Reaktionen auf Laschets Kanzlerkandidatur:"Jetzt scheint es ja entschieden: Erstmal Glückwunsch"

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Olaf Scholz, Bundesminister der Finanzen, geht für die SPD als Kanzlerkandidat in den Bundestagswahlkampf. (Foto: Florian Gaertner via www.imago-images.de/imago images/photothek)

Neben SPD-Kanzlerkandidat Scholz gratulieren Grüne und Liberale dem CDU-Chef. Doch an der Entscheidung für Laschet gibt es auch Kritik - und die kommt nicht nur von außerhalb der Union.

Nach mehr als einer Woche ist der zermürbende Machtkampf in der Union zunächst beigelegt: CDU-Chef Armin Laschet ist der Kanzlerkandidat der Union. Nachdem Laschet sich den Rückhalt des Bundesvorstands seiner Partei dafür gesichert hatte, akzeptierte CSU-Chef Markus Söder die Entscheidung und erklärte seinen Rückzug. Er habe Laschet gratuliert und ihm in diesem "schwierigen Wahlkampf" die Unterstützung der CSU zugesichert, so Söder.

Knappe zwei Stunden später trat Laschet zusammen mit CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak vor die Kameras, um seine Kandidatur zu bestätigen und Söder für den "guten, fairen Umgang in dieser sehr weitreichenden Entscheidung" zu danken. "Armin Laschet ist der richtige Kanzler für Deutschland", so Ziemiak. Die wichtigsten Reaktionen auf die Entscheidung im Überblick.

Glückwünsche, aber auch Skepsis aus der Union

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Nach der Nominierung der Vorsitzenden als Kanzlerkandidatin melden die Grünen einen starken Mitgliederzuwachs. SPD-Kandidat Scholz wirft Baerbock und Laschet fehlende Erfahrung vor.

Bereits kurz nach Söders Erklärung trafen bereits weitere Gratulationen bei Laschet ein:

  • Regierungssprecher Steffen Seibert ließ via Twitter Glückwünsche von Bundeskanzlerin Angela Merkel ausrichten. "Herzlichen Glückwunsch, lieber Armin Laschet, zur neuen Aufgabe als Kanzlerkandidat der Union. Ich freue mich auf die kommenden Monate unserer Zusammenarbeit", wird Merkel zitiert.
  • Auch der Laschet bei der Wahl zum CDU-Chef unterlegene Friedrich Merz gratulierte seinem ehemaligen Kontrahenten zum klaren Votum: "Gratulation an Armin Laschet. Jetzt richten wir den Blick nach vorn: Raus aus dem Klein-Klein, konkrete Vorschläge für die Bundestagswahl, ein Modernisierungsjahrzehnt für Deutschland", sagte Merz der Bild-Zeitung. Er hatte, wie etliche andere CDU-Politiker, Laschet bereits vor Söders Rückzug zur Kanzlerkandidatur der Union gratuliert und ihm Unterstützung zugesagt.
  • Der Chef der nordrhein-westfälischen CDU-Landtagsfraktion, Bodo Löttgen, zeigte sich erfreut über den Ausgang der Kanzlerkandidatensuche. "Armin Laschet hat Nervenstärke bewiesen und die gesamte Woche über Durchsetzungsstärke, Integrationsvermögen und Führungskraft gezeigt. Alles Eigenschaften, die jetzt gefragt sind, um geschlossen zu einem Erfolg bei der Bundestagswahl zu kommen", sagte er der Rheinischen Post.
  • Brandenburgs CDU-Landtagsfraktionschef Jan Redmann hält Laschet aus ostdeutscher Sicht für die richtige Wahl. "Ich habe Armin Laschet unterstützt aus tiefer Überzeugung, dass ich glaube, dass er der bessere Kanzlerkandidat auch für Ostdeutschland ist", sagte Redmann dpa zufolge in Potsdam. Laschet habe als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen tiefes Verständnis für die Herausforderungen des Strukturwandels.

