Deutsche Teams bei Olympia:Navigiere nach: Paris!

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Franz Wagner und Isaac Bonga dürften auch in Paris wieder zu sehen sein - die deutschen Basketballer sind als Weltmeister natürlich für Olympia qualifiziert. (Foto: ELOISA LOPEZ/REUTERS)

Im Dutzend haben sich deutsche Ballsport-Teams auf den Weg gemacht, um sich für die Olympischen Spiele 2024 zu qualifizieren. Wer sein Ziel bereits erreicht hat, für wen die Reise vorzeitig endete und wer noch unterwegs ist. Ein Überblick.

Von Uli Hartmann

Von den zwölf deutschen Teams in den sechs klassischen Mannschaftssportarten Fußball, Handball, Basketball, Volleyball, Hockey und Wasserball haben sich bislang vier für die Olympischen Spiele vom 26. Juli bis 11. August in Paris qualifiziert. Drei sind bereits gescheitert. Fünf erhalten in den kommenden Wochen eine letzte Chance auf eine erfolgreiche Bewerbung für Olympia.

Fußball

Männer

Die U 21, älteste Nachwuchsmannschaft des Deutschen Fußball-Bunds, hat die Qualifikation für Paris verpasst. Für Olympia wäre bei der EM 2023 in Georgien das Halbfinale erforderlich gewesen. Daran ist die Mannschaft des Trainers Antonio Di Salvo aber krachend gescheitert. Mit Bundesliga-Profis wie dem Torwart Noah Atubolu, dem Abwehrspieler Josha Vagnoman oder den Mittelfeldmännern Tom Krauß, Yannik Keitel und Angelo Stiller wurde die Auswahl mit einem 1:1 gegen Israel, einem 1:2 gegen Tschechien und einem 0:2 gegen England Gruppenletzter. Bei Olympia 2021 in Tokio hatte Deutschland unter dem Trainer Stefan Kuntz das Viertelfinale verpasst. 2016 in Rio hatten die deutschen Fußballer unter dem Trainer Horst Hrubesch Silber gewonnen.

0:2 gegen England: Tom Krauß (von links), Kilian Fischer und Kevin Schade verarbeiten die verpasste Olympia-Qualifikation als Gruppenletzter der EM. (Foto: Sebastian Kahnert/dpa)

Frauen

Mit dem enttäuschenden Vorrunden-Aus bei der Weltmeisterschaft 2023 unter der Trainerin Martina Voss-Tecklenburg waren die olympischen Träume der deutschen Fußballerinnen noch nicht geplatzt. Zwei Plätze für Paris werden über jenes Final-Four-Turnier in der Nations League vergeben, das die deutschen Frauen mit einem Kraftakt kürzlich so gerade noch erreicht haben. Im Halbfinale treffen sie am Freitag, 23. Februar, in Lyon auf Frankreich. Die Französinnen sind für Heim-Olympia automatisch qualifiziert. Gewinnen die Deutschen unter Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch das Halbfinale, ist ihnen die Teilnahme an Olympia sicher. Verlieren sie es, erhalten sie im Spiel um Platz drei gegen den Verlierer des Halbfinals Spanien gegen Niederlande eine zweite, aber dann ultimativ letzte Chance. Das Spiel um Platz drei wird am 28. Februar in Sevilla oder in Heerenveen ausgetragen. Bei Olympia waren die deutschen Fußballerinnen zuletzt 2016 in Rio am Start und holten dort unter der Trainerin Silvia Neid durch einen 2:1-Finalsieg gegen Schweden Gold.

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Handball

Männer

Mit einem Sieg im Spiel um Platz drei am Sonntag in Köln hätten sich die deutschen Handballer unter Bundestrainer Alfred Gislason bei der Heim-EM bereits fest für Olympia qualifizieren können. Allerdings unterlagen sie Schweden mit 31:34. Nun müssen sie als EM-Vierter noch ein Qualifikationsturnier bestreiten, bei dem sie vom 14. bis 17. März höchstwahrscheinlich in Hannover gegen Österreich (EM-Achter), Kroatien (EM-Elfter) und Algerien spielen. Die beiden besten Mannschaften dieses Viererturniers qualifizieren sich für Paris. Bei Olympia 2021 in Tokio schied das deutsche Team unter Gislason im Viertelfinale gegen Ägypten aus. 2016 in Rio hat Deutschland unter dem Bundestrainer Dagur Sigurdsson Bronze gewonnen.

Frauen

Durch einen sechsten Platz bei der Weltmeisterschaft in Dänemark im Dezember haben sich die deutschen Handballerinnen unter dem Bundestrainer Markus Gaugisch für ein Olympia-Qualifikationsturnier qualifiziert, bei dem sie Mitte April in Neu-Ulm auf Montenegro (11. April), Slowenien (13. April) und Paraguay (14. April) treffen. Die beiden besten Teams dieses Viererturniers qualifizieren sich für Paris. Montenegro wurde bei der WM Siebter, Slowenien Elfter, Paraguay landete auf Platz 29. Die Chancen, erstmals seit 2008 wieder bei Olympischen Spielen vertreten zu sein, stehen folglich nicht schlecht.

Basketball

Männer

Für die Olympia-Qualifikation wäre der sensationelle Weltmeister-Triumph der deutschen Basketballer am 10. September 2023 im Endspiel gegen Serbien in Manila nicht mal nötig gewesen. Schon der Viertelfinalsieg gegen Lettland hatte für die Mannschaft des Bundestrainers Gordon Herbert die Teilnahme in Paris garantiert. 2021 in Tokio waren die deutschen Basketballer unter dem Bundestrainer Henrik Rödl nach einer Viertelfinal-Niederlage gegen Slowenien Achter geworden. Eine deutsche Medaille hat es bei sechs Olympia-Teilnahmen seit 1936 nie gegeben. In Paris erscheint in dieser Hinsicht erstmals wirklich etwas möglich.

Jubel in Slowenien: Das gute Abschneiden bei der EM hat den deutschen Basketballerinnen zumindest die Teilnahme an einem Qualifikationsturnier für Paris ermöglicht. (Foto: Lucas Kröger/dpa)

Frauen

Die deutschen Basketballerinnen unter der Bundestrainerin Lisa Thomaidis haben mit dem sechsten Platz bei der EM 2023 in Slowenien die Zulassung für ein Olympia-Qualifikationsturnier geschafft. Dort haben sie nun eine große Chance: Kommende Woche müssen sie im brasilianischen Belém gegen Serbien (8. Februar), Australien (10. Februar) und Brasilien (11. Februar) spielen. Zwar würde schon Platz drei in dem Viererturnier reichen, um im Sommer in Paris starten zu dürfen, doch bereits das wird schwer, weil Serbien zweimal Europameister war (2015 und 2021), und weil sowohl Australien (2006) als auch Brasilien (1994) sogar schon mal Weltmeister waren. Frauenbasketball ist seit 1976 olympisch. Nie haben deutsche Basketballerinnen bei Olympia mitgespielt. Über eine damit verbundene öffentliche Aufmerksamkeit würden sie sich umso mehr freuen, als ihre WM 2026 in Berlin stattfindet.

Volleyball

Männer

Beim Olympia-Qualifikationsturnier im vergangenen Herbst in Rio machte die deutsche Mannschaft von Bundestrainer Michal Winiarski mit sieben Siegen in sieben Spielen die erste Olympia-Qualifikation deutscher Volleyballer seit 2012 perfekt. Mit der Unterstützung des 39 Jahre alten Diagonalangreifers Georg Grozer, der im vergangenen Jahr sein Nationalmannschafts-Comeback feierte, um im kommenden Sommer in Paris seine zweiten Olympischen Spiele nach 2012 miterleben zu können, muteten in Rio vor allem die 3:1-Siege gegen die Volleyball-Großmächte Kuba, Brasilien und Italien sensationell an. In dieser Form erschiene in Paris sogar eine Medaille möglich.

Frauen

Die EM in Deutschland und Belgien im vergangenen Sommer war für die deutschen Volleyballerinnen nur ein Teil der Olympia-Qualifikation. Angesichts bloß zweier Vorrundensiege sowie eines frühen Achtelfinal-Ausscheidens gegen Polen konnten sie ihr Punktekonto für die Weltrangliste allerdings kaum aufladen. Beim Qualifikationsturnier im Herbst in Lodz verpassten sie dann die direkte Qualifikation für Paris. Nun bietet die Nations League im Mai und Juni in der Türkei, den USA und in Hongkong die letzte Chance, sich mit Punkten für gewonnene Spiele noch einen jener fünf Plätze in der Weltrangliste zu sichern, die die Qualifikation für Paris bedeuten. Das wird ein wochenlanges und am Ende womöglich dramatisches Rechenspiel. Letztmals bei Olympia vertreten waren deutsche Volleyballerinnen 2004 in Athen.

Hockey

Männer

Der enttäuschende vierte Platz bei der Heim-EM 2023 in Mönchengladbach reichte noch nicht für Olympia und zwang die deutschen Hockeymänner von Bundestrainer André Henning im Januar in ein Qualifikationsturnier in Oman. Hier genügte dann aber bereits ein 4:0-Halbfinalsieg gegen Pakistan für die Olympia-Qualifikation. Männerhockey ist seit 1908 olympisch. Deutschland gewann viermal Gold (1972, 1992, 2008, 2012), dreimal Silber und viermal Bronze. Letzteres als bislang letztes Edelmetall 2016 in Rio. 2021 in Tokio wurde man Vierter.

Da geht's lang: Die deutschen Hockeyfrauen (Mitte Kira Horn) und Coach Valentin Altenburg haben es nach Paris geschafft. (Foto: Federico Gambarini/dpa)

Frauen

Bei der Heim-EM 2023 verpassten die deutschen Hockeyfrauen unter dem Bundestrainer Valentin Altenburg mit dem dritten Platz die Qualifikation für Olympia. Beim Turnier im Januar in Indien schnappten sie sich diese doch noch. Bereits der Sieg im Halbfinale gegen Gastgeber Indien bedeutete die Qualifikation, allerdings machten es die Deutschen im langwierigen Penaltyschießen spannend. Mit Ausnahme der boykottbedingt verpassten olympischen Frauenhockey-Premiere 1980 in Moskau war Deutschland seit 1984 in Los Angeles jedes Mal bei Olympia dabei und gewann viermal eine Medaille: 1984 und 1992 Silber sowie 2004 Gold und 2016 Bronze.

Wasserball

Männer

Die EM in Kroatien beendeten die deutschen Wasserballer jüngst im Januar als Zwölfter. Dadurch hat das Team von Bundestrainer Milos Sekulic die Qualifikation sowohl für die WM in diesem Februar in Doha als auch für Olympia in Paris verpasst. Letztmals bei Olympia waren deutsche Wasserballer unter Bundestrainer Hagen Stamm 2008 in Peking dabei. 1984 in Los Angeles hatte Deutschland mit dem Torjäger Hagen Stamm Bronze gewonnen.

Frauen

Die deutschen Wasserballerinnen unter Trainer George Triantafyllou haben bei der Europameisterschaft im Januar in Eindhoven durch eine Achtelfinal-Niederlage gegen Frankreich sowohl die Qualifikation für die Weltmeisterschaft in diesem Februar in Doha als auch für Olympia im Sommer verpasst. Noch nie seit der olympischen Frauenwasserball-Premiere 2000 in Sydney war Deutschland dabei.

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