Investoren im Fußball:Es ist mindestens unheimlich

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Auch nicht ganz billig: Jack Grealish wechselte vor der Saison für eine Riesensumme zu Manchester City und Pep Guardiola. (Foto: JASON CAIRNDUFF/Reuters)

Die amerikanische "City Football Group", zu der auch Manchester City gehört, arbeitet an der Weltherrschaft im Fußball. Das klingt verdächtig nach James-Bond-Kino.

Kommentar von Philipp Selldorf

Eine der großen Fragen der James-Bond-Saga lautet: Woher beziehen die Superschurken ihre Hilfstruppen? Sie können nicht einfach Stellenanzeigen schalten ("Aufstrebendes Verbrecher-Unternehmen sucht gesichtslose(n) Mitarbeiter/in zur Erlangung der Weltherrschaft") oder höflich beim Arbeitsamt nachfragen, schon gar nicht, wenn die Firma die Abkürzung "Gofter" als Titel trägt - Geheimorganisation für Terror, Erpressung und Rache.

Der Kinozuschauer muss es ohne Erklärung hinnehmen, dass da all die gesichtslosen Leute in ihren Overalls und Uniformen sind, sobald in der Kommandozentrale des Bösen das Finale stattfindet, James Bond die gesichtslosen Mitarbeiter zu Dutzenden niederschießt und alles in Rauch aufgeht.

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Verlässt der Zuschauer das Kino, fragt er sich nicht mehr, wie Gofter eigentlich all die anonymen Mitarbeiter rekrutiert hat. Er freut sich lieber, dass Bond das Schurkenregime aufgehalten hat. Doch da täuscht er sich. Die Organisation "City Football Group", die nicht geheim, aber mindestens unheimlich ist, hat im realen Leben längst angefangen, die Weltherrschaft herzustellen. Bisher nur im Fußball, doch wer weiß: Vielleicht ist das nur der Anfang?

Die Organisation behauptet, sie wolle den Fußball für "soziale Verbesserungen nutzen"

Die US-amerikanische Filiale der City Group namens New York City FC hat soeben den MLS-Cup gewonnen, sozusagen den DFB-Pokal der USA. Somit darf die Holding, die hinter dem Klub steht, das vierte Fähnchen auf seiner Weltkarte anbringen: Zuvor haben sich ihre Fußballklubs in England (Manchester City), Indien (Mumbai City) und Australien (Melbourne City) in die Siegerlisten ihrer Ligen eingetragen. Weitere Niederlassungen befinden sich in Frankreich, Belgien, Japan und Uruguay. Nur in Afrika gibt es noch keinen Partner-Klub.

Hinter der City Group stecken kein Dr. No und kein Blofeld, sondern Geldgeber aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, China und den USA, wobei die größte Beteiligung aus Abu Dhabi stammt. Die Organisation gibt an, sie wolle den Fußball für "soziale Verbesserungen nutzen", was wieder verdächtig nach Bond-Kino klingt. Würden die Firmenherrscher die Profitmaximierung zum Unternehmensziel erklären, würde man sich irgendwie wohler fühlen. Daran, dass die City Group globale Expansion anstrebt und ihre Ressourcen dies zulassen, gibt es keinen Zweifel.

Traditionsorientierte Fans, die bisher das Red-Bull-Fußball-Imperium mit den Adressen in Salzburg, Leipzig, New York und São Paulo für das Schurkenreich schlechthin hielten, brauchen jedoch nicht umzudenken. Anders als bei Bond ist die Welt groß genug für die Ko-Existenz mehrerer dämonischer Sport-Organisationen. Der grenzenlose Transfermarkt stellt genügend Wanderarbeiter bereit, die in jedes Trikot auf jedem Kontinent passen.

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