Bundesliga:Fußballerinnen, die wieder über Fußball sprechen

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"Spaß und gute Laune" - das galt am Wochenende für die Spielerinnen des FC Bayern, und das gilt nun offenbar auch wieder im Nationalteam. (Foto: Sebastian Widmann/Getty Images)

Endlich "Klarheit": Beim Bundesliga-Spitzenduell zwischen Bayern und Wolfsburg wirken die Nationalspielerinnen erleichtert, dass der DFB die Trennung von Bundestrainerin Voss-Tecklenburg nach turbulenten Wochen vollzogen hat.

Von Anna Dreher

Die eine oder andere Spielerin dürfte schon fest damit gerechnet haben, dass sie am Sonntagnachmittag auch zu diesem einen Thema befragt werden würde. Bei den beiden Kontrahenten des Tages, dem FC Bayern München und dem VfL Wolfsburg, stehen viele Nationalspielerinnen unter Vertrag, von denen viele in den Länderspielphasen das Trikot des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) tragen. Und wenn es darum geht, welches Team die Öffentlichkeit nach der WM im Sommer noch besonders beschäftigt hat, liegen die Deutschen mit den Weltmeisterinnen aus Spanien vorne. Wenn auch aus ganz verschiedenen Gründen.

Nach dem WM-Aus in der Vorrunde hatte sich Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg krankschreiben lassen und trat anschließend einen Erholungsurlaub an, während dem sie auch Vorträge vor Publikum hielt. Ob das Verwerfungen mit dem DFB erst auslöste oder einen bereits vorhandenen Zwist verschärfte - in jedem Fall irritierte die 55-Jährige mit ihrem Verhalten. Nachdem über Anwälte kommuniziert wurde, setzten sich beide Seiten vergangenen Freitag zu einem Gespräch zusammen, bei dem nach turbulenten Wochen das Ende der Zusammenarbeit mit sofortiger Wirkung beschlossen wurde. Am Samstagmittag verschickte der DFB eine Mitteilung dazu, einen Tag vor dem Spitzenduell der Frauen-Bundesliga.

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Erst sprach sie vor Zahnärzten, dann mit dem DFB: Nach einer eigenartigen Hängepartie ist Martina Voss-Tecklenburg auch offiziell nicht mehr Bundestrainerin. Nun sucht der DFB eine Nachfolgelösung.

Von Anna Dreher

Wie schwierig und belastend diese Phase für die Nationalspielerinnen war, hatten sie während der ersten Nations-League-Partien im September schon ausgedrückt, und auch jetzt war das zu spüren. Wolfsburgs Lena Oberdorf, die noch vor ein paar Tagen mit einer Reaktion auf die Auftritte der Bundestrainerin als eine der wenigen einen Einblick gewährt hatte ("Ich hätte mir da durchaus etwas anderes gewünscht"), wollte nun lieber nichts sagen. Sie verwies darauf, dass das Thema nichts mit dem Verein zu tun habe. Ähnlich äußerte sich Bayern Münchens Giulia Gwinn. Andere hingegen sprachen offen ihre Erleichterung aus. "Es ist auf jeden Fall für alle Beteiligten gut, dass jetzt wirklich Klarheit herrscht", sagte VfL-Abwehrspielerin Kathrin Hendrich. Für Linda Dallmann war die Trennung "der richtige Schritt" mit Blick auf die Gesundheit Voss-Tecklenburgs: "Das ist das Allerwichtigste. Einen neuen Bundestrainer werden wir schon finden."

