Geschichten aus dem internationalen Fußball:Inter schwebt in besonderen Sphären

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Den Namen sollte man sich merken: Yann Aurel Ludger Bisseck, deutscher Innenverteidiger - und Torschütze - bei Inter Mailand. (Foto: Alberto Lingria/Xinhua/Imago)

Am begeisternden Spielstil der Mailänder wirkt auch ein Deutscher entscheidend mit. Die Österreicher suchen einen Retter. Und Augsburgs Gouweleeuw darf sich als Symbolfigur des Aufschwungs fühlen.

Die Galaktischen

"Inter galattica", titelte der Corriere dello Sport am Sonntag - und das ist in Italien gerade keine Einzelmeinung. Denn Tabellenführer Inter Mailand ist aktuell in Sphären unterwegs, wie es das in der Geschichte der Serie A bislang selten gab: Alle 13 Pflichtspiele seit Jahreswechsel gewonnen, nach diesem Wochenende 18 Punkte Vorsprung auf den Zweitplatzierten Juventus, dazu weist die Tordifferenz ein Plus von 57 Treffern aus. Der 1:0-Sieg am Samstag gegen den FC Bologna war somit nur die Bestätigung eines Trends - sowie der Besonderheit des vom Inter-Coach Simone Inzaghi entwickelten Spielstils, der Feuilletons und Experten gleichermaßen begeistert.

Den entscheidenden Treffer erzielte der deutsche Zentralverteidiger Yann Aurel Ludger Bisseck nach Flanke des Zentralverteidigers Alessandro Bastoni. Das war kein Zufall, sondern hat System. Auch Außenverteidiger legen sich bei Inter oft gegenseitig die Tore auf. "So gefällt mir das", lobt Inzaghi dann immer, weil er das genau so haben will. Feste Positionen? Inzaghi pfeift darauf, zumindest in der Offensive. Und das sieht wahrhaft galaktisch aus. Thomas Hürner

Gesucht: Retter der Nation

Christoph Baumgartner, rechts, Schütze des Leipziger 2:0 gegen Darmstadt. (Foto: Maja Hitij/Getty Images)

Es ist weiterhin davon auszugehen, dass Österreichs Teamchef Ralf Rangnick dem Projekt RB Leipzig, das früher einmal das Projekt RR war, mit viel Wohlwollen gegenübersteht. An diesem Wochenende aber dürfte er mit besonderem Interesse auf die Partie Leipzig gegen Darmstadt geblickt haben, weil einer der Hauptdarsteller ihm in einigen Monaten womöglich eine Europameisterschaft retten muss: Nach den Kreuzbandrissen von David Alaba und Sasa Kalajdzic sowie einer noch frischen, nicht genauer diagnostizierten Verletzung von Marko Arnautovic rückt Christoph Baumgartner immer mehr ins rot-weiß-rote Scheinwerferlicht, weil der ambitionierte Geheimfavorit einen Retter der Nation sucht.

Da trifft es sich gut, wenn ein Kandidat trifft, so wie beim 2:0 gegen Darmstadt nach einem feinen Solo und einem wuchtigen Abschluss. Baumgartner hat seine Form in Leipzig gefunden und sollte sie nach Möglichkeit konservieren sowie im Juni ins eine gute Zugstunde entfernte Berliner Olympiastadion transportieren: Dort wird Österreich gegen Frankreich in die EM starten - und auf Tore angewiesen sein, die nach Stand der Dinge von Baumgartner kommen müssen. Felix Haselsteiner

"Chau-we-leo!"

Vom Auslaufmodell zum Augsburger Siegtorschützen: FCA-Abwehrchef Jeffrey Gouweleeuw (links gegen Heidenheims Tim Kleindienst). (Foto: Harry Langer/dpa)

Im November 2017 hatte der FC Augsburg ein Video hochgeladen, in dem Jeffrey Gouweleeuw die richtige Aussprache seines Nachnamens vorführt. "Chau-we-leo", sagt der Niederländer darin betont langsam. Aus dem Off hört man den Kameramann nicht etwa Gesundheit wünschen, sondern ebenso neckisch fragen: "Was?" Also wiederholt Gouweleeuw: "Chau-we-leo!"

Durch den 1:0-Erfolg des FCA gegen Heidenheim ist dieses Video aktueller denn je. Mit seinem ersten Saisontor per Dropkick hatte der 32 Jahre alte Innenverteidiger am Samstag den dritten Sieg in Serie für die Schwaben herbeigeführt. In den 18 Spielen unter Trainer Jess Thorup haben die Augsburger 27 Punkte gesammelt. Gouweleeuw darf sich als eine Symbolfigur des Aufschwungs fühlen.

Unter dem Trainer Enrico Maaßen war Gouweleeuw ein Auslaufmodell, doch Thorup setzt auf ihn als Abwehrchef. Nun haben sie beim FCA keine Abstiegssorgen mehr. Stattdessen kommt für das Team der Unaussprechlichen (von Elvis Rexhbecaj bis Felix Uduokhai) das vermeintlich Unsagbare in Sicht: der Europapokal. Mitreisen würde dann auch der Mann mit der Trikotnummer sechs. Sein Vertrag wurde im Januar bis 2025 verlängert. Auf dem Kontinent können die Stadionsprecher ja schon mal üben: "Chau-we-leo!" Maik Rosner

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