Es gab aber auch erste Kritik aus Laschets Partei:

  • Der CDU-Bundestagsabgeordnete Fritz Güntzler sprach in der Bild von "chaotischen Zuständen" im Bundesvorstand. Die Ausgangsvoraussetzungen für den Bundestagswahlkampf wären mit Söder "viel besser gewesen".
  • Ähnlich äußerte sich die bremische CDU-Abgeordnete Elisabeth Motschmann: "Die Voraussetzungen sind natürlich schwer, weil wir ohne die Basis schwer Wahlkampf machen können", sagte sie Bild.
  • Thüringens CDU-Landeschef Christian Hirte wertete das Votum für Laschet als "Entscheidung gegen die CDU-Basis". Die Stimmung in Thüringen sowie in mehreren anderen Landesverbänden sei deutlich für Söder als Kanzlerkandidat, sagte er der dpa. Er gehe aber davon aus, dass Söder den Kanzlerkandidaten Laschet im Bundestagswahlkampf unterstützen werde. "Wir sind jetzt gut beraten, uns hinter Armin Laschet zu versammeln und uns auf Inhalte zu konzentrieren."

Einige CSU-Politiker bewerten die Entscheidung gegen ihren Parteichef Söder kritisch:

  • Bayerns Finanzminister Albert Füracker (CSU) bezeichnete den Beschluss gegen die CDU-Basis als "sehr bemerkenswert". Er wundere sich, dass man die eindeutige Pro-Söder-Stimmung an der CDU-Basis völlig ignoriert habe, sagte er dpa.
  • Auch Alexander Dobrindt, Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag, sieht die Kandidatenfindung kritisch: Es sei ein Verfahren, das "durchaus einige Fragezeichen hinterlässt", sagte er in Berlin, man könne es "konziliant formuliert als interessant bezeichnen". Es habe aber ein Ergebnis gebracht. "Und mit dem Ergebnis muss man umgehen." Politiker seien alle "Kinder von Gremien", sagte Dobrindt. "Wir leben alle in Gremien." Aber: "Wir erleben natürlich auch, dass Gremien nur so lange funktionsfähig sind, solange ihre Entscheidungen auf Akzeptanz stoßen."

Inhaltliche Kritik von den Grünen, Anerkennung aus der FDP

Auch aus anderen Parteien gab es erste Reaktionen:

  • Die Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, gratulierte Laschet per Twitter und betonte, sie "setze auf einen fairen Wahlkampf um die Führung dieses Landes. Und darum, wer die nötigen Veränderungen energisch vorantreibt, damit wir die Herausforderungen meistern." Dazu verdeutlichte Baerbock mit einigen Hashtags die ihr wichtigen Inhalte. Am Montag hatten die Grünen bekannt gegeben, dass die Vorsitzende Baerbock ihre Kanzlerkandidatin werden soll. Die Parteispitze hat sich demonstrativ einvernehmlich für Baerbock und damit gegen ihren Co-Vorsitzenden Robert Habeck entschieden. Im Vergleich dazu wirkte die mühsame Entscheidung der Union umso dramatischer.
  • Er hoffe jetzt auf einen spannenden und "hoffentlich inhaltlichen und fairen Wahlkampf", sagte Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter. Die Union habe bei der Kandidatenauswahl nicht vorausschauend gehandelt. Dies zeige sich auch bei der Klimapolitik.
  • SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz gratulierte dem CDU-Vorsitzenden via Twitter. "Lieber ⁦‪@ArminLaschet⁩, jetzt scheint es ja entschieden: Erstmal Glückwunsch zur Nominierung zum Kanzlerkandidaten der Unions-Schwestern. Ich freue mich auf eine sachliche Debatte über Inhalte und den Wettstreit um die besten Ideen für unser Land. Glück auf!" Scholz ist nach aktuellen Umfragen im Rennen um die Kanzlerschaft weit abgeschlagen.
  • FDP-Generalsekretär Volker Wissing äußerte sich anerkennend. "Egal, wie man zu Herrn Laschet stehen mag, aber wer so überlegt vorgeht, so viel aushält und so ein Stehvermögen beweist, dem kann man das Kanzlerpotential nicht ganz absprechen", twitterte der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister.
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