Horst Hrubesch wundert sich über schwache Wolfsburgerinnen

Derjenige, den der DFB übergangsweise für diese Aufgabe gefunden hat, saß im mit mehr als 4300 Zuschauern ausverkauften Campus-Stadion des FC Bayern auch auf der Tribüne. Klara Bühl erzählte vom "Schwung", den Horst Hrubesch reingebracht habe: "Der letzte Lehrgang war unglaublich spannend, da war sehr viel Spaß und gute Laune dabei. Das war sehr wichtig." Nach den Siegen gegen Wales und Island wenige Tage vor dem Bundesliga-Spitzenspiel bleibt Olympia 2024 erreichbar. Im ZDF-Interview in der Pause sagte Hrubesch auf die Frage, ob man den Begriff "Interim" nun womöglich streichen könne: "Man kann alles streichen." Präzisierte dann aber, dass die Vereinbarung mit dem DFB nun mal für die Qualifikationsspiele gelte, darüber hinaus sei noch nichts festgelegt: "Für mich ging's darum, mit den Mädels diesen Traum zu erfüllen."

Horst Hrubesch ist zum zweiten Mal Interims-Bundestrainer des Frauen-Nationalteams - und wieder öfter in Bundesliga-Stadien zu sehen. (Foto: Ines Hähnel/Lobeca/Imago)

Hrubesch wollte im Duell zwischen dem amtierenden Meister Bayern und Tabellenführer Wolfsburg jene Spielerinnen beobachten, die Kandidatinnen für die nächsten Länderspiele sein könnten. Und er wollte sehen, wie sich die Etablierten in ihren Vereinen auf teils anderen taktischen Positionen zeigen. Am Samstag hatte er das bereits gemacht, als die TSG 1899 Hoffenheim 2:3 gegen den SC Freiburg verlor und damit die Chance verpasste, die Tabellenspitze zu übernehmen.

Nun beobachtete er erklärtermaßen überrascht den Auftritt der Wolfsburgerinnen, die mit 1:2 (0:2) verloren und dabei kaum Zugriff auf das Spiel bekamen. In der ersten Halbzeit schossen sie kein einziges Mal aufs Tor, während die Gastgeberinnen deutlich dominierten, immer wieder gefährlich in Strafraumnähe auftauchten und zu guten Chancen kamen. Nach den Treffern von Dallmann (29. Minute) und Klara Bühl (37.) war Jovana Damnjanovic nah dran, die Partie zu entscheiden. Ihr Handelfmeter knallte jedoch an die Latte. "Wir haben ein großes Feuerwerk hier abgefackelt", fand Gwinn.

Dass Oberdorf wie aus dem Nichts mit einem wuchtigen Fernschuss in der 63. Minute der Anschluss gelang, brachte Spannung rein, weil der FC Bayern danach hektisch wurde. Insgesamt aber wirkte es, als stünde der VfL neben sich. "Wir sind gerade so gut wie gar nicht gefestigt, das muss man klar sagen. Wir laufen alle so ein bisschen unserer Top-Leistung hinterher", sagte Hendrich. "Es ist im Moment einfach irgendwie der Wurm drin, auch wenn wir punktemäßig nicht schlecht dastehen." Auch Trainer Tommy Stroot erkannte an, dass in dieser Auflage des Duells der Dauerkonkurrenten weniger Kleinigkeiten entscheidend waren. "Heute ging es bei uns wirklich auch um Basics. Wir waren unsauber und haben ins Pressing der Bayern gespielt, was ihnen eine gewisse Dynamik gebracht hat", sagte er. "Wir haben Themen, an die wir rangehen müssen. Aber es ist nicht alles schlecht."

Nach dem Aus in der Champions-League-Qualifikation muss sein Team nun die Tabellenführung der Bundesliga abgeben. Der FC Bayern führt nach sechs Spieltagen mit 14 Punkten, Wolfsburg kommt auf 13 Zähler. "Ich hoffe, dass dieser Sieg eine Bedeutung hat, aber ich denke es nicht", sagte Bayern-Trainer Alexander Straus mit Blick auf die Meisterschaft. "Das wird weiter hin und her gehen." Für die Bundesliga wäre das eine gute Nachricht, falls er damit richtig liegen sollte.

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