Fußball-WM:46:1 Torschüsse

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Spaniens Aitana Bonmati feiert das zweite Tor der Spanierinnen (Foto: Amanda Perobelli/Reuters)

Spanien überzeugt als erster Favorit, die Schweiz startet mit Nationaltrainerin Inka Grings erfolgreich und Kanada stolpert, weil die Rekordtorschützin aus elf Metern vergibt. Drei Geschichten von der Weltmeisterschaft.

Von Felix Haselsteiner und Vinzent Tschirpke

Philippinen - Schweiz 0:2

Es war der erste Auftritt der Philippinnerinnen bei einer Weltmeisterschaft, deshalb waren die Rollen im Spiel gegen die Schweiz klar verteilt: Die Nati, trainiert von Inka Grings, trat favorisiert an, trotzdem dauerte es bis zur 45. Minute, ehe Ramona Bachmann per Elfmeter zur Führung traf. Zuvor hatten die Philippinerinnen sogar ein Abseitstor erzielt, und auch im restlichen Verlauf des Spiels hatte die Schweiz große Probleme, gegen die tief stehenden Gegnerinnen ernsthafte Torchancen zu kreieren.

Bei zwischenzeitlich 75 Prozent Ballbesitz legten die Schweizerinnen schließlich in der 64. Minute nach: Seraina Piubel traf im Nachschuss nach einer schönen Kombination über den linken Flügel zum 2:0-Endstand. Für Grings, die ehemalige deutsche Nationalstürmerin, war es der erste Erfolg nach zuvor sechs sieglosen Spielen als Nati-Trainerin. Vor knapp sechs Monaten hatte die 44-Jährige das Amt in der Schweiz übernommen. "Es war eine sehr hohe Anspannung in der Kabine. Wir waren trotzdem von der ersten Minute an sehr entschlossen", sagte Grings nach dem Abpfiff: "Das tut einfach gut, so ein Spiel. Mit diesem 2:0 kann man gut schlafen."

Inka Grings gewinnt mit der Schweiz. (Foto: Molly Darlington/Reuters)

Nigeria - Kanada 0:0

Ob schon einmal jemand mit mehr Erfahrung als Christine Sinclair einen Elfmeter bei einer Fußball-Weltmeisterschaft geschossen hat? Rekordtorschützin Kanadas ist die 40-Jährige mit 190 Toren längst und in ihrem 324. Länderspieleinsatz hätte sie am Freitag in Melbourne zur ersten Spielerin werden können, die bei sechs Endrunden ein Tor erzielt hat - wäre da nicht eine junge überaus talentierte Torhüterin namens Chiamaka Nnadozie, die Sinclairs Elfmeter in der 50. Minute parierte.

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Das 0:0 fühlte sich für die Nigerianerinnen wie ein Sieg an, den sie sich hart - und an der Grenze zur Überhärte - verdient hatten. Eine gelbe und eine rote Karte gab es, es hätten durchaus mehr sein können in einem Spiel, das die Kanadierinnen zwar anfangs bestimmten, ohne aber zu großen Chancen zu kommen. Immer besser kam Nigeria daraufhin ins Spiel, wenngleich Stürmerin Asisat Oshoala vom FC Barcelona zu selten so angespielt wurde, dass sie ihre Abschlussstärke unter Beweis hätte stellen können. Nigeria feierte nach dem Spiel ausgelassen mit seinen zahlreich erschienenen Fans vor Ort - die favorisierten Kanadierinnen hingegen blieben zum Auftakt hinter den Erwartungen zurück. Immerhin: Sinclair bleiben noch zwei Spiele für weitere Rekorde.

Chiamaka Nnadozie pariert den Elfmeter von Christine Sinclair. (Foto: William West/AFP)

Spanien - Costa Rica 3:0

Die selbstverständlich erwartete Marke hatten die Spanierinnen bereits nach zwölfeinhalb Minuten durchbrochen. 100 Ballkontakte hatten La Roja zu diesem Zeitpunkt schon gesammelt, gegen mehr oder weniger hilflose Costa-Ricanerinnen, die von der ersten bis zur letzten Minute defensiv beschäftigt waren. Das Spiel bestimmten die Spanierinnen nach Belieben. Mit beeindruckenden Statistiken (80 Prozent Ballbesitz, 46:1 Torschüsse); mit einer herausragend guten Aitana Bonmatí in der Zentrale, die nach einem Eigentor zum 1:0 kurze Zeit später das 2:0 erzielte; mit der Stürmerin Esther González, die zum 3:0 traf - und für immerhin 13 Minuten noch mit Alexia Putellas, der zweimaligen Weltfußballerin, die seit einem Jahr mit einem Kreuzbandriss fehlte.

Putellas, 29, brachte in der Endphase noch einmal viel Schwung in die Offensive, allein ein Tor blieb ihr verwehrt. Im spanischen Lager traut man ihr zu, schon bald auf altem Niveau zu sein - sie sei "Version 2.0", hieß es zuletzt -, und wenn man bei den Spanierinnen auch noch die individuelle Qualität von Putellas hinzurechnet, dann könnte mit diesem 3:0 im kalten, regnerischen Wellington einer der Favoriten ins Turnier gestartet sein.

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