Studium:Hiergeblieben!

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Ein Auslandsaufenthalt weitet den Blick - sowohl für deutsche Studierende als auch für ausländische, die nach Deutschland kommen, hier das Unifest der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. (Foto: MARC JOHN/IMAGO)

Studenten zieht es ins Ausland - am liebsten mit einem Stipendium. Jetzt will die Bundesregierung offenbar die Mittel für den Deutschen Akademischen Austauschdienst kürzen - nicht zum ersten Mal.

Von Kathrin Müller-Lancé

Die Liste der Alumni ist lang. Auf der Homepage des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) kann man sich durch eine ganze Galerie klicken: Margaret Atwood, Claus Kleber, Karl Lauterbach. Sie alle haben irgendwann mit einem DAAD-Stipendium im Ausland studiert - oder als Ausländer in Deutschland. Atwood verbrachte 1984 mit dem Berliner Künstlerprogramm ein Jahr in der deutschen Hauptstadt und schrieb dort den Anfang von "The Handmaid's Tale". Kleber ging 1984 mit einer DAAD-Förderung für seine Doktorarbeit in die USA. Lauterbach studierte zwischen 1989 und 1992 mit einem Stipendium des DAAD Gesundheitsökonomie und Epidemiologie in Harvard. Wie jetzt bekannt wurde, wollen Lauterbachs Regierungskollegen das Budget der Förderorganisation um mehrere Millionen kürzen.

Das geht aus einer Anfrage der CDU-Bundestagsfraktion vor. Die Regierung sehe für das Jahr 2024 eine Förderung von 215,3 Millionen Euro vor, heißt es in der Antwort des Auswärtigen Amtes - das wären knapp sieben Millionen Euro weniger als in diesem Jahr. Es wäre auch ein Bruch mit dem Koalitionsvertrag. Darin verspricht die Regierung, die institutionelle Förderung des DAAD analog zum Pakt für Forschung und Innovation zu erhöhen, also um drei Prozent pro Jahr.

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Manche erinnert das an die Pläne der Ampelkoalition beim Bafög. Auch da versprach sie eine große Reform, erhöhte in einem ersten Schritt Altersgrenze und die Bedarfssätze, kündigte nun angesichts des schmalen Haushalts aber Einsparungen an. Den Haushalt auf Kosten der Studierenden zu sanieren - ist das das richtige Signal?

Wenn die Regierung ihre Pläne durchsetzt, wird der DAAD sparen müssen, bei Stipendien für Studierende und Forschende. Und das ausgerechnet jetzt, wo nach Corona die Grenzen wieder offen und der Drang bei vielen groß ist, endlich ins Ausland zu gehen. Der DAAD ist die nach eigenen Angaben weltweit größte Förderorganisation für den internationalen Austausch von Studierenden und Wissenschaftlern. Nach dem Corona-Einbruch war die Zahl der von ihm vergebenen Stipendien wieder deutlich gestiegen, im vergangenen Jahr förderte der DAAD 140 000 Studierende und Forschende, fast genau so viele wie vor Pandemie.

Der aktuelle Sparplan ist ein zweiter Anlauf. Schon im vergangenen Jahr wollte die Regierung das Budget des DAAD um zehn Millionen Euro kürzen. Damals gab es großen Protest von den Unis und Forschungseinrichtungen, auf den sozialen Medien meldeten sich ehemalige Stipendiatinnen und Stipendiaten unter #IgotfundedbyDAAD zu Wort. Sie berichteten von ihren Erfahrungen in Taipeh, Edinburgh und Jerusalem, von Sprachkursen, Promotionsstipendien, Forschungsreisen. Das schien zunächst zu funktionieren: Die Regierung zog ihre Kürzungspläne zurück und bescherte dem DAAD ein Rekordbudget. Hat das am Ende doch nichts gebracht?

Man nehme den aktuell vorgelegten Haushaltsentwurf der Bundesregierung zur Kenntnis, teilt der DAAD mit, und werde die weitere Entwicklung im Haushaltsauschuss abwarten. Darüber, ob die Kürzungen wirklich kommen, wird nach der Sommerpause der Bundestag beraten. Der ehemalige DAAD-Stipendiat Karl Lauterbach will sich laut seinem Ministerium zu den Kürzungsplänen seiner Kabinettskollegen übrigens nicht äußern.

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