Melanie Leupolz:Rückkehr mit Hindernissen

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Ihre bislang letzten Länderspiele absolvierte Melanie Leupolz (rechts) im November 2021 gegen die Türkei und Portugal. (Foto: Susanne Hübner/Hübner)

Nach der Geburt ihres ersten Kindes soll Melanie Leupolz ihr Comeback im Nationalteam geben. Für die WM könnte sie eine wichtige Figur sein - doch nun erlitt sie einen Nasenbeinbruch.

Von Anna Dreher

Wäre doch dieser Arm nicht gewesen! Oder hätte Danielle van de Donk ihn zumindest etwas höher gehalten, als sie ins Kopfballduell ging. Aber so knallte van de Donks Handkante gegen die Nase von Melanie Leupolz, die daraufhin stark blutend behandelt werden musste. Die 28-jährige Deutsche vom FC Chelsea nahm den Unfall im gewonnenen Champions-League-Viertelfinale gegen Olympique Lyon mit Humor, "wenigstens passt die Farbe meiner Nägel", schrieb sie auf sozialen Medien zu Fotos ihres blutüberströmten Gesichts. Das ist nun eine Woche her, die Folgen dieses Zusammenstoßes sind für Leupolz aber noch immer zu spüren.

Von London ist sie nach Frankfurt zum deutschen Nationalteam gereist, die Partien in den Niederlanden an Karfreitag sowie nächsten Dienstag in Nürnberg gegen Brasilien (18 Uhr, ARD) sollten ihr Comeback in der DFB-Auswahl markieren. Ihr bislang letztes von 75 Länderspielen hatte die Mittelfeldspielerin im November 2021 gegen Portugal absolviert und dann eine Pause eingelegt. Im März 2022 gab Leupolz ihre Schwangerschaft bekannt. Nach der Geburt ihres ersten Kindes im September kehrte sie Anfang dieses Jahres ins Mannschaftstraining bei Chelsea zurück - und wurde im März von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg erstmals wieder für den DFB-Kader nominiert.

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Doch ob nun auch die Rückkehr auf den Platz im Nationaltrikot erfolgt, ist unklar. Untersuchungen in Frankfurt bestätigten einen Nasenbeinbruch, am Mittwoch erfolgte ein Eingriff, und nun hängt es laut DFB vom Heilungsverlauf ab, ob Leupolz mit einer Gesichtsmaske weiter an den Einheiten teilnimmt - und womöglich trotzdem eingesetzt wird. Ausgeschlossen ist das nicht. Leupolz reiste vorerst nicht ab. Und nicht nur die Spielerin dürfte hoffen, dass sie sich gegen die nächsten starken Gegner zumindest für ein paar Minuten zeigen kann: In dreieinhalb Monaten startet die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland.

Nach dem überraschenden Rücktritt der feinen Technikerin Dzsenifer Marozsán, die gegen Brasilien nach dann 112 Länderspielen verabschiedet wird, kann das Nationalteam umso mehr arrivierte Kräfte in der Zentrale gebrauchen. Auch wenn diese bei der EM vor allem mit Lina Magull, Sara Däbritz und Lena Oberdorf ohne die damals verletzte Marozsán bereits bestens aufgestellt war. Zumal es ungewiss ist, ob Linda Dallmann (Syndesmosebandriss) und - die jedoch meist rechts außen eingesetzte - Giulia Gwinn (Reha nach Kreuzbandriss) rechtzeitig wieder fit sein werden. Die Tests gegen die Niederlande und Brasilien sollen, wie der Länderspielauftakt gegen Schweden im Februar, den Flow wieder aufgreifen, in den sich das Team im Vorjahr gebracht hatte - was sportlich im EM-Finale und gesellschaftlich in einem hohen Renommee gipfelte. Dafür braucht es einen starken Kader.

"Wir möchten viele Spielerinnen in diesen Partien gegen zwei Topgegner sehen", hatte Voss-Tecklenburg zur Nominierung gesagt. "Die Spiele werden uns wichtige Erkenntnisse für die weitere WM-Vorbereitung liefern." An Leupolz dürfte sie dabei besonders gedacht haben. Als die Bundestrainerin - selbst einst aktive Fußballerin mit Kind - bei ihr anrief, sagte sie Leupolz, dass sie sich persönlich ein Bild davon machen wolle, wie weit sie inzwischen sei. "Es macht mich stolz, das geschafft zu haben", hatte Leupolz in einem DFB-Interview (vor dem Nasenbeinbruch) gesagt. "Ich werde mich dort präsentieren, und dann werden wir besprechen, wie wir weiter vorgehen werden." Ihr Ziel lautet klar: WM-Teilnahme. Und der Plan steht auch schon: "Der Kleine würde dann mitkommen und vor Ort betreut werden."

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