Annalena Baerbock:Die erste Außenministerin - und doch nicht am Ziel

Annalena Baerbock hat bei den Grünen steil Karriere gemacht. Die große Hoffnung, Kanzlerin zu werden, erfüllte sich nicht. Nun fliegt sie als Deutschlands oberste Diplomatin durch Europa. Ihr Leben in Bildern.

Von Kassian Stroh

Die Außenministerin

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(Foto: dpa)

Ist sie nun am Ziel angelangt? Oder trauert sie noch der verpassten Chance nach, Bundeskanzlerin zu werden? Am Abend ist Annalena Baerbock in den Flieger gestiegen. Sie ist nun Außenministerin, ihre ersten Antrittsbesuche wird sie heute in Paris und Brüssel und morgen in Warschau absolvieren. 14,8 Prozent der Stimmen haben die Grünen bei der Bundestagswahl geholt - unter ihrer Spitzenkandidatin Baerbock. Das waren etwa sechs Prozentpunkte mehr als vor vier Jahren, aber auch deutlich weniger als im Frühjahr erhofft. Damals kürten die Grünen Baerbock zur Kanzlerkandidatin - und weil sie in den Umfragen zeitweilig vor allen anderen Parteien lagen, war die Hoffnung groß, mit Baerbock bald tatsächlich eine Kanzlerin stellen zu können. Nun sind die Grünen zwar in der Regierung, aber Baerbock ist nur Außenministerin - und Vizekanzler ist der grüne Co-Chef Robert Habeck geworden. Gleichwohl steht Baerbock nun mit 40 Jahren auf dem Höhepunkt ihrer bisherigen Politikkarriere.

Die Landesvorsitzende

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(Foto: picture alliance / dpa)

Baerbock hat bei den Grünen einen steilen Aufstieg hinter sich. Im Jahr 2005 wird die damals 25-Jährige Mitglied in der Partei und beginnt, für eine grüne Europaabgeordnete zu arbeiten. Vier Jahre später wechselt sie als Mitarbeiterin zur Bundestagsfraktion. Ebenfalls 2009 wird sie in einer Doppelspitze Vorsitzende des kleinen Landesverbandes Brandenburg.

Die Abgeordnete

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(Foto: dpa)

Die Europapolitik, die Außen- und Sicherheitspolitik - das sind für Baerbock die wichtigsten Themenfelder. Als sie im Jahr 2013 erstmals in den Bundestag gewählt wird, kommt die Klimapolitik dazu. Schnell erwirbt sie sich den Ruf als sachkundige und auch konsequente Klimaschützerin. Das Thema wird in der öffentlichen Debatte wichtiger: Mit Forderungen wie der nach einem baldigen Kohleausstieg und einem Ende des Verbrennermotors ziehen die Grünen in den Wahlkampf 2017.

Die Verhandlerin

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(Foto: Michael Kappeler/dpa)

Nach der Bundestagswahl 2017 verhandeln Union, FDP und Grüne vier Wochen lang über eine sogenannte Jamaika-Koalition, bis die FDP schließlich aussteigt. Baerbock gehört zur Delegation der Grünen (hier auf dem Weg zur CDU-Zentrale). Bei den Verhandlungen fällt sie auf: gut vorbereitet und detailsicher, manchmal aber auch enervierend hartnäckig.

Die Vorsitzende

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(Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa)

Anfang 2018 werden Baerbock und der damalige Umweltminister und Vize-Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Robert Habeck, als neue Parteivorsitzende gewählt. Nach außen hin geben sich die beiden extrem harmonisch, sie integrieren und überwinden die alten Flügelkämpfe der Grünen. Die Partei schwärmt von ihrem Führungsduo - und Baerbock verschafft sich zunehmend Respekt. Mit Blick auf Habecks weit größere Bekanntheit und Popularität hatte sie ja schon in ihrer Rede zur Bewerbung um den Parteivorsitz gesagt: "Wir wählen hier heute nicht nur die Frau an Roberts Seite, sondern die neue Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen."

Die Kanzlerkandidatin

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(Foto: REUTERS)

"Nicht nur die Frau an Roberts Seite" - was das bedeutet, zeigt sich im April 2021. Die Grünen wollen nun erstmals mit einem Kanzlerkandidaten oder einer Kanzlerkandidatin in die Bundestagswahl ziehen, nicht mit einem paritätisch besetzten Spitzenduo. Die einst so streitlustige Partei verhält sich ruhig und lässt ihre beiden Vorsitzenden unter sich ausmachen, wer es wird. Baerbock setzt sich durch; Habeck, der so gerne Kanzlerkandidat geworden wäre, überlässt ihr die große Bühne.

Die Wahlkämpferin

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(Foto: dpa)

Der Wahlkampf ist anstrengend für Baerbock (SZ Plus), die in den Umfragen gemessene Zustimmung zu ihr und den Grünen sinkt im Lauf der Monate. Der Kandidatin werden Plagiatsvorwürfe gemacht, sie soll ihren Lebenslauf etwas geschönt und Nebeneinkünfte zu spät gemeldet haben. Und in der Partei wird leise die Frage debattiert, ob nicht doch Habeck der bessere Kandidat gewesen wäre - der leidet still.

Die Sportlerin

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(Foto: Rasmus Tanck/OH)

Zwar steht Baerbock im Licht der Öffentlichkeit, doch ihr Privatleben schottet sie weitgehend ab. Aufgewachsen ist sie in einem Dorf in Niedersachsen. Nach dem Abitur geht sie nach Hamburg, um Politik zu studieren; danach macht sie in London einen Master in Völkerrecht. Zu ihren Hobbys zählt das Trampolinspringen, das sie in ihrer Jugend als Leistungssport betrieben hat. Auch Fußball hat sie als Jugendliche gespielt.

Die Mutter und Ehefrau

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(Foto: imago images/Sven Simon)

Seit 2007 ist Baerbock mit dem PR-Manager Daniel Holefleisch verheiratet, der früher auch einmal für die Grünen gearbeitet hat; inzwischen ist er als Lobbyist für die Deutsche Post tätig. Von diesem Job werde er, wenn sie ein Regierungsamt antrete, eine Auszeit nehmen und sich um die beiden Töchter kümmern, hat Baerbock vor der Wahl angekündigt. Die Familie lebt in Potsdam, wo Baerbock bei der Bundestagswahl auch als Direktkandidatin antrat. Einer ihrer Kontrahenten war jemand, mit dem sie auch um die Regierungsspitze konkurrierte: SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz. Baerbock unterlag auch im Wahlkreis.

Die erste Außenministerin

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(Foto: dpa)

Scholz ist nun der Kanzler und ihr Chef, Baerbock ist Außenministerin - das Bild zeigt sie bei ihrem ersten Auftritt im Auswärtigen Amt am Mittwochnachmittag. Sie ist die erste Frau, die an dessen Spitze steht. "Nach 151 Jahren in der Geschichte dieses Hauses wurde es dafür auch höchste Zeit", sagte ihr Vorgänger Heiko Maas (SPD) bei der Amtsübergabe. Dieses Alleinstellungsmerkmal, immerhin, hätte sie als Kanzlerin nicht erreicht.

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