Actionsport:Breaking News

Lesezeit: 3 min

Zeigt auch 2023 wieder Salti in München mit seinem BMX-Rad: Lennox Zimmermann (Foto: Philippe Ruiz/Imago)

Das Münchner Trendsportfest Mash wartet in zwei Wochen erstmals mit vier Sportarten auf. Neu ist Streetdance, das actionreicher ist, als es klingt. Für BMX und Skateboard bauen die Veranstalter eine brandneue Konstruktion in den Olympiasee - und versuchen, am Traumsommer 2022 anzuknüpfen.

Von Sebastian Winter

Ein wackliger Kickertisch, eine etwas windschiefe Tischtennisplatte, ein Sofa, Bierbänke, dazu ein eigens kreierter Cocktail, ein Streetfood-Wagen und eine Badewanne voller Eis und Getränke: Der Rahmen weist am vergangenen Mittwochabend im Schatten des Olympiastadions schon einmal den Weg zur neuen Auflage des Münchner Trendsportfestivals Mash, das in zwei Wochen den Olympiapark wieder in eine Spielwiese für international renommierte Individualisten aus vier jugendlichen Sportarten verwandeln soll. Aalglatte Perfektion steht dabei nicht unbedingt im Vordergrund, die Athletinnen und Athleten können die Jurys auch mit individuellen Tricks und ihrem ganz persönlichen Style, wie man in der Szene sagt, überzeugen.

Das Programm, das neben den Mash-Klassikern Skateboard, Wakeboard und BMX nun Streetdance neu aufgenommen hat, umfasst damit erstmals vier verschieden Sportarten. Und man sollte den Debütanten nicht unterschätzen: Denn 2024 wird die Streetdance-Variante Breaking bei den Sommerspielen in Paris erstmals olympisch - samt einer Mischung aus explosiver Akrobatik, kreativen Turnelementen und schnellsten Schrittfolgen und Drehungen. "Dieser Sport wird in den nächsten Monaten einen riesigen Boom erleben", glaubt der Mash-Organisationschef Frank Seipp. Auch deshalb wollte man das übliche Konzept, das auf Rollen, Rädern und Boards basiert, aufbrechen und nun auch Tänzerinnen und Tänzer in den Fokus rücken. Fußgänger also, die für ihren Sport nichts weiter benötigen als gutes Schuhwerk, um nicht wegzurutschen.

Bislang nur ein - allerdings sehr populärer - Teil des Rahmenprogramms: Der Breaking-Wettbewerb im Theatron. (Foto: Fabian Stoffers/Mash/oh)

Laien ist eigentlich der Name Breakdance geläufiger, aber diesen solle man auf keinen Fall benutzen, sagt Miguel Sozinho, der neben Yalda Ghods einer der beiden Sportdirektoren des Streetdance-Wettbewerbs beim Mash ist und am Mittwoch entspannt mit Cocktail am Biertisch sitzt. Es sei ein kommerzialisierter Begriff, der dann ins Allgemeinvokabular übernommen worden sei. Dann doch lieber Breaking, B-Boying und B-Girling, typischerweise untermalt mit Hip-Hop-Musik. Seinen Ursprung hat dieser Sport in den ärmeren Vierteln US-amerikanischer Großstädte.

"Es wird nicht ganz leicht, BMX und Skateboard zu vereinen", sagt Konstrukteur Schützenberger, "aber das wird eine flowige Anlage, etwas fürs Auge."

