Neues Schuljahr:Union für normale Präsenz in der Schule

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Unterricht in voller Klassenstärke, das ist das Ziel. (Foto: Daniel Bockwoldt/dpa)

Erst Wirbel um Jens Spahns Worte zum Wechselunterricht, und nun dies: CDU und CSU wollen regulären Unterricht im Herbst für alle Schüler

Von Angelika Slavik, Berlin

Die Bundestagsfraktion von CDU und CSU möchte im kommenden Schuljahr alle Kinder wieder regulär unterrichtet sehen. Das geht aus einem Positionspapier hervor, auf das sich die Fraktion verständigt hat. Darin heißt es, angesichts der zahlreichen Belastungen für Kinder in der Pandemie, "erwarte" man, dass die Bundesregierung mit den Ländern daran arbeite, dass Präsenzunterricht möglich sei.

Schulen und Kitas sollten zudem auf einen möglichen Wiederanstieg der Infektionszahlen "gut vorbereitet" sein. Dazu gehöre auch "flächendeckend" die Einrichtung von Luftreinigungssystemen. Schulschließungen sollten nur bei "eindeutigem Nachweis" einer vor Ort bestehenden Ansteckungsgefahr in Betracht gezogen werden.

Das Statement der Abgeordneten kommt nur Tage, nachdem Äußerungen des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn (CDU) viel Aufregung ausgelöst hatten. Spahn hatte bei einer Veranstaltung Wechselunterricht auch im kommenden Schuljahr in den Raum gestellt. Man werde "nicht völlig ohne Schutzmaßnahmen - sei es Maske, Abstand, Wechselunterricht oder Testen" wieder in den Schulbetrieb gehen können, so Spahn.

Am Wochenanfang relativierte er seine Aussagen und betonte, er sei absolut nicht für Wechselunterricht, mit den richtigen Instrumenten lasse sich dieser verhindern. Die Empörung bei Elternvertretern und Kinderschutzorganisationen war dennoch groß - und möglicherweise Anlass dafür, dass die Union nun die Jüngsten ins Zentrum der Pandemiepolitik rücken will.

Praktika, Austauschprogramme und Therapeuten

Neben der Sicherung des Schulbetriebs plädieren die Unions-Abgeordneten für Fördermaßnahmen, mit denen Lerndefizite aufgeholt und die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen verbessert werden solle. Im Papier genannt werden etwa eine Praktikumsoffensive, erweiterte Schüleraustauschprogramme und eine Aufstockung psychotherapeutischer Kapazitäten. Zudem solle ein "nationaler Kinder- und Jugendgipfel" Maßnahmen erarbeiten.

Von anderen Parteien gab es Kritik: FDP-Bildungssprecher Thomas Sattelberger nannte das Papier "ein durchsichtiges Manöver kurz vor der Wahl". Noch vor wenigen Wochen hätten Unionspolitiker Investitionen in Luftreiniger gescheut und ihre Wirksamkeit angezweifelt. Nun ginge die eigene Partei "in Opposition zu Spahn". Dies mache die seelischen Schäden bei Kindern und die Lerndefizite nicht ungeschehen. AfD-Politiker Götz Frömming sagte, es gebe "keinen Grund, die Union für ihren verspäteten Erkenntnisgewinn zu loben". Der Vorschlag ginge nicht weit genug.

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