Pferderennen:Münchner Trabsportler zieht es nach Osten

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Hier könnten Ihre Sulkys rollen: die ehemalige Trabrennbahn in Mühldorf, auf dem seit vielen Jahren ein Motorsportklub zu Hause ist. (Foto: Imago)

Der Verein prüft den Umzug von Daglfing nach Mühldorf am Inn - wo es sogar noch eine ehemalige Rennbahn gibt. Damit rückt wohl eine Grundsatzentscheidung über die Zukunft des Vereins näher.

Von Andreas Liebmann

Mühldorf ist das neue Maisach, auf diesen Slogan kann man die ganze Sache wohl bringen. Am Donnerstagabend trafen sich die Mitglieder des Münchner Trabrenn- und Zuchtvereins (MTZV) zu ihrer Jahresversammlung, und auf dieser informierte die Präsidentin Angelika Gramüller sie auch über ein Projekt, das als Gerücht schon etwas länger durch die Daglfinger Stallungen waberte: Ja, es gebe die Idee eines Umzugs nach Mühldorf am Inn, bestätigte sie. Und ja: Ein paar konkrete Berechnungen dazu seien schon angefertigt worden.

Man muss nun nicht zwingend davon ausgehen, dass am Freitagmorgen die ersten Trabertrainer an der Münchner Rennbahn ihre Sulkys für den Abtransport in die gut 70 Kilometer östlich gelegene Kreisstadt präpariert haben. Verkauft hat der MTZV sein Bahngelände, auf dem er nach wie vor seine Rennen austrägt, schließlich schon 2005, und seitdem ist die Suche nach einer neuen Heimat (mit juristischen Unterbrechungen) 17 Jahre lang munter vor sich hin stagniert. Doch nun gibt es immerhin wieder ein konkretes Ziel, dem die anwesenden Mitglieder aufgeschlossen gegenüber standen - wobei es noch keine offiziellen Gespräche des Vereins mit der Stadt Mühldorf gegeben habe, wie Rennsekretär Sascha Multerer betont. Die Signale von dort seien allerdings positiv.

Der bisherige Stand war: Eines fernen Tages soll das Rennbahngelände mit Wohnungen bebaut werden. Bis dahin hat der Eigentümer Günther Karl dem MTZV eingeräumt, die Bahn weiter zu betreiben, was für ihn den unschlagbaren Vorteil hat, dass ihm die Pferdesportler die Verkehrssicherungspflicht abnehmen. Wenn Multerer das 280 000-Euro-Minus* des Vorjahres so anschaut, beruhe dieses (von den Umständen der Pandemie abgesehen) weniger auf dem Rennbetrieb als auf dem teuren Unterhalt des überdimensionierten Geländes. Das spräche aus Vereinssicht für einen baldigen Umzug, auch wenn der MTZV angesichts der Planungsfortschritte für das neue Wohngebiet im Münchner Osten vermutlich noch sehr sehr lange in Daglfing seine Runden ziehen könnte. Noch lebt der Verein dabei vom damaligen Verkaufserlös.

Käufer Karl ist verpflichtet, ihm für den Umzug eine neue Bahn zu errichten. Dafür war einst ein Gelände in Maisach im Landkreis Fürstenfeldbruck vorgesehen, das die Mitglieder inzwischen aber vehement ablehnen. In Mühldorf habe man nun eine prosperierende Region mit wenigen Freizeitangeboten, erläutert Multerer, die dank der neuen Autobahn gut zu erreichen sei - und das Thema Trabrennsport sei dort noch präsent. Es gibt nämlich bereits eine alte Bahn, auf der heute nur noch Speedway-Rennen ausgetragen werden und die sich für eine künftige Doppelnutzung eignen könnte. "Weiter prüfen" lautet der Auftrag der Mitglieder. Der Tag dürfte damit näher rücken, an dem sie sich entscheiden müssen: ob sie ihrem Sport, dessen Pferdebestand stabil ist, dessen Zahlen an Berufseinsteigern jedoch sinken, noch eine Zukunft zutrauen. Eine, für die es sich lohnt, dem Ende ihres Traditionsstandorts durch einen Neustart zuvorzukommen.

(*In einer früheren Fassung des Textes war von einem 400 000-Euro-Minus die Rede, das stammte jedoch aus dem Jahr 2020.)

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