In München, wo Streetdance bislang zum Rahmenprogramm gehörte, werden im Theatron am Olympiasee zwei Varianten gezeigt. "Breaking 2 vs. 2 mixed", wo sich zwei Mixed-Paare gegenüberstehen, und "International All Style mixed 7-to-smoke", wo in Eins-gegen-eins-Duellen aus acht Tänzerinnen und Tänzern der oder die Beste hervorgeht. Welche Musik gespielt wird, wissen die Protagonisten erst mit Beginn ihres Auftritts. Das Kampfgericht bewertet die Tänze dann anhand von Kriterien wie Style, Ausdruck oder Akrobatik. Größen wie Weltmeister Phil Wizard oder Firebird aus Rumänien sind am Start. Worauf sich Sozinho und Ghods aber besonders freuen, ist die Vereinigung von Streetdance und Hip-Hop mit Skateboard. "Für uns hat das immer zusammengehört, und Mash bringt es auf höchstem Niveau erstmals wieder zusammen. Das ist ein Triumph", sagt Sozinho.

Auf dieser Anlage sollen die BMX- und die Skateboard-Wettkämpfe ausgetragen werden. (Foto: Mash)

Eine zweite Vereinigung gibt es bald direkt neben dem Theatron, der Bühne für den Streetdance-Wettbewerb, zu sehen. Denn seit Donnerstag produziert Andreas Schützenberger mit seinem Team jenen Kurs, auf dem dann die Skateborder und die BMX-Fahrer im Olympiasee ihre Tricks und Kunststücke zeigen. Es ist eine komplett neue Konstruktion, mit Rampe über den See und einer "Bowl" aus Holz, die man sich wie eine überdimensionierte Salatschüssel vorstellen muss. Darin zeigen die Athleten ihre Kreativität, indem sie, wie die BMX-Fahrer, Rampen hinauffahren und Mehrfach-Salti machen oder, wie die Skateboarder, Geländer und Kanten entlangrutschen und ihr Brett dabei noch drehen. 26 Tonnen schwer wird die Anlage sein, 25 000 Schrauben werden in ihr stecken, 700 Quadratmeter deckt sie ab. "Es wird nicht ganz leicht, BMX und Skateboard zu vereinen", sagt Schützenberger, "beide Spielarten haben sich sehr eigenständig entwickelt. Aber das wird eine flowige Anlage, etwas fürs Auge."

Wieder in München am Start: die erst 16-jährige Olympia-Neunte von Tokio, Lilly Stoephasius, aus Berlin. (Foto: Michaela Merk/Imago)

Sechs Frauen und zehn Männer messen sich beim Skateboard-Contest, auch die Vorjahressieger, die deutsche Olympiastarterin Lilly Stoephasius und der Spanier Jaime Mateu, haben zugesagt. Beim BMX sind es acht Männer und sechs Frauen, unter ihnen der Deutsche Lennox Zimmermann. Beim Wakeboard-Wettbewerb etwas weiter unten im Olympiasee treten gar 19 internationale Spitzenathleten an, wie die Vorjahressieger Nico von Lerchenfeld aus Köln und die US-Amerikanerin Anna Nikstad. Auch der zweimalige Weltmeister und Lokalmatador Dominik Gührs aus München ist dabei, der beim Mash bislang immer etwas vom Pech verfolgt war.

Das Feld ist jedenfalls bestellt, die Stadt München schießt wieder etwa 130 000 Euro zum eine Million Euro umfassenden Etat zu, das Mash-Fest mit viel Kultur, Workshops und kreativen Aktionen auch für Kinder bildet wieder den Rahmen. Und ein wenig soll der Zauber der European Championships vom vergangenen Sommer, wo die BMX-Fahrer damals nahe des Olympiabergs ihre Salti drehten, mit der Frauenkirche und den Alpen im Hintergrund, wieder zurückkommen. "Das war Sport mit Festivalcharakter", sagt Organisationschef Seipp, "Woodstock mit BMX". Und genau das ist ja auch nach wie vor der Grundgedanke des Mash-Festivals, das sie 2014 ins Leben riefen: Die Alten und Jungen, die Familien und Individualisten in den zwischenzeitlich doch etwas in Vergessenheit geratenen Olympiapark zu locken. Und ihnen zu zeigen, dass er doch ein ziemlich schöner Flecken Erde ist.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: