Politiker des Jahres - International:Gesucht: Mister und Misses Macht

2010 hatte es in sich: Diktatoren und Islamkritiker, Nobelpreisträger und Freiheitskämpfer bestimmten die Schlagzeilen. Die einen brachten Hoffnung, ein anderer beinahe den Krieg. Doch welcher Politiker hat das Jahr am meisten geprägt? Stimmen Sie ab!

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2010 hatte es in sich: Diktatoren und Islamkritiker, Nobelpreisträger und Freiheitskämpfer bestimmten die Schlagzeilen. Die einen brachten Hoffnung, die andere beinahe den Krieg. Doch welcher Politiker hat das Jahr am meisten geprägt? Stimmen Sie ab! David Cameron ist das neue Gesicht Großbritanniens - und einer der politischen Aufsteiger des Jahres. Er war 43 Jahre alt, als ihn die Briten Anfang Mai zum Premierminister machten - einen so jungen Mann an der Spitze des Staates gab es im Vereinigten Königreich zuletzt vor fast 200 Jahren. Weil seine konservativen Tories bei den Unterhauswahlen zwar starke Zuwächse erreichten, die absolute Mehrheit aber verfehlten, regiert er in einer Koalition mit den Liberaldemokraten. Auch das ist ein Novum: Es ist die erste Koalitionsregierung seit dem Zweiten Weltkrieg in Großbritannien.  Im krassen Gegensatz zu seinem Vorgänger Gordon Brown gilt Cameron als frisch und modern. Wenn es um Fragen der Gerechtigkeit, Umwelt und Kriminalität geht, verortet sich Cameron im linken Flügel der Partei. Dennoch setzte er umfangreiche Sparmaßnahmen durch - was ihm wütende Studentenproteste einbrachte, seinem Ruf als Vorzeigepolitiker aber bislang nicht schadete.

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Viktor Janukowitsch ist seit Anfang Februar neuer Präsident der Ukraine. 2004 hatte ihn die Orangefarbene Revolution das Amt gekostet, Hunderttausende gingen damals wegen mutmaßlicher Wahlfählschung auf die Straße. Die Wahl wurde annuliert und Janukowitsch verlor im Januar 2005 gegen Viktor Juschtschenko. Der wurde jedoch nach einer Amtszeit nicht wiedergewählt - und die Zeit des russlandfreundlichen Janukowitsch war gekommen. Er setzte sich knapp gegen Julia Timoschenko durch. Der 59-Jährige lehnt zwar eine Mitgliedschaft seines Landes in der Europäischen Union ab, plädiert aber für eine enge Anbindung an die EU. Experten betonen, dass sich Janukowitsch seit 2004 verändert habe. Er werde zum Beispiel die Pressefreiheit nicht beschneiden. Allerdings wurde seine Wahl abermals von Vorwürfen der Manipulation begleitet.

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Kandidiert sie 2012 - oder kandidiert sie nicht? Eine Antwort auf diese Frage blieb Sarah Palin in diesem Jahr schuldig. Es mehren sich jedoch die Anzeichen dafür, dass die ehemalige Gouverneurin von Alaska erste Präsidentin der USA werden will. Als Vizepräsidentschaftskandidatin an der Seite von John McCain war die Republikanerin 2008 an Barack Obama gescheitert, doch ihre Karriere ging damit erst richtig los. Teile der erzkonservativen Tea-Party-Bewegung betrachten Palin als Galionsfigur. In ihrer Fernsehserie Sarah Palin's Alaska bereist sie öffentlichkeitswirksam die Wildnis. Ihre Beliebtheit setzte sie bei den Kongresswahlen im November 2010 ein, um republikanische Kandidaten zu unterstützen  - allerdings mit durchwachsenem Erfolg: 32 der von ihr empfohlenen Politiker schafften den Sprung in Senat und Repräsentantenhaus, 17 scheiterten an ihren Rivalen.

