Segeln - Sandringham:Laser-Weltmeister Buhl im Glück: "Innere Zufriedenheit"

Australien
Der deutsche Segler Philipp Buhl bei einer Regatta. Foto: Carsten Rehder/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Melbourne (dpa/lby) – Philipp Buhl hat seine Meisterprüfung endlich bestanden. Der Laser-Steuermann aus Sonthofen ist sieben Jahre nach seiner ersten WM-Bronzemedaille zum Weltmeister-Titel gesegelt. "Da ist nur diese totale innere Zufriedenheit", sagte er nach seiner Zieldurchfahrt. Der 30-Jährige holte sein Gold vor Melbourne in beeindruckender Manier, hatte in der Endabrechnung nach zwölf Wettfahrten im Weltklassefeld von 124 Booten aus 44 Nationen zwölf Punkte Vorsprung auf Matt Wearn aus Australien. Bronze sicherte sich der Kroate Tonci Stipanovic.

Für Buhl ist der Titel ein Befreiungsschlag nach der schwierigen Saison 2019, in der er nach schwachen Ergebnissen mit sich gehadert hatte. Im Vorwege der WM hatte sich der Perfektionist deshalb vorgenommen, etwas lockerer in den Wettkampf zu gehen. Es war sein Erfolgsrezept.

Bundestrainer Alex Schlonski, der mit Buhl und Trainingspartner Nik Aaron Willim im November intensiv im australischen WM-Revier trainiert hatte, umarmte seinen Schützling auf dem Wasser lange. "Wir hatten uns Medaillennähe erhofft, aber dass Philipp hier so durchs Dach geht und so souverän agiert, das war unfassbar gut", sagte Schlonski.

Der WM-Triumph des für den Norddeutschen Regatta Verein in Hamburg startenden Top-Athleten im German Sailing Team kommt zum Auftakt des Olympia-Jahres zum richtigen Zeitpunkt. Nach bislang zweimal WM-Bronze (2013, 2018) und einmal WM-Silber (2015) sagte Buhl: "Ich habe eines meiner beiden großen Ziele erreicht und kann nun etwas entspannter in die Olympischen Spiele reingehen."

Mit seinem Triumph sicherte Buhl nicht nur das historisch erste WM-Gold für einen deutschen Segler in dieser seit 1996 olympischen Einhandjolle - in dieser Disziplin werden seit 1974 auch Weltmeisterschaften ausgetragen. Er beendete auch die titellose Serie der Nationalsegler, die seit 20 Jahren keinen WM-Sieg mehr in einer Olympia-Klasse gewinnen konnten. Zuletzt siegten bei einer WM Roland Gäbler und René Schwall 2000 im damals olympischen Katamaran Tornado.

Buhl hofft, dass sein Erfolg den Segelsport hierzulande beflügelt. "Bei uns hat ja schon keiner mehr geglaubt, dass wir siegen können. Mit den zuletzt gewonnenen Medaillen wie an diesem Wochenende WM-Bronze von Erik Heil und Thomas Plößel haben wir zeigen können, was möglich ist", sagte er. Lob gab es für ihn von Roland Gäbler, dem Olympia-Dritten von 2000. "Nur wer Ausdauer hat, kann Großes erreichen. Philipps professionelle Einstellung und sein Durchhaltevermögen sind vorbildlich und inspirierend", meinte er.

Der im Allgäu aufgewachsene, ehemalige Skirennläufer Buhl hat sein Handwerk im Segelclub Alpsee-Immenstadt auf dem Großen Alpsee von Vater Friedel Buhl gelernt. Seiner Familie, seinen Partnern und Wegbegleitern widmet er den Titel: "Im empfinde es als großes Privileg, Leistungssport auf diesem Niveau ausüben und mich für Erfolge quälen zu dürfen. Ich danke denen, die es mir ermöglichen. Allen voran meinem Vater."

Für Buhl schließt sich mit dem WM-Titel ein Kreis: Im Alter von 15 Jahren hatte er einen Aufkleber von Robert Scheidt im Schulordner. Der brasilianische Olympiasieger und fünfmalige olympische Medaillengewinner ist Buhls Jugendidol. Scheidts Segelstil hat er über Jahre akribisch studiert. Heute ist Buhl selbst Weltmeister und sagt: "Nun kommt mein Name auf den coolen WM-Pokal, auf dem seiner neunmal steht."

Deutschlands erfolgreichster Segler Jochen Schümann gratulierte ebenfalls: "Das ist supercool und wohlverdient, eine gute Bestätigung für kontinuierliche Arbeit."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: