Mieten:570 Tage mietfrei im Airbnb

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In einem Nobelviertel von Los Angeles hat sich die Frau in einem Gästehaus einquartiert, ohne Miete zu bezahlen. Nun ist sie weg - oder doch nicht? (Foto: imago stock&people/imago/Westend61)

Eineinhalb Jahre hat eine Frau nach Ablauf ihrer Buchung in einem Gästehaus in Kalifornien gewohnt - ohne Miete zu bezahlen. Wie geht das?

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

570 Tage. So lange hat Elizabeth Hirschhorn in einem luxuriösen Gästehaus im Nobelviertel Brentwood in Los Angeles gewohnt, ohne auch nur einen Cent Miete dafür zu zahlen. Die Los Angeles Times nannte sie in einem Bericht kürzlich "die Mieterin aus der Hölle". Die Gesetzgebung im US-Bundesstaat Kalifornien ist berüchtigt mieterfreundlich und wird immer wieder in Sitcoms persifliert. In der Serie "Silicon Valley" zum Beispiel wohnt jemand quasi die ganze Zeit über mietfrei im Haus der Protagonisten - ohne dass irgendwer etwas dagegen tun kann.

Elizabeth Hirschhorn hatte sich im September 2021 über die Plattform Airbnb für 187 Tage im Gästehaus des Zahnmediziners Sascha Jovanovic eingemietet, zum Preis von 20 793 Dollar. Nach Ablauf des Airbnb-Vertrags zog Hirschhorn aber nicht aus, und zahlte einfach keine Miete mehr. Ihre Begründung: Jovanovic habe gar keine Genehmigung der Stadt, das Gästehaus überhaupt zu vermieten - er könne sie deshalb auch nicht rauswerfen. Klingt nach einer Schildbürger-These, doch jetzt kommt der Clou in der Argumentation von Hirschhorn: Die Dusche habe er ebenfalls ohne Genehmigung installieren lassen, und ohne Dusche hätte er das Gästehaus niemals vermieten können, schon gar nicht für sechs Monate.

Nach kalifornischem Recht, so entschied ein Richter, hätte Jovanovic tatsächlich nicht vermieten dürfen. Also blieb Hirschhorn, und verklagte Jovanovic noch weitere Male: zum einen, weil er ihrer Ansicht nach notwendige Reparaturen wie Schimmelbeseitigung nicht vornehme - und zum anderen, weil sie sich belästigt fühle von seinen Versuchen, sie zum Ausziehen zu bewegen. Sie würde ja ausziehen, teilte sie Jovanovic mit, aber nur gegen eine Gebühr in Höhe von 100 000 Dollar. Ja, das ist wirklich so passiert. Die Times hat das alles in einer Reportage dokumentiert, die vor vier Wochen erschienen ist.

Plötzlich kamen die Möbelpacker

Am vergangenen Freitag dann die überraschende Wende: Hirschhorn hat das Gästehaus verlassen. Jovanovic bemerkte, dass Möbelpacker ihre Einrichtung hinaustrugen. Nach Rücksprache mit Polizei und Anwälten betrat er das Gästehaus - und tatsächlich war es komplett leer. Hirschhorn war weg. "Ich war ein bisschen überwältigt, aber ich hatte endlich mal wieder ein ruhigeres Wochenende", sagte Jovanovic der Times. Er wolle die Klage wegen ausstehender Mieten in Höhe von mittlerweile 58 000 Dollar weiterführen, alle anderen wolle er fallenlassen: "Wir müssen die schlechte Energie loswerden." Den Schimmel wolle er beseitigen und sämtliche Genehmigungen zum Vermieten in Zukunft einholen.

Das wäre freilich ein fröhliches Ende. Angesichts dessen, wie dieser Fall bislang verlaufen ist, ist es aber auch ein unwahrscheinliches - und siehe da: Am Dienstag schrieb Hirschhorns Anwältin Amanda Seward in einer E-Mail an die Anwälte von Jovanovic: "Frau Hirschhorn ist besorgt, weil sie permanent belästigt und überwacht wird." Es könnte also sein, dass ihr der ganze Rummel nach der Times-Reportage einfach zu groß wurde und sie deshalb fortging.

Die Anwältin schreibt jedoch weiter: "Sie hatten keinerlei Befugnis dazu, die Schlösser auszutauschen und davon auszugehen, dass die Wohneinheit verlassen worden ist. Sie haben das Recht gebrochen, indem Sie das Gästehaus ohne Erlaubnis betreten und Schlösser gewechselt haben." Heißt also: Da kommt noch was - und es könnte sein, dass es bei 570 Tagen Besetzung nicht bleibt.

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