Formel 1 in Imola:Gefangen zwischen Show und Budget

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Eine Medaille wie ein Karnevalsorden - die jedoch für wichtige Punkte steht: Max Verstappen bekommt für seinen Sieg im Sprint acht Zähler. (Foto: Luca Bruno/AP)

Beim Sprintrennen vor dem Grand Prix in Italien setzt sich Weltmeister Max Verstappen vor Charles Leclerc durch - und kritisiert die hohe Belastung durch die Umstrukturierung der Wochenenden.

Von Elmar Brümmer, Imola

Die Formel 1 ist zurück in Europa, und neben dem neuen Reglement präsentiert sich den Fans beim Großen Preis der Emilia Romagna auch ein neues Format. In Imola debütiert am Samstagnachmittag ein Sprintrennen über 100 Kilometer, bei dem es für den Sieger acht Punkte gibt. Die aus Unterhaltungsgründen dreimal in dieser Saison ins Programm genommene Jagd könnte am Ende großen Einfluss auf den Ausgang der Weltmeisterschaft nehmen.

Beim Debüt in Norditalien macht der derzeitige WM-Zweite Max Verstappen einen Zähler auf den Spitzenreiter Charles Leclerc gut, der in der vorletzten Runde noch seine Führung verliert. Der Niederländer auf der Pole-Position tut sich vor dem vierten Saisonrennen am Sonntag (15 Uhr, RTL und Sky) aber auch als Kritiker am generell veränderten Ablauf der Rennwochenenden hervor.

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Vor dem Großen Preis der Emilia Romagna wird die Fallhöhe in der Formel 1 deutlich: Während Charles Leclerc von Sieg zu Sieg fliegt und mit dem Erwartungsdruck umgehen muss, fängt Sebastian Vettel von vorne an.

Von Elmar Brümmer

Verstappen, Leclerc und der Mexikaner Sergio Perez im zweiten Red Bull-Rennwagen bekommen nach den 21 Runden im Autodromo Enzo e Dino Ferrari Medaillen umgehängt, die an Karnevalsorden erinnern. Glücklich dürfen sich im Gegensatz zum Vorjahr nicht nur die ersten drei, sondern gleich die ersten acht schätzen, denn bis dahin gibt es Zähler - diesmal holt der Däne Kevin Magnussen noch den Ehrenpunkt. Mick Schumacher als starker Zehnter und Sebastian Vettel eher enttäuschend auf Rang 13 gehen leer aus.

In der vergangenen Saison bereits hatte Verstappen bei den drei Sprint-Qualifikationen fünf seiner am Ende acht Punkte Vorsprung auf Lewis Hamilton geholt. Der Sprint, den es auch in Spielberg und Sao Paulo geben wird, ist damit so etwas wie die Superzahl beim Lotto.

Die Fahrergewerkschaft hat beim Formel-1-Vermarkter und dem Automobilweltverband protestiert

Im Vorgriff auf die künftigen geplanten 25 bis 30 Rennen pro Jahr hat das Formel-1-Management in dieser Saison das Wochenendprogramm zu reduzieren versucht, die Medienrunden vom Donnerstagnachmittag auf den Freitagmorgen verlegt. Was den Freitag von Imola zu einem Tag der Überstunden für die Rennfahrer machte. Obwohl das erste Training erst um 13.30 Uhr und das Qualifying um 17 Uhr ausgetragen wurden, mussten sie bereits um acht Uhr morgens an der Piste sein und sich durch lange Talk- und Fernsehrunden quälen statt sich auf das eigentliche Fahren vorzubereiten. Die entscheidenden Gespräche - in den Briefings mit den Ingenieuren - zogen sich bis in die späteren Abendstunden hin. Das sind die Momente, in denen sich die Glamourwelt der Formel 1 in harte Arbeit auflöst.

Lange ganz vorne: Ferrari-Pilot Charles Leclerc wird in der drittletzten der 21 Runden noch von Max Verstappen überholt. (Foto: Clive Mason/Getty Images)

Weltmeister Verstappen, der sich anders als sein Vorgänger Hamilton rein auf seinen Job in und um das Auto reduziert, rebelliert gegen diese Belastung, gleichwohl er als Red-Bull-Pilot Vertreter der größten Marketingmaschine im Sport ist: "Die Donnerstage sind jetzt sehr lang, obwohl sie gar nicht mehr als richtige Tage zählten. Aber für uns ist es immer noch die gleiche oder vielleicht sogar eine größere Arbeitsbelastung und dazu kommt, dass der Freitag jetzt viel länger ist. Es muss sich definitiv etwas ändern."

Beistand bekommt er von der Fahrergewerkschaft GPDA, die beim Vermarkter Liberty Media und dem Automobilweltverband schriftlich protestiert hat. Denn anders als gedacht müssen die meisten Fahrer wie gehabt bereits mittwochs anreisen, da der medienfreie Donnerstag für die Streckenbesichtigung und Sponsorentermine genutzt wird. Es ist nicht weniger geworden an Arbeit, dafür durch den verlängerten Freitag eher stressiger. Im Übrigen sind sich die Medien mit den Piloten einig - die Änderung der Tagesordnung bringt eher Nach- als Vorteile. Die Tage schleppen sich so dahin. Was gut gemeint war, ist vielleicht am Ende zu kurz gedacht.

Die wahren Gewinner der Umstrukturierung sind die Mechaniker

Das Sprintrennen war wie gehabt von einem vorsichtigen Vorwärtsdrang geprägt, kaum ein Team will einen möglichen Platzgewinn mit zu viel Risiko und möglichen Materialschäden bezahlen, wie es Alpha Tauri und Alfa Romeo in Imola tun mussten. Einzig Autos mit klarem Geschwindigkeitsüberschuss sorgen für ansprechende Überholmanöver. Leclerc war das am Anfang, ehe sich Verstappen den früh verlorenen Spitzenplatz dank der besseren Reifen zurückholen konnte. "Wir waren am Ende besser auf den Reifen. Es war schnell, ich habe ziemlich Druck gemacht", sagte Verstappen.

Eine nette Samstagnachmittagsunterhaltung, aber nur unwesentlich spannender als das übliche Qualifying auf dem gleichen Sendeplatz. Durch die Etatdeckelung ist die Formel 1 immer gefangen zwischen Show und Budget. Ferrari-Teamchef Mattia Binotto sieht die Fahrer nicht als Verlierer, kennt aber die wahren Gewinner: die Mechaniker, die tatsächlich erst freitags zur technischen Abnahme mit ihrer eigentlichen Arbeit anfangen. Zwölf-Stunden-Tage sind normal für die, die den Rennbetrieb am Laufen halten, aber eher im Hintergrund bleiben.

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