Spanien in der WM-Qualifikation:"Es war wunderschön"

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Der spanische Nationalspieler Alvaro Morata erzielte spät das 1:0 gegen Schweden. (Foto: Angel Fernandez/dpa)

Ein Abstauber-Tor des zuletzt ausgepfiffenen Morata nach einem fulminanten Schuss von Leipzigs Olmo sichert Spanien die WM-Teilnahme. Schweden muss in die Playoffs - ob Zlatan Ibrahimovic dabei sein wird, ist offen.

Von Javier Cáceres, Sevilla

Am Montagmorgen saß Dani Olmo in Sevilla im ersten Flieger nach Barcelona, und war noch immer von den Erlebnissen des Vorabends angefüllt. "Ganz ehrlich: Es war unglaublich", sagte er, als er am Telefon gegen die Sicherheitshinweise der Stewardess anredete. "Die Fans, das aus allen Nähten platzende Estadio de La Cartuja, der Sieg, die WM-Qualifikation ... Es war wunderschön", insistierte die Offensivkraft von RB Leipzig.

Mit 1:0 hatte Spaniens Nationalmannschaft gegen Schweden gewonnen - und sich damit als Sieger der Gruppe B für die Weltmeisterschaft in Katar qualifiziert. Durch das Minenfeld namens Playoffs müssen nun im März die Skandinavier laufen, ob mit oder ohne den alternden Stürmer Zlatan Ibrahimovic ist offen: "Ich weiß ja nicht mal, ob ich da noch am Leben bin!", sagte der 40-Jährige Stürmer des AC Milan, der zur 70. Minute eingewechselt wurde.

Aber auch wenn er, wie sein Trainer Janne Andersson hofft, fidel bleiben sollte ("ich würde mich darüber freuen, er kann dieser Mannschaft viel geben") - das erste Playoff-Spiel würde Ibrahimovic in jedem Fall verpassen. Er konnte zwar von Glück reden, dass er bei einem Schlag mit der Schulter in den Rücken von Spaniens Verteidiger César Azpilicueta (90.+3) von Schiedsrichter Felix Brych nur verwarnt wurde. Fürs erste Playoff-Spiel ist er dennoch gelbgesperrt.

Mittlerweile 40 Jahre alt: Zlatan Ibrahimovic, der in der 70. Minute eingewechselt wurde. (Foto: Marcelo del Pozo/Reuters)

Dani Olmo dagegen muss nur berufen werden, um bei der WM dabei zu sein. "Hoffentlich", sagte der 23-Jährige. Der Leipziger ebnete durch einen elektrisierenden Schuss den Weg zum einzigen Tor. "Ich hatte eine Lücke gesehen, bin Richtung Strafraum gelaufen - und hab's probiert", erzählte Olmo. Ob seiner Präzision und Gewalt hätte es schon sein Schuss verdient gehabt, im Netz der Schweden zu landen, "aber die Parade des Torwarts war großartig, das kann man nicht anders sagen", erklärte Olmo, "zum Glück war Álvaro (Morata) aufmerksam".

"Ich dachte nur: Beruhige dich - nicht, dass du den wieder übers Tor jagst ...", sagte Morata

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Nachdem Schwedens Keeper Robin Olsen Olmos Geschoss mit den Fingerkuppen an die Querlatte gelenkt hatte, fiel der Abpraller vor die Füße Moratas. Es durchzuckte ihn die Erinnerung daran, dass Olsen in der Vergangenheit mit weiten Ausfallschritten Tore verhindert hatte. Und die Erinnerung daran, "dass ich kurz zuvor den Ball noch aus dem Stadion rausgeschossen hatte", sagte er und lachte: "Ich dachte nur: Beruhige dich - nicht, dass du den wieder übers Tor jagst."

Olsen versuchte, sich groß zu machen, lag am Ende aber hilflos auf dem Boden, weil Morata den Ball ins Tor löffelte. "Das Schicksal war gerecht", berichtete der Mann, der bei der EM an gleicher Stätte noch ausgepfiffen worden war.

Reingelöffelt: Morata überwindet Olsen. (Foto: Marcelo del Pozo/Reuters)

Es war ein zähes Spiel gewesen, und die Spanier litten wie so oft darunter, dass sie nicht so recht in Abschlusssituationen kamen. Ein schwedischer Sieg hätte die Spanier um die direkte Qualifikation gebracht. Der Stress war spürbar: Vor Olmos Schuss hatte es im Grunde gar keine spanischen Torschüsse gegeben. "Das ist auch ein Verdienst des Gegners gewesen, die Schweden haben, wie so viele Mannschaften gegen uns, extrem eng und tief verteidigt", sagte Olmo. Derlei kann immer auch ins Auge gehen - und wäre es fast auch. Olmos schwedischer Kollege aus Leipzig, Emil Forsberg, war zusammen mit dem frappierend reifen, 17-jährigen Spanier Gavi nicht nur der beste Mann auf dem Platz, er hatte auch beste Chancen.

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Forsberg verfehlte in der ersten Halbzeit das Tor der Spanier nur knapp, in der zweiten Halbzeit traf er den Ball nicht richtig, "normalerweise macht er die rein", sagte Olmo. Schwedens Trainer Andersson musste sich nach der Partie dafür rechtfertigen, ausgerechnet Forsberg nach 63 Minuten ausgewechselt zu haben. "Ich hatte den Eindruck, dass ihm die Energie ausging", versicherte Andersson.

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Er habe sich auch über die Auswechslung "gewundert", sagte Olmo, "für uns war das besser", versicherte er. "Emil würde ich immer in meiner Mannschaft haben wollen, zumal er unter denen ist, mit denen ich mich in Leipzig am besten verstehe und auch fußballerisch das beste Feeling habe."

Spaniens Coach Luis Enrique beließ Olmo dagegen auf dem Platz - was in dessen Heimatverein Leipzig zuletzt nicht oft der Fall war. "Es hat mich überrascht, dass es so wenig Einsatzzeit war", sagte der Stürmer dazu. Das ist die diplomatische Variante des Ärgers über Leipzigs Coach Jesse Marsch, der auch beim spanischen Verband zu hören war. Auch Luis Enrique stellte sich darauf ein, den Bundesligamann nach einer Stunde vom Rasen zu nehmen - was er nach Rücksprache mit dem Spieler unterließ.

"Auch wenn es nach dem Spiel, das er hingelegt hat, unglaublich klingt: Er ist nicht in seiner besten Form. Ich habe ihn gefragt, ob er durchhält. Er ist physisch sehr stark. Seine fußballerische Qualität steht für uns außer Frage", sagte Luis Enrique über Olmo, der zum Kern der spanischen Nationalelf gezählt werden darf.

Spanien hat einen großen Fundus an Talenten beisammen - und blickt deshalb mit Optimismus auf die WM

Das will schon etwas heißen. Unter Luis Enrique sind mehr als 70 Spieler zum Einsatz gekommen; der Fundus an Talenten ist größer als bei anderen Nationen. "Ich habe 40, 50 Spieler zur Verfügung" sagte er, "einen Mix aus Veteranen wie Busquets, Koke oder Jordi Alba, oder jungen Spielern wie Gavi, der hier so ein Spiel hinlegt." Der Junge vom FC Barcelona zählt mit den verletzten Mannschaftskameraden wie Ansu Fati oder Pedri zu Zukunftsgaranten der Spanier. Sie blicken nach der Halbfinalteilnahme bei der EM mit Optimismus nach Katar: "Wir sind nicht so weit entfernt davon, etwas Großes zu leisten", sagte Morata.

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