auch bei BMW dreht sich alles um Luxus und Leistung. Am Vorabend des ersten Messetages präsentierten die Münchner die Topversion der elektrischen Luxuslimousine i7. Mit 660 Pferdestärken, von Null auf hundert in 3,7 Sekunden, ist es das schnellste Batterie-Auto des Konzerns bislang. Ein Schmankerl für die chinesische Kundschaft: der 31-Zoll-Bildschirm mit 8k-Auflösung im Fond. Und dann gibt es auch noch die Premiere einer besonders brachialen Maschine: Der BMW XM mit dem Zusatz "Red Label" ist kein Elektroauto, sondern ein Plugin-Hybrid, der laut Hersteller immerhin bis zu 83 Kilometer nur mit Strom fahren kann. Gesamtleistung: 748 PS. Auch für solche Autos gibt es in China einen Markt, davon ist man bei BMW überzeugt.

China ist der Leitmarkt für den Konzern: "Was in China funktioniert, funktioniert überall auf der Welt", sagt Entwicklungsvorstand Frank Weber. Und setzt noch einen drauf: "München ist, wo wir herkommen", erklärt er. "Aber in China sind wir zuhause."

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