Frauen sind auch jetzt schon diejenigen, die die Vorwahlen gewinnen und Männer aus ihren seit Jahren innegehabten Ämtern vertreiben. Wie etwa die 28-jährige Demokratin Alexandria Ocasio-Cortez, die in New York City Joe Crowley besiegte, der seit zwei Jahrzehnten für die Demokraten in Washington saß.
Auch wenn im Senat den Umfragen zufolge wohl die Republikaner die Mehrheit behalten, sieht es zumindest im Kampf um das Abgeordnetenhaus gut aus für das blaue Team. Es sind weiße Wählerinnen mit Uni-Abschluss, die den Umschwung herbeiführen. In 69 hart umkämpften Wahlbezirken bevorzugen 62 Prozent der Frauen die Demokraten, nur 35 Prozent die Republikaner, hat eine aktuelle Umfrage der Washington Post ergeben.
"Ich denke, besonders weiße Akademikerinnen sind motiviert. Sie werden mit ihrer glühenden Wut die höchste Wahlbeteiligung bei den Zwischenwahlen erzielen", analysierte kürzlich Debbie Walsh, Direktorin der Rutgers University. Frauen engagieren sich stärker als Wahlkampfhelfer, besuchen politische Veranstaltungen und demonstrieren auf den Straßen des Landes.
Frauenzeitschriften sind voll von Artikeln über Aktivistinnen, die auf Gleichberechtigung drängen und ihre Geschlechtsgenossinnen auffordern, gemeinsam das amerikanische Patriarchat zu beenden: von den Grande Dames des Feminismus, Gloria Steinem und Jane Fonda, bis hin zu modernen Vorkämpferinnen wie Tarana Burke oder Patrisse Cullors. Die Organisation Emily's List, die speziell Frauen im Wahlkampf unterstützt, verzeichnete seit Trumps Präsidentschaft Anfragen von 16 000 progressiven Frauen, die Interesse an einer Kandidatur bekundeten.
Den Umschwung könnten die Frauen aus den Vororten bringen
Doch es gibt auch noch den anderen Typ Frau. Den, der Trump und den Republikanern auf Ewigkeit die Treue geschworen hat. 2016 stimmten immerhin 52 Prozent der weißen Frauen für den US-Präsidenten - trotz der "grab them by the pussy"-Affäre, bei der nur einen Monat vor der Wahl eine alte Aufnahme von ihm auftauchte, auf der er damit prahlt, Frauen "an die Pussy zu fassen". Gewählt haben sie ihn damals trotzdem.
Viele konservative Frauen fänden Kavanaugh sympathisch und glaubten, er sei zu Unrecht und aus rein politischem Kalkül beschuldigt worden, argumentiert etwa die konservative Juristin Margot Cleveland. Diese Frauen hätten nicht für Ford Partei ergriffen, sondern Angst, ihre Ehemänner, Söhne und Enkel könnten Opfer einer ähnlichen falschen Beschuldigung werden.
Auch Trump sagte: "Es ist eine sehr beängstigende Zeit für junge Männer in Amerika, wo sie dir die Schuld geben für etwas, für das du keine Schuld hast." Es sind die konservative Frauen, die sich fragen: Warum sollten 35 Jahre alte Anschuldigungen, die sich nicht beweisen lassen, die ganze Karriere eines so profilierten Richters zerstören?
Am Ende könnten aber jene Frauen aus den Vororten, die in keiner Partei registriert sind und die sich bei jeder Wahl neu entscheiden, den Unterschied machen. Das ist zumindest die berechtigte Hoffnung der Demokraten. Genau dort wohnen viele der gut ausgebildeten Frauen der Mittelschicht, die immer wütender werden.
Jahrzehntelang war es so, dass die Ehefrauen in den Vororten tendenziell konservativer waren als unverheiratete Frauen. Doch jüngste Umfragen zeigen einen erstaunlichen Wandel: 57 Prozent der verheirateten Frauen finden Trump nicht (mehr) gut. Insgesamt wollen 63 Prozent der Amerikanerinnen für die Demokraten stimmen. Die Auswirkungen dürften sich am Abend des 6. November zeigen.