Merkels Thronfolger:Die verflixten Sieben

Sieben Landtagswahlen, sieben Prüfsteine für Merkel: 2011 wird ein schweres Jahr für die Kanzlerin - die Nachfolgefrage in der Union könnte sich neu stellen. Mögliche Kandidaten positionieren sich bereits. Doch wer kann Kanzler? Ein Vote.

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(Foto: ap; Grafik: sueddeutsche.de S.ka,Foto: ap; Grafik: sueddeutsche.de S.Kaiser)

2010 war das Jahr, in dem die Kanzlerin hätte durchregieren können. Großer Rückenwind durch die Bundestagswahl 2009, mit der FDP den Wunschpartner in der Koalition und nur eine Landtagswahl 2010: Bessere Vorrausetzungen kann sich eine Regierungschefin kaum wünschen. Doch aus dem "hätte können" wurde nie Wirklichkeit. Noch ist Angela Merkel als Kanzlerin und CDU-Chefin nicht angreifbar. Aber das kann sich im kommenden Jahr schnell ändern. Die Zustimmungswerte zur Regierungspolitik sind bereits in atemberaubendem Tempo in den Keller gerauscht. Kommendes Jahr stehen nun sieben Landtagswahlen an - und schon eine der ersten, die Wahl in Baden-Württemberg im März, könnte Merkel in Bedrängnis bringen. Offen spricht in der Union noch niemand über Merkels Nachfolge. Einige mögliche Kandidaten haben sich aber schon in Position gebracht - und nutzen jede Gelegenheit, sich in den Vordergrund zu spielen. Minister wie Ursula von der Leyen und Norbert Röttgen inszenieren sich gerne in Hochglanzblättern. Der einst dröge Kanzleramtschef Thomas de Maizière glänzt in Talkshows als kühler Terrorabwehrminister und avanciert zur ernstzunehmenden Option. Und der umtriebige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg nimmt zu seiner siebten Bewerbungsreise nach Afghanistan nun sogar seine Frau und einen Talkmaster mit.  sueddeutsche.de macht den Check: Wer aus der Union könnte den Kanzler-Job übernehmen? Auch den folgenden Seiten stellen wir sieben potentielle Thronfolger vor. Und Sie können abstimmen: Verraten Sie uns, wer Ihrer Meinung nach die besten Chancen hat!

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Karl-Theodor zu Guttenberg Pro Der Verteidigungsminister ist der Star des Kabinetts. Keiner erfährt mehr Zustimmung in der Bevölkerung. Mit der Bundeswehrreform und der Aussetzung der Wehrpflicht hat er Durchsetzungskraft bewiesen. Guttenberg kann in Bierzelten ebenso glänzen wie im intellektuellen Diskurs. Contra Trotz des Glanzes: Guttenberg ist mit seinen 39 Jahren noch extrem jung für die Übernahme der Kanzlerschaft. Ihm fehlt es oft an Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Als er kurzerhand zwei Spitzenbeamte im Verteidigungsministerium entlässt, weil die ihm angeblich Informationen über das Bombardement von Kundus vorenthalten haben, verstrickt er sich in Widersprüche. Auch dass seine Frau Stephanie zu Guttenberg mit einem zweifelhaften Sendeformat bei RTL II gegen Kindesmissbrauch kämpft, dürfte nicht ohne seinen Segen zustande gekommen sein.

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Ursula von der Leyen Pro Wenn Merkel es sich im Falle eines Abgangs noch aussuchen kann, dürfte die Arbeitsministerin und frühere Familienministerin ihre erste Wahl sein. Von der Leyen ist Merkel treu ergeben. Sie hat unter Merkels Schutz die CDU in der Familienfrage modernisiert, sich gegen die alten Herren in Partei und Fraktion durchgesetzt und jetzt auch die Hartz-IV-Reform in Angriff genommen. Im Volk genießt sie viele Sympathien. Contra Die Kräfte in der Partei, die sie mitverantwortlich machen für den Niedergang der CDU, sind stark. Für die Traditionalisten ist von der Leyen ein rotes Tuch. Sie könnten darauf pochen, dass es die CDU endlich wieder schaffen müsse, ihre konservativen Stammwähler zu mobilisieren. Von der Leyen steht da für das komplette Gegenteil.