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Nicolas Sarkozy zog 2010 viel Kritik auf sich, gleichzeitig konnte sich der französische Staatspräsident auf der europäischen Bühne profilieren. Als er etwa 1000 illegal in Frankreich lebende Roma nach Rumänien und Bulgarien ausfliegen ließ, warfen ihm Kritiker Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung vor. Dass Sarkozy behauptete, auch Bundeskanzlerin Angela Merkel denke über ähnliche Maßnahmen nach, war ein durchsichtiges Ablenkungsmanöver: Merkel ließ umgehend dementieren. Gegen Ende des Jahres kämpften Sarkozy und Merkel gemeinsam für die Rettung des Euros vor den Auswirkungen der Wirtschaftskrise. "Wir werden den Euro verteidigen. Denn der Euro ist Europa, und Europa ist der Teil der Zukunft, der nicht verhandelbar ist", sagte Sarkozy. Ob der Präsident selbst auch zu dieser Zukunft gehört, wird sich 2012 zeigen, wenn in Frankreich gewählt wird.

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Das Bild eines leeren Stuhls ging im Dezember um die Welt. Der Mann, der eigentlich darauf sitzen sollte, war der chinesische Dissident Liu Xiaobo, Träger des Friedensnobelpreises 2010. Er sitzt seit zwei Jahren in einem chinesischen Gefängnis, und weil das kommunistische Regime die Preisverleihung als Angriff auf seine Souveränität begriff, wurden auch seine Frau, Angehörige und Bekannte daran gehindert, zur Preisverleihung nach Oslo zu fliegen. Xiaobo ist einer der Autoren der 2008  "Charta 08", die Grundrechte, Demokratie und eine neue Verfassung einfordert. Der Bürgerrechtler und Schriftsteller engagiert sich schon seit etwa 20 Jahren für die Einhaltung von Menschenrechten in seinem Heimatland. Dass er dabei einen beinahe sanftmütigen Ton anschlägt, hat ihm international viel Respekt eingebracht. Xiaobos Motto, das er zum Titel einer seiner Schriften gemacht hat, lautet: "Ich habe keine Feinde."

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Die Macht bleibt in der Familie: Nordkoreas Diktator Kim Jong Il (Zweiter von links) regelt offenbar sein Erbe. Ende September ernannte er seinen Sohn Kim Jong Un (rechts) zum Vier-Sterne-General. Auf dem ersten Parteitag der herrschenden Kommunisten seit mehr als 30 Jahren wurde der junge Kim in das Zentralkomitee der Partei gewählt und gleichzeitig zum stellvertretenden Vorsitzenden des Zentralen Militärkomitees ernannt. Noch regelt Kim Jong Il jedoch die Geschicke des abgeschotteten Landes, dessen geringe Ressourcen vor allem in die militärische Aufrüstung fließen. Ende 2010 ließ der Diktator eine südkoreanische Insel beschießen und drohte mit weiteren Aktionen, falls der Süden Militärmanöver mit seinem amerikanischen Verbündeten durchführen sollte. Als Südkorea tatsächlich probehalber Granaten abfeuerte, schwieg der Norden. Die Lage bleibt gespannt - für 2011 sind neue Auseinandersetzungen zu erwarten.

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Er war 2010 der mächtigste Mann der Welt - zumindest, wenn man dem Forbes-Magazin glauben darf. Der chinesische Staatschef Hu Jintao führt dessen Bestenliste an - noch vor Amerikas Präsident Barack Obama. Anders als der US-Amerikaner werde Hu nicht von demokratischen Wahlen "gebremst", findet Forbes. Der Staatspräsident regiert ein Land mit mehr als 1,3 Milliarden Einwohnern, jeder fünfte Bewohner der Erde untersteht seiner Macht. Flüsse umleiten und das Internet zensieren: für Hu Jintao kein Problem. China ist einflussreich wie nie zuvor - das gilt auch für seinen Präsidenten.

