Atomkraftwerk:Japan beginnt Ableitung von Fukushima-Kühlwasser ins Meer

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Die Fischer nahe Fukushima haben sich bis zum Schluss gegen die Einleitung des Kühlwassers gewehrt. (Foto: Uncredited/dpa)

Die Behörden versichern, dass die radioaktiven Elemente aus dem Wasser gefiltert werden und die Ableitung unbedenklich ist. Nun startet am Donnerstag die Verklappung. Regionale Fischerverbände protestieren.

Japan beginnt damit, aufbereitetes Kühlwasser aus der Atomruine Fukushima ins Meer zuleiten. Die Verklappung soll am Donnerstag starten, entschied das Kabinett von Ministerpräsident Fumio Kishida. Japans Fischereiverbände äußerten bis zum letzten Tag ihre entschiedene Ablehnung. Auch Umweltschützer und Nachbarn wie China übten Kritik.

Kishidas Regierung argumentiert, dass auf dem Gelände der Atomruine der Platz zur Lagerung des Kühlwassers ausgehe und dadurch die Stilllegungsarbeiten behindert würden. Die Ableitung des Wassers in den Pazifischen Ozean sei eine Angelegenheit, die "nicht aufgeschoben werden kann", so der konservative Regierungschef.

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Von Thomas Hahn

Im AKW Fukushima war es im März 2011 in Folge eines schweren Erdbebens und gewaltigen Tsunamis zu Kernschmelzen gekommen. Die Reaktoren müssen weiter mit Wasser gekühlt werden, das in mehr als 1000 riesigen Tanks gelagert wird. Doch nun geht der Platz dafür nach Angaben des Betreiberkonzerns Tepco aus. Zudem drohe eine langfristige Lagerung auf dem Gelände die Stilllegungsarbeiten an der Atomruine zu behindern. Auch bestehe das Risiko von Lecks, hieß es. Daher sollen die mehr als 1,3 Millionen Tonnen Wasser über einen einen Kilometer langen Tunnel ins Meer geleitet werden. Dies wird voraussichtlich etwa 30 Jahre in Anspruch nehmen.

Zuvor wird das Wasser gefiltert, um die meisten radioaktiven Elemente - mit Ausnahme von Tritium - zu entfernen. Das Wasserstoffisotop lasse sich nur schwer vom Wasser trennen. Das aufbereitete Wasser wird nach Behördenangaben so stark verdünnt, dass die international zulässigen Grenzwerte für Tritium weit unterschritten würden.

China und Russland plädieren für die Verdampfung des Wassers

Japans Atomaufsichtsbehörde hatte kürzlich grünes Licht gegeben. Zuvor hatte auch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) den Verklappungsplänen zugestimmt. Japan erfülle die internationalen Sicherheitsstandards. Die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt seien "vernachlässigbar", befand die IAEA. Fachleute verweisen darauf, dass Atomkraftwerke in aller Welt schon seit Jahrzehnten routinemäßig belastetes Kühlwasser ins Meer ableiten.

Japans Fischereiverbände befürchten jedoch, das der Ruf ihrer Erzeugnisse weiter beschädigt wird. Sie versuchen sich seit dem Super-Gau geschäftlich zu erholen. "Wir sind zutiefst enttäuscht und empört über die Ankündigung der japanischen Regierung, radioaktiv belastetes Wasser in den Ozean zu leiten", sagte Hisayo Takada von der Umweltschutzgruppe Greenpeace Japan. Die Regierung habe sich über die Bedenken von Fischern, Bürgern und der internationalen Gemeinschaft, insbesondere in der Pazifikregion und den Nachbarländern, hinweggesetzt.

China und Russland, die sich ebenfalls gegen die Verklappung im Meer aussprechen, drängten nach Informationen der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo Tokio kürzlich gemeinsam dazu, stattdessen eine Entsorgungsstrategie durch Verdampfung in Erwägung zu ziehen. Eine Verdampfung des Wassers und seine Freisetzung in die Atmosphäre habe geringere Auswirkungen auf die Nachbarländer als die Einleitung ins Meer, zitierte Kyodo aus einem Tokio vorgelegten Dokument.

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