Präsidentschaftswahl in Frankreich:Die Extremisten legen zu

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Amtsinhaber Emmanuel Macron hat sich im Präsidentschaftswahlkampf mit großen Auftritten zurückgehalten - trotzdem lief es ganz gut für ihn. Bis jetzt. (Foto: SEBASTIEN SALOM-GOMIS/AFP)

Nur noch eine Woche bis zur Präsidentschaftswahl - und nun zeigen Umfrageergebnisse: Es könnte für Emmanuel Macron knapper werden als gedacht.

Von Kathrin Müller-Lancé, München

Es ist noch eine Woche bis zur Präsidentschaftswahl in Frankreich. Und nun gibt es erste Anhaltspunkte dafür, dass Amtsinhaber Emmanuel Macron die Wahl doch nicht so locker gewinnen könnte wie lange angenommen.

Einer neuen Umfrage des Instituts Ifop zufolge könnte die Stichwahl knapper werden als erwartet: Der amtierende Präsident liegt derzeit bei 53,5 Prozent, die rechtsextreme Marine Le Pen bei 46,5 Prozent. Auch die Prognosen für den ersten Wahlgang sahen für Macron schon mal besser aus, vor zwei Wochen hatte er noch bei 31 Prozent gelegen, jetzt ist er auf 28 Prozent gesunken. Marine Le Pen und der Linksextremist Jean-Luc Mélenchon, in der Erhebung an dritter Stelle, konnten hingegen einige Prozentpunkte zulegen.

(Foto: SZ-Grafik)

Natürlich sind Umfragen nur Momentaufnahmen. Doch nachdem Macron in den vergangenen Wochen oft geradezu unangreifbar wirkte, sind die aktuellen Werte bemerkenswert.

Der Krieg in der Ukraine schien dem Amtsinhaber zugute zu kommen: Die innenpolitischen Streitereien gerieten in den Hintergrund, Macron inszenierte sich als Krisenmanager im Kapuzenpulli, telefonierte regelmäßig mit Putin - und konnte es sich leisten, auf den letzten Drücker in den Wahlkampf einzusteigen. Erst Anfang März gab er bekannt, dass er für eine zweite Amtszeit kandidiert, und nahm sich noch zwei Wochen Zeit, ehe er sein Programm verkündete.

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Erst die Pandemie, jetzt der Krieg - den wahlkämpfenden Emmanuel Macron stärkt das. Nun wird Konsens, was er seit Langem gefordert hat. Da kann dem Präsidenten nur noch einer gefährlich werden.

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Doch offenbar überlagert der Krieg nicht alles. Dass sowohl Mélenchon als auch Le Pen lange viel Verständnis für Russland und Putin zeigten und die Nato weitgehend ablehnen, scheint viele Wählerinnen und Wähler in Frankreich nicht nachhaltig zu beeindrucken. Die Zustimmung zu beiden ist inzwischen sogar größer als vor dem russischen Angriff auf die Ukraine. Nur ein Drittel der Französinnen und Franzosen gab zuletzt in einer Umfrage an, dass der Krieg bei ihrer Wahlentscheidung eine Rolle spiele. Die Hauptsorge der Wählerinnen und Wähler ist nach wie vor das "pouvoir d'achat", die Kaufkraft.

Und zu diesem Thema haben Mélenchon und Le Pen durchaus etwas zu sagen. Mélenchon will zum Beispiel den Mindestlohn erhöhen, Marine Le Pen verspricht, die Benzinsteuer zu senken. Die Wahl zwischen ihr und Macron sei die Wahl zwischen der Kaufkraft und der Kraft des Geldes, twitterte sie erst kürzlich. Vielleicht wurde Le Pens bisheriger Wahlkampf unterschätzt.

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Die linke Tageszeitung Libération machte in dieser Woche mit einem Foto Marine Le Pens auf und der Überschrift: "Elle est là", "Sie ist da". Während Le Pen vor der Wahl 2017 mehrfach provoziert hatte, verlief ihre Kampagne in diesem Jahr beinahe geräuscharm - das Provozieren übernahmen der rechtsnationale Éric Zemmour und in Teilen auch die konservative Valérie Précresse.

Der Wahlkampf von Amtsinhaber Macron beschränkte sich bislang auf eine Handvoll Auftritte. An diesem Samstag soll das erste und letzte große "Meeting" seiner Kampagne stattfinden - und das soll wirklich groß werden: Die "Paris La Défense Arena", die er dafür angemietet hat, gilt als einer der größten Veranstaltungsorte Europas.

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