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Er bezeichnete den Koran als "Mein Kampf für Muslime": Rechtspopulist Geert Wilders ist der Gründer der in den Niederlanden erfolgreichen "Partei für die Freiheit" (PVV). Wegen des Vorwurfs der Volksverhetzung musste er sich in diesem Jahr vor einem niederländischen Gericht verantworten. Der Prozess dauert an. Politisch war Wilders in diesem Jahr dennoch erfolgreich. 1,5 Millionen Wähler machten seine Partei im Juni zur drittstärksten politischen Kraft im Land. Die amtierende konservative Minderheitsregierung ist auf die Duldung durch die PVV angewiesen. Begleitet von Protesten hielt Wilders im Oktober vor 500 Anhängern in Berlin eine Rede, in der er sagte: "Auch Deutschland braucht eine politische Bewegung, die die nationale Identität des Landes verteidigt und sich der Islamisierung entgegenstellt."

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Militär oder Politiker? Bei US-General David Petraeus verschwimmt die Grenze. Seit Juli 2010 ist er Kommandeur der US- und Nato-Soldaten in Afghanistan. Sein Vorgänger, General Stanley McChrystal, war wegen abfälliger Äußerungen über die US-Regierung entlassen worden. Petraeus rief zum unerbittlichen Kampf gegen die Taliban auf. "Wir befinden uns in einem harten Kampf. Nach Jahren des Kriegs haben wir einen entscheidenden Moment erreicht", schwor er seine Soldaten ein. Wie schon 2007 im Irak übernimmt Petraeus in Afghanistan einen Krieg, der auf der Kippe steht und dessen Rückhalt in der amerikanischen Bevölkerung schwindet. Auch die Bündnispartner der USA verlieren die Geduld - Bundesaußenminister Guido Westerwelle hat den Abzug der Bundeswehr für 2011 in Aussicht gestellt. Bis dahin ist es an Petraeus, Afghanistan Sicherheit und Stabilität zu bringen - im politischen wie im militärischen Sinne.

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Es war einmal ein Superstar: US-Präsident Barack Obama hatte im Jahr 2010 mit schwindenden Zustimmungswerten in der Bevölkerung und erstarkenden Republikanern zu kämpfen. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup überflügelte ihn sogar sein Vorgänger: Mit der Amtszeit George W. Bush zeigten sich rückblickend 47 Prozent der Befragten zufrieden. Mit Obamas Politik waren Anfang Dezember nur 46 Prozent einverstanden. Bei der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko wurde Kritik an Obamas Krisenmanagement laut, innenpolitische Triumphe wie die Verabschiedung der Gesundheitsreform kamen bei der Bevölkerung nicht als solche an. Im November kassierten die Demokraten eine herbe Niederlage bei den Kongresswahlen: die Mehrheit im Repräsentantenhaus ging verloren. 2011 stehen Obama harte Verhandlungen mit den Republikanern bevor, auf deren Stimmen er nun angewiesen ist. Seine Anhänger setzen dennoch Hoffnungen in das neue Jahr: Der Blick richtet sich bereits auf die Präsidentschaftswahl 2012. Und den Titel des Wunderwahlkämpfers hat Obama noch nicht verloren.

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Sieben Jahre stand sie unter Hausarrest, seit dem 13. November 2010 ist die birmanische Oppositionspolitikerin Aung San Suu Kyi wieder frei. Es war ein bewegender Moment für Tausende ihrer Anhänger, als die Aktivistin Mitte November vor der Zentrale ihrer aufgelösten Partei "National League of Democracy" (NLD) auftrat. Die Friedensnobelpreisträgerin hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, das südostasiatische Birma, das seit fast 50 Jahren von der Militärjunta geführt wird, mit friedlichen Mitteln in einen demokratischen Staat mit freien Bürgern zu verwandeln. Die Freiheitskämpferin saß mehr als 15 der vergangenen 21 Jahre im Gefängnis oder stand unter Hausarrest. Ihre Anhänger, die sie "die Lady" nennen, setzen jetzt wieder neue Hoffnungen in sie. Viele sind überzeugt: Wenn jemand das Land wandeln kann, dann Aung San Suu Kyi.

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