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(Foto: AP)

Thomas de Maizière Pro Der Innenminister ist ein erfahrener Stratege und besonnener Politiker. Als ehemaliger Kanzleramtsminister kennt er das Regierungsgeschäft wie kaum ein anderer. Seine Gelassenheit könnte von großem Vorteil sein, wenn es darum ginge, nach einer Sturmphase mit einem Abgang Merkels das Land wieder in ruhige Gewässer zu führen. Contra Manchen erscheint de Maizière zu profillos, um als Kanzler eine wohl unumgängliche Neuwahl zu überstehen. Als Innenminister hält er wenig von Alarmismus. Er hielt es nicht mal für nötig, Merkel über eine an sie gerichtete Paketbombe zu unterrichten. Gerade auf diesem Posten aber hätten sich viele in der CDU einen klassischen Hardliner gewünscht.

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Horst Seehofer Pro Als CSU-Chef hätte er ein natürliches Recht, über Merkels Nachfolge mitzubestimmen. In die bayerische Landespolitik hat es ihn nie wirklich gezogen. Als Kanzler könnte er das Land von ganz oben aufmischen. Ein alter Traum Seehofers würde wahr. Außerdem könnte er so ganz nebenbei die Aufstiegshoffnungen seines Zöglings Karl-Theodor zu Guttenberg bremsen, der ihm inzwischen über den Kopf zu wachsen droht. Contra Seehofer gilt als unberechenbar. Er ändert seine Meinung so oft wie andere ihr Unterhemd. Als Kanzler würde er eine Neuwahl kaum überstehen.

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

Annette Schavan Pro Die Bildungsministerin gilt als beflissen und ehrgeizig. Als Sie im Kampf um die Kandidatur für das Amt der Ministerpräsidentin in Baden-Württemberg Günther Oettinger unterlag, nahm sie Angela Merkel ins Bundeskabinett auf. Sie machte keine großen Worte aber das Beste aus ihrem Amt. Merkels Posten könnte sie relativ reibungslos übernehmen. Sie gilt als fleißig und beständig. Contra Schavan hat keine echte Hausmacht in der CDU. Zur Wahl als stellvertretende Bundesvorsitzende in diesem Herbst musste sie das mit Abstand schlechteste Ergebnis hinnehmen. Gewählt wurde sie nur, weil sie als Vertraute Merkels gilt. Sie nicht zu wählen hätte eine massive Beschädigung der Parteivorsitzenden und Bundeskanzlerin zur Folge gehabt.

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(Foto: Getty Images)

Volker Kauder Pro Der Fraktionschef von CDU und CSU im Bundestag ist ein Freund klarer Worte, der es sich erlaubt, einen eigenen Kopf zu haben. Er gilt als Durchsetzungsstark und manches Mal hat er selbst der Kanzlerin widersprochen. Konservativen in der Partei gilt er als ihre letzte Bastion. Obwohl er sich selbst nicht als konservativ bezeichnen würde. Dennoch: Kauder ist für Atomkraft, gegen Abtreibung und für das Betreuungsgeld. Nicht wenige in der Union glauben, dass die CDU mit solchen Positionen wieder mehrheitsfähig werden könnte. Contra Kauder kommt manchmal wie ein Dampfhammer daher wo es Fingerspitzengefühl erfordern würde. Er wirkt etwas steif, wenn er auf echte Menschen trifft. Für erste Plätze in Sympathie-Hitlisten ist Kauder nicht geschaffen.

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Norbert Röttgen Pro Der neue starke Mann der CDU hat sich in Nordrhein-Westfalen gerade den größten Landesverband der Partei unter den Nagel gerissen - und das in einem Mitgliederentscheid. Röttgen scheint also mehrheitsfähig zu sein. Intelligent genug für das Kanzleramt ist er. Als Umweltminister hat er geschickt die zusätzlichen Laufzeiten für Atomkraftwerke auf zwölf Jahre begrenzt. Andere in der Partei haben weit mehr als 20 Jahre gefordert. An ihm kommt keiner mehr vorbei. Contra Noch hat er nicht genug erreicht, um Merkel im Kanzleramt beerben zu können. Er müsste jetzt schnell Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen werden, um sich seine Chancen zu sichern. Aber Neuwahlen in dem von einer rot-grünen Minderheit regierten Land stehen gerade nicht an.

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